Zurück

21.07.2007

Quelle:Darmstädter Echo

CDU: Trasse weg von der Heimstätte

ICE-Anbindung: Vorstoß im Stadtparlament für Verlegung entlang der Stadtschneise und westlich der A 5

Die Darmstädter CDU macht sich für ein Umdenken bei der ICE-Anbindung der Stadt durch die sogenannte Konsens-Trasse stark. Die Unionsfraktion im Stadtparlament hat für die nächste Sitzung im September einen Antrag eingebracht, der zwei wichtige Änderungen gegenüber der bisherigen Planung vorsieht.

Die Hauptstrecke in Nord-Süd-Richtung soll demnach nicht auf der Ost-, sondern auf der Westseite der Autobahn A 5 gebaut werden. Zudem soll der eingleisige Abzweig zum Darmstädter Hauptbahnhof nicht entlang der Eschollbrücker Straße, sondern nördlich davon entlang der Stadtschneise durch den Westwald verlaufen. Die CDU macht sich damit Vorschläge der Bürgerinitiativen (BI) in der Heimstätte und in der Siedlung Tann zu eigen. „Es geht uns darum, in Darmstadt die Interessen zu bündeln“, sagte am Freitag der CDU-Fraktionsvorsitzende Rafael Reißer. „Das Ziel ist ein Konsens in der Stadtverordnetenversammlung. Alle müssen mit einer Stimme sprechen, um Stärke gegenüber der Bahn zu demonstrieren.“ Die sei als Verhandlungspartner „mit allen Wassern gewaschen“.

Reißer warf dem Darmstädter Magistrat vor, bislang zu wenig für die Formulierung einer gemeinsamen Darmstädter Position getan zu haben; andere Gemeinden seien schon viel weiter. „Wir wollen da ein bisschen Dynamik reinbringen. Der Oberbürgermeister wäre in Verhandlungen eine lahme Ente, wenn das Parlament nicht hinter ihm steht.“ Die Zeit laufe der Stadt davon, ergänzte der CDU-Stadtverordnete Ctirad Kotoucek, die Bahn treibe ihre Planungen schließlich voran.

Die CDU habe ihre Position in Gesprächen mit den Bürgerinitiativen, aber auch mit Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock erarbeitet, erklärte Reißer. Rosenstock habe versichert, dass eine Trasse entlang der Stadtschneise für den Wald sogar vorteilhaft sei, weil weniger Bäume gefällt werden müssten. Die Strecke sei kürzer, Naturschutzgebiete würden nicht berührt. Auf diesem Abschnitt sei eine abgesenkte Troglage der Trasse „zwingend notwendig“, sagte Reißer. Zudem seien Brücken vorzusehen. Lärmschutzwälle seien hingegen an dieser Stelle überflüssig.

Die Forderung nach einem Trassenverlauf an der Stadtschneise entspricht dem Programm der BI in der Heimstätte. Von der BI Siedlung Tann wiederum wurde die Forderung nach Verlegung der Haupttrasse auf die Autobahn-Westseite übernommen. Nach seiner Kenntnis hätten die westlichen Nachbarn Griesheim und Weiterstadt nichts dagegen, sagte Reißer. Auch diese Variante sei laut Rosenstock schonender für den Wald.

Die CDU wolle ihre Vorschläge „nicht hundertprozentig in Stein meißeln, damit auch andere eigene Vorstellungen einbringen können“, betonte der Fraktionsvorsitzende. Wichtig sei, in der Stadt „alle in ein Boot zu bekommen“.

Von einem reinen „Schaufensterantrag“ der CDU sprach am Freitagnachmittag der SPD-Fraktionsvorsitzende Hanno Benz. Darin zeige sich zudem eine Missachtung des ICE-Bürgerbeirats, wo zunächst die Standpunkte ausgetauscht werden sollten. Richtig sei allerdings, dass man damit „nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag warten kann“. Die SPD-Fraktion werde nach der Sommerpause Ende August über die BI-Vorschläge diskutieren.

Differenziert äußerte sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Leif Blum: Er sprach sich nachdrücklich dafür aus, die Verlegung der Haupttrasse auf die Autobahn-Westseite ernsthaft zu prüfen, „das ist eine absolut legitime Frage“. Schwerer zu beurteilen sei die Verlegung des Abzweigs auf die Stadtschneise. Die Stadtverwaltung sei aber beauftragt, auch diese Variante zu prüfen. Eine Demonstration der Geschlossenheit im Stadtparlament sei auch aus Sicht der FDP wünschenswert.

Es nütze nichts, im Vorfeld immer wieder neue Trassen-Varianten „durchs Dorf zu treiben“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Brigitte Lindscheid. Die Vorschläge beider Bürgerinitiativen hätten Vor- und Nachteile, es gebe zudem noch weitere Entwürfe. Die Folgen seien derzeit fachlich noch nicht vollständig einzuschätzen, „das sollte ganz in Ruhe geprüft werden. Dafür ist noch genügend Zeit.“ Auch die Grünen seien aber dafür, „so viele wie möglich in ein Boot zu bringen“ – am besten auch noch den Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Kurz-URL:

Link teilen: Quelle twittern 

Zurück