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03.02.2006

Quelle:Frankfurter Rundschau

Holz kommt künftig direkt im Kranichsteiner Wald auf den Zug

Darmstädter Kreiseisenbahn richtet Verladerampe und Gleise her / Kooperation mit Salzburger Eisenbahn Gesellschaft geplant / Lastwagenverkehr wird reduziert

Statt am Güterbahnhof mitten in der Stadt wollen die Forstämter Darmstadt, Dieburg und Langen ihr Holz künftig wieder im Kranichsteiner Wald verladen. Das ist billiger und umweltfreundlicher. Die Darmstädter Kreiseisenbahn richtet mit Hilfe des Landes derzeit Rampe und vorhandene Gleise her.

Die Lage ist ideal. Der Waldrand ist nur einen Steinwurf entfernt, befestigte Wege führen daran entlang. Fünf Gleisstränge liegen gleich unterhalb in einer Senke und bieten eine große Rangierfläche für Bahnwaggons und Holztransporter. Der Anschluss an das Hauptschienennetz ist nah. Gepachtet hat die „Gleisharfe“ seit ein paar Jahren die Darmstädter Kreiseisenbahn, ein Zweig des Vereins Museumsbahn, der in Kranichstein das Eisenbahnmuseum betreibt. Der Verein nutzt die Anlage für Fahrten mit historischen Zügen und als Abstellfläche. Bis 2002 hat die Bahn hier Holz verladen, dann jedoch nur noch den Güterbahnhof angesteuert. Rampe und Gleise verfielen.

Derzeit wird die Anlage im Kranichsteiner Wald saniert. „Wenn das Wetter aufreißt, gehen die Bauarbeiten weiter“, weiß Darmstadts Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock. Er hat das Projekt zusammen mit der Kreiseisenbahn initiiert. An der neuen Rampe sollen vier Wagen hintereinander Platz finden. „Die Holztransporte können laufen, sobald die Rampe fertig ist“, sagt Uwe Breitmeier, Leiter des Eisenbahnmuseums.

Finanziert wird die Wiederherstellung des alten Rangiergeländes über Zuschüsse vom Land Hessen und ein spezielles Förderprogramm. 85 000 Euro betragen die Kosten insgesamt, 64000 kommen davon aus Wiesbaden. Das Verkehrsministerium betont den Modellcharakter des Projektes – gerade auch wegen Feinstaubbelastung der Städte. „Der Güterverkehr soll von der Straße geholt und auf die Schiene verlagert werden“, so Minister Alois Rhiel (CDU).

Rosenstock und das Ministerium haben ausgerechnet, dass allein für das Forstamt Darmstadt im Jahr tausend Lastwagen-Fahrten und 18 000 Lkw-Kilometer mitten durch die Stadt weniger anfallen, wenn die Holzstämme im Wald verladen werden. Ein Zeit- und Kostenunterschied auch für die Fuhrunternehmer. Der Förster schätzt, dass die Fahrer rund zwei Stunden weniger unterwegs sind pro Fuhre. Der Holzpreis ist sehr von den Transportkosten abhängig. Rosenstock: „Ab 80 Kilometer Entfernung lohnt sich der Bahntransport für Holz“. Rund 8000 Festmeter (Kubikmeter) Holz pro Jahr fallen in den Forstbereichen Darmstadt, Dieburg und Langen an. 25 Festmeter passen auf einen Wagen. Rund 1500 Euro kostet der Holztransport von Darmstadt nach Italien. Hochwertiges Holz und auch Palettenholz geht vor allem in den Süden, nach Italien, Österreich und die Schweiz. Österreich ist derzeit einer der Großkunden.

Ein Interesse, dass das Holz künftig nicht mehr quer durch Darmstadt kutschiert wird, hat auch die Stadt. Ökodezernent Klaus Feuchtinger (Grüne) verweist auf die Feinstaubdebatte und den Aktionsplan. Weil noch Geld für die Herstellung der Rampe fehlt, überlege die Stadt „einzuspringen“. 20 000 Euro muss die Kreiseisenbahn selbst aufbringen. Hessen Forst, Dienstherr der Forstämter, will nicht für die Kranichsteiner Rangierfläche zahlen. Zwar sucht Hessen Forst laut seinem Technischen Leiter, Ingobert Keßler, neue Holzverladeplätze, doch „uns drängt es nicht, weil die Möglichkeit am Güterbahnhof ja besteht“.

Großes Interesse an der neuen Verladestelle hat dagegen die österreichische Privatbahn, die Salzburger Eisenbahn-Transport-Logistik Gesellschaft (Setg). Die Kreiseisenbahner wollen ab Frühjahr mit Setg kooperieren. Die Österreicher fahren schon jetzt mit ihren Zügen sechs Mal die Woche an Kranichstein vorbei. „Wir könnten Wagen für Holz dranhängen“, sagt Firmensprecher Tomas Cimr. Die Privatbahn stellt Wagen und Züge, die Kreiseisenbahner bieten ihre Rangierdienste – gegen Gebühr – an.

Bedeckt hält sich die Deutsche Bahn, deren europaweites Gütertransportunternehmen Railion bisher die Holztransporte am Güterbahnhof übernimmt. Ob Railion künftig auch in Kranichstein dabei sein wird, darüber wolle das Unternehmen in der Öffentlichkeit nicht reden, so Bahnsprecher Thorsten Selinger.

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