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12.07.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Nordostumgehung im Detail

Verkehr: Bei der Bauverwaltung und im Internet kann der Bebauungsplan eingesehen werden – Kreuzung an der Marburger Straße – Rosenhöhe: Tunnel noch offen – Viele Bäume werden fallen

Erstmals haben Bürger die Gelegenheit, sich über Verlauf und Gestalt der geplanten Nordostumgehung detailliert zu informieren. Der Bebauungsplan N 59, der Ziele, Baumaßnahmen sowie ihre Folgen beschreibt und begründet, kann bis 5. August in der Bauverwaltung, Bessunger Straße 125, Block D, Zimmer 203, eingesehen werden. Dort hängen Pläne an der Wand, und in einem mehr als hundertseitigen Ordner ist jede Einzelheit aufgelistet. Wer sich nicht allein zurechtfindet, kann Mitarbeiter des Planungsamts um Hilfe bitten.

Schon nach kurzem Blättern wird deutlich, dass hier eines der größten Projekte der Darmstädter Geschichte in Angriff genommen wird. Von 2009 bis 2011 soll die 2,9 Kilometer lange Neubaustrecke gebaut werden. Der vom Bebauungsplan N 59 erfasste Abschnitt reicht vom Tunnelportal rechts vor dem Gebäude des Ostbahnhofs bis zum Anschluss an den Martin-Luther-King-Ring. Dort wird nördlich der Werkstätten für Behinderte an der Marburger Straße eine große Kreuzung gebaut.

Nicht enthalten ist die östliche Fortführung (B 26). Nach älteren Plänen ist hier – zwischen Edelsteinviertel und Botanischem Garten – immer noch vorgesehen, die Schnellstraße vierspurig auszubauen und die Heinrichstraße mit einem Autobahnkreuz anzubinden. „Ich denke aber, dass wir darüber noch reden können“, erklärte gestern Baudezernent Dieter Wenzel. Schließlich habe die Stadt auch kurzfristig auf die ursprünglich geplanten Ausfahrrampen am Woog verzichtet.

Ebenfalls noch keine Entscheidung gibt es für den Abschnitt an der Rosenhöhe. Der Bebauungsplan stellt die Ingenieurslösung dar („Amtsplanung“), nach der die Trasse links vom Ostbahnhof wieder aus der Erde kommt und bis zur Dieburger Straße offen neben den Gleisen verläuft. Er verweist allerdings auch auf die vom Architekturbüro Pahl/Weber-Pahl erarbeitete Alternative eines Tunnels in der Böschung des Odenwaldbahneinschnitts. Dieter Wenzel spricht dennoch von einem „Ziel Richtung Tunnel“.

Unstrittig ist dagegen der Tunnel zwischen Dieburger und Arheilger Straße. Freilich werden sich die Darmstädter da auf anstrengende Jahre des Bauens einrichten müssen – die Röhre wird nämlich nicht durch die Tiefe gegraben, sondern von oben eingesetzt. Das bedeutet, dass die schöne August-Buxbaum-Anlage vorübergehend verschwinden muss, ebenso, wie es den Schrebergärten nördlich des Alfred-Messel-Wegs, dem Park der Oetinger Villa und Teilen des Bürgerparks blüht. Häuser brauchen nicht abgerissen zu werden.

Was sich die Stadt von diesem Engagement erhofft, ist ebenfalls nachzulesen. Die Verkehrsplaner erwarten auf der Nordostumgehung im Jahr 2015 eine Belastung von 23 200 Fahrzeugen pro Tag. Tagsüber wird der Anteil des Schwerlastverkehrs bei 10,4 Prozent, in der Nacht sogar bei 12,8 Prozent liegen. Ein großer Teil dieses Schwerlastverkehrs rollt derzeit über die Landgraf-Georg-Straße und den Cityring.

Für diese beiden Straßen brächte die Umgehung eine Entlastung von fünf bis zehn Prozent des jetzigen Verkehrs, bei der Landgraf-Georg-Straße jedoch nur auf dem äußeren Abschnitt. Zwischen Schloss und Hallenbad wird mit einer Zunahme des Verkehrs um 15 Prozent gerechnet. Entscheidend ist jedoch der Wegfall der Brummis.

Der große Gewinner der Nordostumgehung sind Spessartring und Rhönring. Dort soll sich der Verkehr bis 2015 halbieren. Erkennbare Entlastung könnte es auch für Pützerstraße und Heinheimer Straße geben. Ob die Verhältnisse in der Nieder-Ramstädter Straße und der Teichhausstraße sich verbessern (wie in der Modellrechnung erwartet), hängt davon ab, ob die Stadt auf die jüngst erörterte Variante verzichtet, den Cityring auf eben diese beiden Straßen auszuweiten. Die Heinrichstraße bleibt so belastet, wie sie es heute schon ist.

Anregungen und Bedenken können die Bürger direkt im Stadtplanungsamt zu Protokoll geben. „Die meisten aber“, so war dort gestern zu hören, „setzen sich zuhause hin und formulieren in Ruhe.“

Der Bebauungsplan N 59 kann auch im Internet studiert werden. Zu finden ist er unter der Adresse „www.darmstadt.de/stadtplanung/toeb.htm“.

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