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22.06.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Förderverein für Bahnhof löst sich auf

Verkehr: Weil an der Bickenbacher Station keine Tickets mehr verkauft werden können, fehlt das Geld für Aufgaben

Der Förderverein Bickenbacher Bahnhof (FBB) wird sich nach mehr als zehnjährigem Bestehen auflösen. Dies hat die Mitgliederversammlung beschlossen, nachdem sie ein Angebot des Unternehmens „First Rail Estate“ auf Zwischennutzung des Bickenbacher Bahnhofs abgelehnt hat. Diese Zwischennutzung sollte so lange gelten, bis „First Rail Estate“, das sich mit der Vermarktung von Bahnhöfen befasst, einen neuen Betreiber für die Bickenbacher Station gefunden hat.

Wie berichtet, betrieb der Verein ab 1993 bis März vergangenen Jahres im Bahnhof ein Fahrgastzentrum, in dem sich die Bahnkunden über Reiseverbindungen informieren lassen und Fahrkarten für den Fernverkehr kaufen konnten. Das Engagement ermöglichte es zudem, den Bahnhof für die Bahnkunden offen zu halten und während der Wintermonate einen geheizten Wartesaal anzubieten. Seit die Bahn ihre neue Tarifstruktur eingeführt hat, kann der FBB keine Fernfahrkarten mehr verkaufen, mit denen er Mietzahlungen finanziert. „Wir hätten mit dieser Zwischennutzung drei Viertel unserer Vereinsaufgabe nicht mehr erfüllt“, sagt dazu Emil Lauerwald, der Vorsitzende des FBB.

Entsprechend dem Beschluss der Mitgliederversammlung wird der Vorstand bis zum Jahresende die Auflösung des Vereins betreiben. Das Vermögen von rund 3000 Euro soll an die Gemeinde weiter gegeben werden mit der Empfehlung, den Betrag zu gleichen Teilen an den Verkehrsclub Deutschland und den Fahrgastverband „Pro Bahn“ weiter zu leiten.

Mit Bedauern reagiert der Bickenbacher Bürgermeister Günter Martini auf die Auflösung: „Die Arbeit des Vereins war eine Werbung für den öffentlichen Personennahverkehr“. Kritisch merkt er an, dass die eigentliche Schuld am Aus für den Verein bei der Bahn AG und ihrer Unnachgiebigkeit liege. Die Gemeinde habe den Verein über die Jahre mit jährlichen Zuschüssen und der Übernahme der Umbaukosten unterstützt.

Die Zukunft des Bickenbacher Bahnhofs ist derzeit noch offen. Wie Harald Polster, Geschäftsführer der „First Rail Estate“ erläutert, prüfe man derzeit verschiedene Nutzungsmodelle. Ziel sei die Einrichtung einer Reiseagentur und eines Bistros. Eine schnelle Zwischenlösung mit einem Bistro sei nicht möglich, „weil die vorhandenen Toiletten für einen solchen Betrieb nicht ausreichen“, stellt Polster fest. Der Denkmalschutz, unter dem das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert steht, stelle allerdings kein Problem dar.

Für Belebung will auch die Bickenbacher Freie Baptistengemeinde am Bahnhof sorgen. Sie hat ein Anwesen direkt neben ihrem Gemeindezentrum gegenüber dem Bahnhof erworben und will es in Eigenhilfe für Gemeinderäume und ein Café umbauen. Das Café soll im Interesse der Bahnkunden vor allem morgens zwischen 6 und 9 Uhr geöffnet sein, damit diese sich auch Zeitschriften und ein Frühstück kaufen können. Wie Waldemar Siebert, der Vorsitzende der Baptistengemeinde erläutert, machten sich das Café der Gemeinde und ein Bistro im Bahnhof gegenseitig keine Konkurrenz. „Wir haben bereits mit Harald Polster darüber gesprochen, der hat unsere Meinung bestätigt“, sagt dazu Siebert. Auch Bürgermeister Günter Martini bewertet die Absichten der Kirchengemeinde positiv. „Ein Neubau an dieser Stelle wird das Areal eindeutig aufwerten“, erklärt er.

Bis zur Eröffnung des neuen Cafés wird es allerdings noch dauern. Wie Siebert berichtet, wird in diesem Sommer mit den Abbrucharbeiten am alten Haus begonnen, von Herbst an soll der Neubau hochgezogen werden. Bis Ende des Jahres rechnet er mit der Fertigstellung.

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