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05.08.2004

Quelle:Darmstädter Echo

Kein Platz nördlich der Bundesstraße

Weiterstädter Straßenbahn: Gutachten beziffert Mehrkosten einer Trasse nördlich der B 42 auf 2,65 Millionen Euro

WEITERSTADT. Die Untersuchungen für den Streckenverlauf der geplanten Straßenbahn von Weiterstadt nach Darmstadt sind ein weiteres Stück vorangekommen. Das beauftragte Frankfurter Ingenieurbüro hat der Stadtverwaltung inzwischen ein nunmehr viertes Gutachten vorgelegt, das sich mit einem möglichen Trassenverlauf nördlich der B 42 beschäftigt. Ursprünglich waren nur zwei unterschiedliche Streckenführungen in der Diskussion: Eine Variante durch die Darmstädter Straße oder die Strecke südlich der B 42. Ein Verlauf auf der alten Riedbahntrasse wurde zuvor schon als unrentabel verworfen.

Eine Mehrheit der Stadtverordneten verlangte dann im Dezember noch die jetzt vorliegende Untersuchung, die ursprünglich von der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina) abgelehnt wurde. Begründet wurde der Antrag damit, dass die Passagiere bei dieser Streckenführung nicht über die viel befahrene Bundesstraße wechseln müssten, Gefahren somit vermieden werden können.

Dass mehr Sicherheit auch mehr Geld kostet, ist jetzt das Fazit des Gutachtens: 2,65 Millionen Euro würden durch die nördliche Variante an Mehrausgaben entstehen. Auch angesichts der auf rund 50 Millionen Euro geschätzten Gesamtkosten des Projekts kein kleiner Betrag.

Während beide Varianten laut Gutachten keine wesentlichen Unterschiede in der Nutzen-Kosten-Relation aufweisen – beide weisen einen Faktor auf, der über dem Soll liegt und somit von der Dadina befürwortet wird –, wäre der Bau der Nordvariante erheblich komplizierter: Entweder müsste die B 42 auf Grund zu geringer Trassenbreite zum Teil verlegt werden, oder die Stadt müsste zusätzliche Grundstücke von Anliegern kaufen. Die notwendige Verlegung eines dort verlaufenden unterirdischen Kanals wird mit 875 000 Euro veranschlagt, für Lärmschutzwände auf der Nordseite müssten 970 000 Euro zusätzlich aufgewendet werden.

Einen „positiven Einfluss auf die Sicherheit der Fußgängerströme“ bestätigt das Gutachten der teureren Variante allerdings. Dies gelte insbesondere für die möglichen Haltestellen Hans-Böckler-Straße und Mainzer Straße. Eine Entscheidung wird allerdings nicht getroffen: „Gegenübergestellt werden können letztlich nur die für die Nordvariante erforderlichen Mehrkosten und die Sicherheitsbelange der ÖPNV-Nutzer“, lautet das Fazit. Abschließend wird eine weitere Diskussion in den Gremien empfohlen.

Der Magistrat hat seine Entscheidung hierzu bereits getroffen: Er empfiehlt den Stadtverordneten, von einer Trassenführung auf der Nordseite abzusehen. „Meiner Ansicht nach war das eine überflüssige Prüfung“, beurteilt Bürgermeister Peter Rohrbach (ALW), Befürworter der Straßenbahn, das Untersuchungsergebnis. 11 000 Euro habe das Gutachten die Stadt gekostet. „Für 2,65 Millionen Euro könnten wir einige Unterführungen oder Brücken über die B 42 bauen. Wer glaubt denn, dass wir einen Zebrastreifen auf die Fahrbahn einer Bundesstraße malen?“

Seines Wissens seien die Kosten für eine sichere Überquerung der Bundesstraße in der billigeren, südlicheren Variante auch bereits eingerechnet. Eine nördliche Trasse lehnt Rohrbach ohnehin als „Unsinn“ ab. „Das gäbe einen Aufstand in der Rheinstraße, wenn wir die Lärmquelle Straßenbahn direkt an die Vorgärten bauen.“

SPD-Fraktionschef Gerd Körner, ausgewiesener Gegner des Tram-Projekts, sieht sich in seiner ablehnenden Meinung allerdings bestätigt: „Die ganze Finanzierung des Vorhabens ist doch ohnehin wacklig. Wir haben in der Fraktion dieses Untersuchungsergebnis zwar noch nicht diskutiert, aber die SPD ist gegenüber dem Straßenbahnprojekt nach wie vor sehr, sehr skeptisch.“

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