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01.10.2004

Quelle:Frankfurter Rundschau

Bahn will Neubau Frankfurt-Mannheim nicht aufgeben

Doch in der Finanzplanung des Bundes fehlt das Projekt / Neue Verbindung Frankfurt-Fulda hat noch viel geringere Chancen

Den Berliner Sparbeschlüssen sind zumindest vorerst zwei Strecken zum Opfer gefallen, die über Hessen hinaus von hoher Wirkung für das deutsche Bahnnetz sind. Auch um Engpässe im Regionalverkehr im hessischen Ried sowie im Kinzigtal zu beseitigen, haben die Projekte hohe Priorität. Doch sie gelten als vorerst nicht bezahlbar.

Immerhin gibt es nach Darstellung von DB-Netz Überlegungen, über eine Zusatzvereinbarung mit dem Verkehrsminister weitere Planungsgelder für die Strecke Rhein-Main/Rhein-Neckar zu erhalten, obwohl sie in der zwischen Bund und Bahn verabredeten mittelfristigen Finanzplanung nicht aufgeführt ist. In dieser "Liste der 66 Projekte", die ein Volumen von 3,1 Milliarden Mark, fehlt das Vorhaben, obwohl die Bahn darin einen nach wie vor wichtigen Lückenschluss sieht und bereits das Raumordnungsverfahren abgeschlossen ist. Als "abwegig" bezeichnete ein Bahnsprecher Überlegungen, "eigenes Geld" in die Hand zu nehmen, um die Planung für die Strecke durch das Ried weiter auf dem Laufenden zu halten.

Über das weitere Vorgehen will die Bahn bis zum Ende des Jahres entscheiden. Dabei geht es zunächst um die noch offene Frage der Streckenführung: So fühlt sich DB Netz nicht an das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens gebunden, wonach die Strecke durch Darmstadt gebaut werden soll. Diesen Zwangspunkt beschreibt in einer Fußnote sogar der im Sommer verabschiedete Bundesverkehrswegeplan; dort heißt es: "Eine Einbindung des Schienenfernverkehrs in der Region Starkenburg ist über den Hauptbahnhof Darmstadt sicherzustellen."

Diese Vorgabe läuft aus Bahnsicht jedoch dem Prinzip des Hochgeschwindigkeitsnetzes zu wider. In der Frankfurter Zentrale wird deshalb derzeit überlegt, ob der Wunsch der südhessischen Wissenschaftsstadt, mit dem internationalen Verkehrsnetz verbunden zu werden, nicht auch anders eingelöst werden kann. Gedacht wird dabei an eine schnelle Zugverbindung, die von Darmstadt zum Frankfurter Flughafen und zum Frankfurter Hauptbahnhof führt. Während die Hoffnung, dass das Projekt Mannheim-Frankfurt eines Tages schon wegen der inzwischen weit fortgeschrittenen Planung Ende des Jahrzehnts doch finanzierbar wird, tappen die Bahner wegen des ebenfalls weiter als wichtig erachteten Projekts Fulda-Frankfurt völlig im Dunkeln. Selbst die bis vor Monaten noch lebhaft und kontrovers geführte Debatte um die Streckenführung scheint sich erledigt zu haben.

Weitere Untersuchungen etwa zur Umweltverträglichkeit von Trassen durch das Kinzigtal oder den Spessart bestätigt das Unternehmen, ergäben keinen Sinn. "Wir können nicht in Vorlage treten", sagt ein Bahnsprecher, "wenn wir nicht die berechtigte Hoffnung haben, dass die Strecke auch finanziert wird".

"Flaschenhals" Kinzigtal

Die Tatsache, dass die Strecke im neuen Bundesverkehrswegeplan immerhin auf Platz 19 der Liste "vordringlicher Bedarf, laufende und fest disponierte Vorhaben" rangiere, zähle in Zeiten leerer Kassen nichts. Diese Lage sei "äußerst unbefriedigend", heißt es in Frankfurt, zumal im "Flaschenhals" Kinzigtal "dringender Handlungsbedarf" bestehe. Der wird noch zunehmen, denn die Bahn will weitere ICEs auf die Strecke schicken, was den Engpass im Regionalverkehr weiter verschärfen dürfte.

Dennoch geschieht etwas auf dieser Trasse: So ist der Weiterbau des dritten Gleises von Hailer nach Gelnhausen gesichert, was zumindestens bis zur Barbarossastadt positive Folgen für den regionalen Schienenverkehr haben sollte. Auf dem letzten Platz der 66er Liste gelandet, bekommt das Projekt vom Bund vier Millionen Euro. Auch für Umbauten im Bahnhof Neuhof gibt es eine Million Euro. Kurz vorm Abschluss steht zudem eine Finanzierungsvereinbarung über 190 Millionen Euro für den Bau einer neuen Röhre des Schlüchterner Tunnels. Gebaut werden soll eine eingleisige Röhre, die nur dann, wenn der benachbarte alte Tunel saniert wird, mit zwei Gleisen befahren werden kann. Im Endzustand gibt es dann zwei eingleisige Tunnels, wie sie heute für gemischten Verkehr aus Personen- und Güterzügen aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben sind. Das Projekt Schlüchterner Tunnel stelle dabei kein Präjudiz für die spätere Planung dar, heißt es bei DB Netz. Auch für den Fall, dass für die Neubaustrecke Frankfurt-Fulda die Kinzigtal- und nicht die Spessart-Variante ("Mottgers-Spange") beschlossen würde, müsste man im Raum Schlüchtern einen dritten Tunnel mit zwei Röhren bauen.

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