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02.05.2009

Quelle:Darmstädter Echo

Zwangs-Fahrscheine für alle Bürger?

Nordostumgehung: Landesplaner Monheim kommt auf Einladung der Bürgerinitiative

„Liebe Freunde einer Verkehrswende in Darmstadt“, begrüßte Heiner Monheim seine Zuhörer im Hexagon der TU an der Landgraf-Georg-Straße. Die Bürgerinitiative „Ohne Nord-Ost-Umgehung“ (Ono) hatte den Verkehrsexperten und Kritiker der Massenmotorisierung für einen Vortrag gewonnen. Mit der Bahn kam Monheim von Trier angereist, an der dortigen Universität lehrt er Raumentwicklung und Landesplanung.

„Hier sind alle Hauptverkehrsstraßen schlimm“, stellte Heiner Monheim mit Blick auf Darmstadt fest. „Da muss man rangehen und nicht an die Nordostumgehung.“ Ein möglicher Lösungsansatz sei die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Denkbar sei ein regionales Güterverkehrskonzept. „Ihr Bürgermeister muss seine Stadtplaner damit beauftragen“, forderte er.

In Deutschland würden derzeit so viele Straßen gebaut wie nie zuvor. „Doch wir reden nie über die Defizite des Autoverkehrs“, kritisierte der Mitbegründer des ADFC. Darunter verstehe er die Kosten für Parkhäuser, „von der Investition her rechnen sich die nie“, Unterführungen oder Umgehungen. Allerdings warnte er die Bürgerinitiative Ono davor, aus reinen Ideologiegründen den motorisierten Verkehr zu kritisieren. Vielmehr müsse man „die Herrschaft über Begriffe und Sehnsüchte erlangen, da haben wir Nachholbedarf“. Die Autoindustrie habe das längst geschafft. Gigantische Summen flössen in die Werbung, hingegen kaum in die Reklame für den öffentlichen Nahverkehr oder Radwege.

Allerdings sieht Monheim auch Licht am Horizont. Das Verhältnis zum Auto werde derzeit neu bestimmt, kleinere und günstigere Autos seien gefragt. Und in wenigen Jahren sei die Pkw-Maut „bis zum letzten Feldweg“ denkbar. Darmstadt lobte er als Pionierstadt des Semestertickets für Studenten und stellte die Frage in den Raum, warum Darmstadt nicht auch das ÖPNV-Bürgerticket erfinde, das für jeden Einwohner verpflichtend, dafür aber besonders günstig sei.

Nach gut zwei Stunden musste Monheim seinen Vortrag abbrechen. Er ließ sich per Fahrrad zum Hauptbahnhof fahren, um dort noch seinen Zug zu bekommen – und demonstrierte so, dass der Pkw-Verzicht immer einher geht mit einer eingeschränkten zeitlichen Flexibilität.

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