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03.04.2009

Quelle:Frankfurter Rundschau

Leihrad-Boom in Hessens Städten

Call-a-Bike und Nextbike

Martin Rau hat neue Nachbarn bekommen. Er betreibt am Darmstädter Hauptbahnhof eine Fahrradstation mit Parkhaus, Verleih, Werkstatt und Gebraucht-Velos. Vor sein Schaufenster hat ihm nun die Deutsche Bahn zehn "Call-a-Bike"-Räder gestellt. Sie lassen sich rund um die Uhr leihen, für neun Euro pro Tag.

Doch Rau fühlt sich nicht bedroht. Er verleiht seine Räder für 7,50 Euro am Tag, billiger als die Bahn-Firma DB Rent. "Meine Kunden werden auch in Zukunft zu mir kommen", sagt er. Und er hat ein Angebot für Firmen: "50 Leihräder für einen Event, da bin ich in Preis und Service unschlagbar."

"Das ist ein europaweiter Trend"

Fest steht: Mietfahrräder sind im Kommen. "Das ist ein europaweiter, weltweiter Trend", sagt Klaus Müller, Geschäftsführer von DB Rent. Aus dem Bus aussteigen, sich auf ein Fahrrad schwingen und losfahren - in Frankfurt kennt man das schon seit sechs Jahren. DB Rent hat tausend Leihräder in der Stadt verteilt. Wer sich einmal per Telefon oder Internet angemeldet hat, kann jederzeit und überall losradeln, wo er eins findet - und an seinem Ziel stehen lassen.

Nun vermietet die Bahn-Firma DB Rent auch in anderen hessischen Städten Fahrräder. Und das Leipziger Unternehmen Nextbike tritt als direkter Konkurrent in Frankfurt und Offenbach auf.

Weitere Expansion ist schon geplant

Die Wettbewerber liefern sich ein heißes Rennen. Es geht um die Vorherrschaft in möglichst vielen Städten. "Dieses Jahr wird der Wahnsinn", erwartet Nextbike-Sprecherin Mareike Rauchhaus. Bereits in 20 Städten stehen Nextbikes zum Leihen. "Und es laufen ständig Gespräche mit neuen Städten."

DB Rent will seine Radstationen an ICE-Bahnhöfen bis Jahresende von 31 auf mindestens 100 in Deutschland vermehren. Allerdings können die Kunden die Call-Bikes - anders als in Frankfurt - meist nur am Hauptbahnhof ausleihen und abgeben. Seit gestern sind Darmstadt mit zehn und Hanau mit fünf Rädern dabei, seit letzter Woche Aschaffenburg, davor schon Kassel-Wilhelmshöhe, Fulda und Mainz.

Städte bezahlen Zuschüsse für die Räder

Zusätzlicher Anreiz fürs Rennen sind zehn Millionen Euro vom Bund: Fördergeld sollen Städte erhalten, die stadtweit verfügbare Leihräder in den öffentlichen Nahverkehr integrieren wollen. Davon wollen auch DB Rent und Nextbike profitieren. "Wir hoffen, dass Städte wie Hanau und Darmstadt jetzt auf uns zukommen und mit uns über stadtweite Leihsysteme reden", sagt Klaus Müller. Wieviel eine Stadt für die Räder bezahlen muss, sei je nach Mietsystem unterschiedlich, sagt Müller. Stuttgart etwa zahle pro Rad und Jahr 1000 Euro.

Nextbike hingegen verlange statt laufender Zuschüsse nur eine Anschubfinanzierung, sagt Rauchhaus: "Wir haben den Vorteil, dass wir uns auch von Werbung auf den Rädern finanzieren." Knapp 20.000 Euro hat Offenbach für 50 Räder und Stellplätze investiert. DB Rent hatte der Stadt im Jahr 2004 noch abgesagt. Auch für die Kunden ist Nextbike billiger: Eine Stunde Call-a-Bike kostet 4,80 Euro, Nextbike nur einen Euro.

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