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30.07.2007

Quelle:Darmstädter Echo

Bahn ist West-Variante für ICE zu teuer

Planung: Unternehmensvertreter nennen in Pfungstadt die von Darmstadts CDU vorgeschlagene Trasse unwirtschaftlich

PFUNGSTADT. Die Pläne für die ICE-Neubaustrecke werden vor allem in den Pfungstädter Stadtteilen Eschollbrücken und Hahn aufmerksam verfolgt. Bewohner fürchten eine noch höhere Lärmbelastung, wenn die Hochgeschwindigkeitszüge neben der A 67 und damit an den Orten vorbeiführen. Sie sind deshalb von den Vorschlägen der Darmstädter CDU-Fraktion und von Bürgerinitiativen alarmiert. Sie hatten angeregt, die Gleise nicht wie bislang vorgesehen östlich, sondern westlich der Schnellstraße zu bauen. Dadurch rückte die ICE-Trasse noch näher an die Wohngebiete heran. Doch dieser sogenannten West-Variante räumt die Deutsche Bahn AG kaum Chancen ein. Als „nicht wirtschaftlich“ bezeichnete Bahn-Projektleiter Paul Gerhardt am Freitagabend in Pfungstadt diese Streckenführung.

Die Bahn befürwortet weiterhin die Bahnlinie im Osten der Autobahn entlang. Verliefe die Trasse im Westen, müssten die Gleise für den Bypass zum Hauptbahnhof Darmstadt nördlich und südlich des Oberzentrums zwei Mal unter der Autobahn hindurch gebaut werden. Das bedeutet zusätzliche Unterführungen, die der Bahn zu teuer sind. „Unser Favorit ist die Ostseite“, erklärte Gerhardt während der Sitzung des ICE-Sonderausschusses im Pfungstädter Feuerwehrgerätehaus.

Doch nicht alle Punkte der aktuellen Darmstädter Vorschläge treffen in Pfungstadt auf Bedenken. Ausschussvorsitzender Harald Polster (SPD) begrüßt die Streckenführung entlang der Stadtschneise. Dadurch würde das vom Hauptbahnhof kommende Gleis auf Darmstädter und nicht wie zunächst geplant auf Pfungstädter Gebiet auf die durchgehende Strecke entlang von A5 und A 67 stoßen. Polster: „Damit sind wir einverstanden.“

Das Hauptaugenmerk der Pfungstädter Kommunalpolitiker und Bürgerinitiative richtet sich aber weiterhin auf den Lärmschutz. Sie befürchten, dass der Lärmschutz, den die Bahn zu bauen bereit ist, nicht ausreichen könnte, um eine weitere Belastung der Wohngebiete zu vermeiden. Vor allem die Bürgerinitiative Biba 67 verweist darauf, dass nicht nur ICE-Züge, sondern in der Nacht auch 80 Güterzüge die neue Strecke nutzen sollen. Pfungstadt fordert deshalb, die Gleise in einem Tunnel an Eschollbrücken und Hahn vorbei zu führen.

Auf solche Einzelheiten der Pläne lassen sich Vertreter der Bahn derzeit nicht ein. Es liege bislang lediglich eine grobe Planung vor, erklärt Joachim Nied, Leiter der Großprojekte bei der Bahn AG. Dabei machte er den Pfungstädtern aber wenig Hoffnung auf den gewünschten Tunnel. Ein solches Bauwerk diene normalerweise nur dazu, Hindernisse zu unterqueren. „Die Details unterliegen der noch ausstehenden Planung“, erklärte er. Die soll im September beginnen und klären, wo Tunnels, Tröge oder Lärmschutzwände erforderlich sind.

Dabei zeigt sich die Bahn gesprächsbereit. Das Unternehmen sei daran interessiert, schon im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens mit den Kommunen zu verhandeln. „Auch bei der ICE-Strecke Köln-Frankfurt gab es vernünftige Lösungen“, erklärte Gerhardt. Dies strebe die Bahn auch bei der neuen Trasse an.

Für diese Verhandlungen will sich Pfungstadt wappnen. Das Ziel: „Wir müssen aufzeigen, dass die Stadt besonders von Lärm betroffen ist. Deshalb sind auch besondere Schutzmaßnahmen erforderlich“, beschreibt Polster die Lage. Die Belastungen durch Auto-, Flug- und Zuglärm übersteige schon jetzt die Grenzwerte. Exakte Daten gibt es dazu aber noch nicht. Diese sollen jetzt zusammengetragen werden. Der Sonderausschuss hat am Freitagabend dem Magistrat empfohlen, bei einem Ingenieurbüro eine Bestandsaufnahme der Lärmsituation zu bestellen. Wie Ingenieur Karl-Heinz Krapf erläuterte, ist diese Lärmkartierung Basis für weitere Berechnungsmodelle. So können anschließend die Auswirkungen von Lärmschutzmaßnahmen ermittelt werden. „Damit haben wir auch rechtlich belastbare Daten, um mit der Bahn zu verhandeln“, erklärt Polster.

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