Zurück

11.04.2007

Quelle:Frankfurter Rundschau

Dadina räumt der Kundenzufriedenheit oberste Priorität ein

Befragungen sollen dazu beitragen, die Angebote im öffentlichen Nahverkehr zu verbessern / Qualitätsstandards in Planung

Die Darmstadt-Dieburger-Nahverkehrs- organisation (Dadina) feiert zehnjähriges Bestehen. Seitdem sind die Fahrgastzahlen um zwanzig Prozent gestiegen. Qualitäts- management und neue Qualitätsstandards zielen jetzt auf eine Steigerung der Zufriedenheit der Fahrgäste.

Etwa 30 Millionen Fahrgäste befördert die Dadina allein im Darmstädter Stadtverkehr jährlich von A nach B. 70 Prozent der Fahrgäste sind laut einer Bürgerumfrage mit dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) zufrieden oder sehr zufrieden, lobte Stadtrat und Dadina-Vorstand Klaus Feuchtinger (Grüne) kürzlich während einer Infoveranstaltung zum Jubiläumsauftakt. Seine Parole: „Machen wir uns auf den Weg, auch noch die Zufriedenheit der übrigen 30 Prozent zu erreichen.“ Und wie? „Wir wollen in enger Zusammenarbeit mit dem Fahrgastbeirat und mit stets offenem Ohr die Defizite aufgreifen“, kündigte Feuchtinger an.

Auch der Vorsitzende des Fahrgastbeirates, Bernd Rohrmann, zieht nach zehn Jahren Dadina insgesamt ein positives Resümee. Nach Gründen für Unzufriedenheit gefragt, nennt er aber etwa, dass manchen Senioren die Monatskarte zu teuer sei. Rohrmann plädiert für teurere Einzelfahrscheine und günstigere Monatskarten. Ein wiederkehrendes Thema im Beirat sei auch, dass einige Fahrgäste mit den Automaten nicht zurecht kämen und ihre Fahrkarten wieder beim Busfahrer kaufen möchten. Immer wieder kritisiert würden auch unfreundliche Fahrer oder einzelne Haltestellen.

Behindertenfreundlichkeit und der entsprechende Umbau der Haltestellen, vor allem des Willy-Brandt-Platzes, sind dem Beirat wichtig. Daher befasse sich das Gremium derzeit damit, wie Haltestellen einheitlich gestaltet und ob Fahrgäste bei Verspätungen entschädigt werden können, so Rohrmann. Über solche Kundengarantien wird derzeit bei der Dadina diskutiert.

Für Dadina-Geschäftsführer Matthias Altenhein steht in Zukunft einiges an. So werde über die Straßenbahn nach Weiterstadt innerhalb der Dadina-Gremien diskutiert. Die Reaktivierung der Pfungstadtbahn stehe auf dem Wunschzettel. Der bisher größte Erfolg der Dadina sei die Organisation selbst, sagt Altenhein, durch die Dadina ließe sich vieles besser abstimmen. Weitere Erfolge sind für ihn die Schnellbuslinien, der „Selbstläufer“ MobiTick und der Nachtverkehr. „Wir sind ständig bemüht, die Fahrgäste zufriedener zu machen.“ Dazu gehöre es, ständig Angebot und Qualität zu verbessern, wie Altenhein sagt. So sei beispielsweise das Angebot für Bus- und Bahnfahrten in den vergangenen zehn Jahren um 15 Prozent erweitert worden.

Über die Zufriedenheit der Kunden sagt er: „Preise und Tarife sind immer ein Punkt.“ Außerdem: Sauberkeit und Pünktlichkeit. Das hätten Untersuchungen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) ergeben. Unzufriedenheit dringt in Form von Beschwerden auch an die Dadina heran: Etwa 100 bis 200 Beschwerden würden jedes Jahr an die Dadina herangetragen, schätzt Altenhein. Daher sollen die Kunden zum Beispiel künftig zu Sauberkeit, Pünktlichkeit und Freundlichkeit befragt werden.

Umweltqualität auf der Agenda

Die Verkehrsunternehmen bekämen daraufhin Noten, es soll ein Bonus-Malus-System mit Gutschriften und Strafzahlungen geben. Jährlich könne allein die Befragung eine sechsstellige Summe kosten, schätzt Altenhein. Außerdem sollen bald bestimmte Qualitätsstandards im Nahverkehrsplan festgeschrieben werden, die aber bei der Ausschreibung im Jahr 2005 schon Maßgabe waren. Klimaanlagen, Niederflureinstieg und eine bestimmte Umweltqualität werden damit für alle Verkehrsunternehmen ein Muss. Ein weiterer Plan für die Zukunft der Dadina: Auch die Umlandlinien sollen an die Leitstelle, das sogenannte Verkehrsmanagementsystem, angeschlossen werden, berichtet der Geschäftsführer. So könne die Pünktlichkeit überwacht werden und eine Absprache mit den Busfahrern sei auch möglich.

Mit der geplanten Leitstelle schieße die Dadina allerdings über das Ziel hinaus, kritisiert Ralph Nadler, der Geschäftsführer der HAV Verkehrsbetriebsgesellschaft, die etliche Linien im Landkreis eigenwirtschaftlich betreibt. Zu ihr gehört auch das Reisebüro Mendel. Abgesehen von der Leitstelle, hält Nadler aber die meisten Vorgaben für sinnvoll. Für das Unternehmen bedeuten die neuen Standards indes zusätzliche Kosten. Sie hätten 5,6 Millionen Euro in 20 neue Busse – auf höchstem Umweltstandard und behindertengerecht – investiert, sagt Nadler.

Kurz-URL:

Link teilen: Quelle twittern 

Zurück