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12.10.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Ostkreuz am Botanischen Garten

Nordostumgehung: Heinrichstraße und Aschaffenburger Straße werden mit großen Schleifen an die B 26 angeschlossen

In den sechziger und siebziger Jahren war geplant, Darmstadt mit einem großspurigen Autobahnring zu umgeben – und mit einer Kette von Autobahnkreuzen, die die städtischen Ausfallstraßen anbinden sollten. Die Bürger wehrten sich, die Politik hatte ein Einsehen, und so ging die Zeit über diese Pläne hinweg.

Beinahe. Denn eines der Autobahnkreuze überlebte all die Jahre in einer Schublade des Landesamts für Straßen- und Verkehrswesen (ASV): der Knoten, der Heinrichstraße und Aschaffenburger Straße an die autobahnähnlich ausgebaute B 26 anschließen soll. Das Vorhaben wurde bereits 1976 mit der Planfeststellung abgeschlossen – ist also baureif. Und es wird gebaut, sowie der Bau der Nordostumgehung ebenfalls beginnt. Dies versicherte gestern ASV-Chef Fred Nerschbach.

„Eine höhenfreie Lösung, wie die Ingenieure sagen“, schwärmt Nerschbach. „Wir brauchen das in dieser Dimension, und wenn der Knoten heute noch mal geplant würde, dann fiele er genauso aus.“ Die Verknüpfung der drei Straßen wird gewaltige Dimensionen annehmen: Wo bisher Ampeln den Verkehr regeln, trennen und verbinden künftig Schleifen und Überführungen die Autoströme – die bekannten „Ohren“.

Die Fahrzeuge rollen danach ohne Behinderung in alle Richtungen – auch in das Wohngebiet, das die Heinrichstraße durchquert. Diese Straße ist derzeit mit rund 23 000 Autos pro Tag belastet, und ebenso viele werden es laut Nerschbach nach Bau des Knotens und der Nordostumgehung sein. Dasselbe gilt für die Landgraf-Georg-Straße, die ihre Frequenz mit 18 000 Fahrzeugen in etwa behalten wird. Auch die Landgraf-Georg-Straße wird kreuzungs- und ampelfrei angeschlossen.

„Der Entlastungseffekt ist von den Zahlen her gering“, erklärt Nerschbach. „Allerdings, und das wird oft vergessen, fallen die Lastwagen weg.“ Denn die sollen ja auf der Nordostumgehung bleiben.

„Das Ziel der Planung“, so der Amtsleiter, „ist, den Verkehr in Richtung Tunnel zu bündeln.“ Wobei Nerschbach einen Tunnel meint, der südlich vom Ostbahnhof beginnt und – das ist der Wunsch der Stadt – durchgehend bis zum Bürgerpark führt. Die Verkehrsprognose des ASV erwartet auf der B 26 bis zum Knoten Heinrichstraße täglich um die 60 000 Autos, von dort bis Ostbahnhof 40 000, von denen rund 23 000 in den Tunnel fahren. Ein Drittel des aus dem Umland eintreffenden Verkehrs wird demnach die Umgehung nutzen.

„Die entscheidende Frage ist eben nicht, inwieweit wird Darmstadt gegenüber dem heutigen Zustand entlastet, sondern: Wie würde die Belastung steigen, wenn die Nordostumgehung nicht käme“, sagt Nerschbach.

Aus dieser Perspektive sei das Autobahnkreuz Ost unverzichtbar, erklärt der Amtsleiter. „Denn so wie die Straße heute ist, ist da ein Widerstand drin. Die Verengung von vier auf zwei Spuren und die Ampeln, das wirkt wie ein Pfropfen.“ Für eine Verkehrsachse, die solche Hemmnisse aufweise, werde der Bund kein Geld ausgeben.

„Im Bundesfernstraßengesetz steht, dass Straßen, die der Bund baut und bezahlt, leistungsfähig sein müssen“, sagt Nerschbach. „Darin ist sogar von der ,Leichtigkeit des Verkehrs‘ die Rede.“ Der technische Entwurf für die B 26 neu mit dem neuen Darmstädter Ostkreuz sowie für die folgende Nordostumgehung werde am Ende dem Bundesverkehrsministerium zu Prüfung und Genehmigung vorgelegt; dass der Bund nicht zustimmt, hält Nerschbach jedoch für unwahrscheinlich. „Der Bund hat die Planung von 1976 nie in Frage gestellt, und als wir jetzt die Pläne wieder in die Hand genommen haben, da gab es natürlich Gespräche mit den Fachleuten des Ministeriums.“

Kurzum: „Wir haben keine Veranlassung, daran etwas zu ändern. Und jede wesentliche Änderung würde ein neues Planfeststellungsverfahren bedeuten, für das zwei Jahre Dauer eher zu gering gedacht wären.“

Das sieht auch Darmstadts Verkehrsdezernent Dieter Wenzel so. Er verspricht zwar, die Stadt werde schauen, inwieweit bei den angrenzenden Straßen Korrekturen möglich seien – „aber ein neues Planfeststellungsverfahren würde die ganze Nordostumgehung in Gefahr bringen, und das kann nicht sein.“

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