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08.02.2007

Quelle:Darmstädter Echo

"Lärmschutz im großen Stil"

ICE-Anschluss: Heimstättenbewohner machen mobil gegen Trasse an Eschollbrücker Straße

Die Bezwingung eines Gipfels ist das eine, doch danach warten die Mühen der Ebene: So oder ähnlich formulierte es Bert Brecht. Diese Erfahrung macht jetzt auch Darmstadts Oberbürgermeister Walter Hoffmann, der wohl gerne noch ein Weilchen unbelastet den Erfolg nach jahrelangem Kampf um die Einbindung Darmstadts ins deutsche Hochgeschwindigkeits-Schienennetz ausgekostet hätte.

Der lange widerstrebende Bahnchef Hartmut Mehdorn hat Ende voriger Woche einem ICE-Halt im Darmstädter Hauptbahnhof zugestimmt – in Form einer Bypass-Lösung, eines eingleisigen Abzweigs von der Hauptstrecke, den nur ein Teil der Expresszüge nutzt. Die große Linie steht also. Jetzt geht es in die Details. Und sogleich melden sich Darmstädter Bürger zu Wort, die vom Bau der sogenannten Konsenstrasse eine Verschlechterung ihrer persönlichen Situation befürchten.

Besorgte Stimmen kommen zuallererst aus der Heimstättensiedlung. Dort haben Bewohner die auch im ECHO veröffentlichte Grobskizze des Trassenverlaufs studiert, eins und eins zusammengezählt – und vermuten nun, dass der Bypass wohl entlang der Eschollbrücker Straße von der Autobahn A 67 ins Stadtgebiet geführt wird.

Die Stadt hält sich bislang sehr bedeckt, was die genaue Planung der ICE-Anbindung angeht. Es sei Sache der Bahn, hier zunächst ihre Vorstellungen zu präsentieren, erklärte gestern auf Anfrage Oberbürgermeister Walter Hoffmann. Das werde noch eine ganze Weile dauern, möglicherweise nicht mehr in diesem Jahr geschehen. Die Stadt betreibe einstweilen keine eigenen Planungen.

Es gibt allerdings bereits ein Dokument der Stadt, in dem ein plausibler Trassenverlauf recht präzise beschrieben wird: Der Flächennutzungsplan, den das Stadtparlament im Dezember 2005 verabschiedet hat. Damals war die Diskussion um die ICE-Anbindung Darmstadts noch voll im Gang; zur Absicherung markierten die Planer mögliche Neubaustrecken mit gestrichelten Linien. „Freihaltung für ICE-Trassenvarianten“ ist dazu auf dem Flächennutzungsplan vermerkt.

Die markanteste dieser Linien zweigt knapp nördlich der Hilpertstraße von der bestehenden Bahnstrecke in Südrichtung ab. Sie verläuft in einer Kurve nach Südwesten durch das Areal des Gewerbegebiets an der Riedstraße und die Kelley-Kaserne der US-Streitkräfte, erreicht etwa in Höhe des Sportplatzes der SG Eiche die Eschollbrücker Straße und folgt dieser auf der Nordseite Richtung Autobahn (zur Grafik).

„Unzumutbar“ sei dieser Trassenverlauf, sagt dazu Herbert Wolf, Bewohner der Heimstättensiedlung. Er verfasste umgehend einen Offenen Brief an den Oberbürgermeister, der auch von anderen Stadtteilbewohnern unterzeichnet wurden.

Der Ton ist scharf und polemisch: Von einem „politisch motivierten ICE-Halt“ ist die Rede, mit dem sich Hoffmann wohl ein „prestigeträchtiges (Bau)-Denkmal“ setzen wolle. Die Anwohner befürchten „eine weitere Verlärmung der Wohngebiete Heimstättensiedlung und Ernst-Ludwig-Park“.

Der Stadtteil sei bereits jetzt durch Schienen- und Bahnverkehr stark belastet, erklärt Wolf. Die betroffenen Bürger wollten vom Oberbürgermeister persönlich angehört werden: „Wir wollen wissen, was man tun kann, um das für uns so erträglich wie möglich zu machen.“

„Völlig verfrüht“ seien derartige Aktivitäten, sagt Hoffmann zu dem Vorstoß der Heimstättenbewohner. Er spricht von einer Diskussion zur Unzeit: „Es gibt noch keine genaue Trassenplanung. Ich bin dagegen, jetzt Spekulationen in die Welt zu setzen.“

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