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15.12.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Die Ausbaugegner formieren sich

Nordost-Umgehung: „Stadtautobahn, die Wohn- und Erholungsgebiete durchschneidet, kann nicht die Lösung sein“: Treffen einer neuen Bürgerinitiative – Suche nach Alternativen

„Ich betrachte die Verkehrsentwicklung in Darmstadt seit Jahren mit Grausen“, sagte Jörg Fischer. Sein Protest wendet sich gegen die geplante Nordost-Umgehung. „Faktum ist, dass Darmstadt von Autobahnen eingeschlossen ist“, klagte er. Beim Treffen der neu gegründeten Bürgerinitiative „Ohne Nordost-Umgehung“ in der Gaststätte „Martinsstuben“ diskutierten die etwa 15 Anwesenden am Dienstagabend engagiert über das Großprojekt.

Die geplante Umgehungsstraße soll den aus nordöstlicher Richtung in die Stadt drängenden Verkehr vom Ostbahnhof entlang dem Spessartring durch einen Tunnel unter dem Bürgerpark bis zum Martin-Luther-King-Ring führen und dadurch den Innenstadtbereich entlasten. Die Initiative befürchtet jedoch, dass diese „Stadtautobahn“ Wohn- und Erholungsgebiete im Stadtbereich zerschneiden, insgesamt mehr Durchgangsverkehr anziehen und somit auch zu einer weiteren Erhöhung der Abgasbelastung führen könnte. „Ich bin davon überzeugt, dass das nicht die Lösung sein kann“, sagte Ausbaugegnerin Monika Herchenröder. Angesichts der „Unerträglichkeit des immer näher rückenden Projekts“ habe sie sich gemeinsam mit Heidrun Wilker-Wirk entschlossen, die Bürgerinitiative zu gründen.

„Es ist eine Reihe von Eingriffen in gewachsene Strukturen vorgesehen“, bestätigte Volker Blees, Planer beim Straßenverkehrsamt Darmstadt. Die Bürger hätten daher berechtigte, aber auch viele unberechtigte Ängste. Blees war nicht in offizieller Funktion, sondern privat zu der Gesprächsrunde gekommen. Er wollte Informationen liefern, um eine „realistischere Einschätzung“ zu ermöglichen. Blees betonte jedoch, dass er niemanden von der „objektiven Richtigkeit“ des Projekts überzeugen wolle.

Die Bürger nutzten die Gelegenheit, um sich über den Planungsstand, die Finanzierung und die genaue Trassenführung zu informieren.

„Gab es eigentlich eine fundierte Verkehrsuntersuchung?“, wollte Wilker-Wirk wissen. Blees verneinte und verwies stattdessen auf die Verkehrsdatenbasis Rhein-Main und Hochrechnungsmodelle. Über den Anteil des Schwerverkehrs, der maßgeblich für die Feinstaub-Belastung verantwortlich gemacht wird, konnte er keine konkreten Auskünfte geben: „Darüber wissen wir relativ wenig.“

Ausbaugegner Stefan Nold war sichtlich verärgert, dass bei einer Investition in dieser Größenordnung kein Geld für eine Verkehrsuntersuchung ausgegeben worden sei: „Da stellt man doch einfach mal eine Kamera auf, die jedes Auto blitzt“, sagte er.

Reichlich Informations- und Diskussionsbedarf bestand auch bezüglich der Tunnelplanung. Viele Bürger äußerten Sicherheitsbedenken. Auf Unverständnis stieß zudem ein im Bürgerpark geplanter, fünf bis zehn Meter hoher Abluftkamin, der die Abgase aus der Röhre überirdisch ableiten soll. Die Abgase würden in höhere Luftschichten abgegeben, so dass die Konzentration im Park nicht mehr messbar sei, versicherte Verkehrsplaner Blees. Bei den Bürgern blieben dennoch Zweifel bestehen.

Die Bürgerinitiative will sich nicht dem Vorwurf aussetzen, sie handele nach dem Sankt-Florians-Prinzip und wolle die Lösung des Verkehrsproblems abschieben. „Wenn wir sagen, dass wir gegen den Ausbau sind, müssen wir Alternativen angeben“, sagte Fischer am Ende der rund zweistündigen Diskussion. Neben Forderungen und Protestformen soll daher bei den weiteren Treffen auch über Alternativen zur Nordost-Umgehung nachgedacht werden.

Das nächste Treffen der Bürgerinitiative „Ohne Nordost-Umgehung“ ist für Dienstag (3. Januar) um 20 Uhr in der Gaststätte „Martinsstuben“ (Liebfrauenstraße 37) geplant. Weitere Informationen gibt es telefonisch bei Monika Herchenröder unter der Telefonnummer 06151-74797.

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