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02.04.2009

Quelle:Frankfurter Rundschau

Gedrängel und genervte Schüler

Kampf vorm Schulbus

Dienstag, 13.05 Uhr. Die Schulglocke der Joachim-Schumann Schule in Babenhausen läutet das Ende der 6. Stunde ein. Die Bushaltestelle vor der kooperativen Gesamtschule ist leer, es ist still. Nur zwei Minuten später wird die Ruhe gestört: Mit lauten Geschrei stürmen ungefähr 30 Schülerinnen und Schüler auf das Geländer der Haltestelle zu. Der Kampf um die Sitzplatzverteilung im Bus beginnt. Wer zu spät kommt, muss nachher stehen.

"Nein, diesmal will ich nach vorne", ruft ein 7.Klässler seinem Klassenkameraden zu und stößt ihn unsanft zur Seite. Schon rollt der Bus ein, ganz langsam. Nachdem der Busfahrer die Türen geöffnet hat, geht es nocheinmal richtig zur Sache. "Gedränge und Gestoße, das ist nicht mehr normal", berichtet eine Beobachterin.
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Die Buslinie K65 der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (DADINA) ab Babenhausen Joachim Schumann-Schule ist im ADAC-Schulbustest durchgefallen: Überfüllte Busse, Verhalten der Busfahrer und Schüler waren mangelhaft. In Schulnoten wäre das eine glatte fünf.

Ein wesentlicher Punkt dabei sind Absprachen mit Schulen und Busunternehmern. "Wenn alle Schüler zur fünften Stunde aushaben, ist es klar, dass die Busse überfüllt sind", sagt Matthias Altenhein, Geschäftsführer der DADINA. An der Joachim-Schumann-Schule ist das Dienstags und Freitags der Fall. Altenhein hat nun durchgesetzt, dass sich der Schulschluss auf die fünfte und sechste Stunde verteilt.

Von dieser Idee ist Schulleiter Burkhard Vollmers allerdings weniger begeistert. Denn der frühe Dienstags-Schluss hat einen Grund: Der Konferenz- und Teamsitzungstag des Lehrerkollegiums. Vollmers hätte es besser gefallen, wenn mehr Busse eingesetzt worden wären.

Denn: "Wir haben an vielen Tagen entzerrte Zeiten. Montag, Mittwoch, Donnerstag - auch da sind die Busse zu voll". Ein weiterer Teil des Mobilitätsmanagements ist die Idee, Schülern als Bus- und Bahnbegleiter einzusetzen. Am Schuldorf-Bergstraße läuft bereits das Pilotprojekt, finanziert von DADINA, Schuldorf-Bergstraße und RMV: In Rollenspielen lernen 40 Schülerinnen und Schüler von einem Trainer, wie sie bei Rangeleien oder Geschreie im Bus helfen können. "Ich glaube wir werden das richtig gut hinkriegen", sagt die 15-jährige Sophie. Ab Mai sollen die frisch ausgebildeten Schüler auf ihre ersten Einsätze.

Mobilitätsmanagement
Die DADINA startet mit dem Mobilitätsmanagement an Schulen ein neues Projekt. Im Gegensatz zu kostenintensiven Lösungen wie die Beschaffung neuer Busse, setzt sie damit auf weiche Maßnahmen: an oberster Stelle steht Kooperation zwischen Schulen und ÖPNV. Fahr- und Schulzeiten sollen angepasst, Vandalismus und Aggressivität im Bus vorgebeugt werden. Geplant sind außerdem eine Busschule für Grundschüler und die Ausbildung von Bus- und Bahnbegleitern.
Schulleiter Burkhard Vollmers hat Verständnis für die Unruhe seiner Schützlinge :"Im Bus sind die eingequetscht wie die Ölsardinen", sagt er. Die DADINA will nun ein neues Projekt an Schulen starten, um diese Probleme in den Griff zu bekommen: Das Mobilitätsmanagement.

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