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26.04.2005

Quelle:Frankfurter Rundschau

Ab ins Parkhaus statt parken auf der Straße

Vorschlag des Zentrums für integrierte Verkehrssysteme stößt allerdings bei Stadtrat Wenzel auf wenig Gegenliebe

Vom Zentrum für integrierte Verkehrssysteme kommt der Vorschlag, das Parken von der Straße in die Parkhäuser zu verlagern. Stadtrat Dieter Wenzel (SPD) setzt hingegen auf ein Parkleitsystem und Park-and-Ride-Anlagen vor den Toren Darmstadts.

"Man kann uns nicht vorwerfen, dass wir hinter den Hecken stehen und darauf warten, dass jemand kurz im Halteverbot steht", sagt Peter S.. Jedem Strafzettel gehe eine Beobachtungszeit voraus. Im eingeschränkten Halteverbot ist gesetzlich eine Zeit von drei Minuten für Ladevorgänge vorgesehen. "Die Stadt gewährt sogar eine Toleranzzeit von zehn Minuten." Peter S. ist einer von vier Hilfspolizisten, die die Stadt seit Anfang März vom Sicherheitsdienst Securitas ausleiht, um mehr Falschparker zu erwischen. Denn das Straßenparken hat inzwischen Auswüchse angenommen. Im vergangenen Jahr war das rund 80 000 Mal der Fall. So viele Knöllchen verteilten Mitarbeiter des Ordnungsamts 2004.

In der Innenstadt werden über 700 Parkplätze bewirtschaftet - mit Automaten, Parkuhren oder der Vorschrift von Parkscheiben. Im Gegensatz zu den Straßenparkplätzen sind die Parkhäuser in Darmstadt mit einer Kapazität von über 4000 Plätzen von der vollständigen Auslastung weit entfernt. Manfred Boltze, Leiter des Zentrums für integrierte Verkehrssysteme (ZIV) an der TU Darmstadt, plädiert deshalb für eine stärkere Verlagerung des Parkens von der Straße in die Häuser. "Die Umnutzung von Flächen, die bisher für das Straßenparken genutzt werden, könnte die städtebauliche Qualität verbessern", sagt der Professor. Außerdem profitierten davon auch andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer.

Lukrative Einnahmequelle

Darmstadt Verkehrsdezernent, Stadtrat Dieter Wenzel (SPD), will diese Konsequenz hingegen nicht ziehen: "Ich denke, die Parkplätze, die wir in der Innenstadt haben, sollten wir auch erhalten." Vor allem für Anwohner oder für Pflegedienste, die ihre Autos häufig für kurze Zeit abstellen müssten, seien die Plätze notwendig. Zudem ist die Parkplatzbewirtschaftung eine lukrative Einnahmequelle. Zusätzlich zu den Parkgebühren verdiente die Stadt im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Euro aus Bußgeldern - ein Großteil davon durchs Falschparken.

Trotzdem bemüht sich Dieter Wenzel nicht nur mit Hilfspolizisten darum, den Parkverkehr in den Griff zu bekommen. Ein dynamisches Parkleitsystem soll die Autofahrer künftig in die Parkhäuser lotsen. Wer in die Stadt hineinfährt, wird dann auf elektronischen Schildern über freie Parkplätze informiert. "Die Leute müssen sich frühzeitig erkundigen können, ob es sich überhaupt lohnt, mit dem Auto in die Stadt zu fahren", sagt Wenzel. Der Zugriff auf das System müsse daher über Internet, Handy und Navigationssystem möglich sein. Derzeit verhandelt die Stadt Darmstadt mit dem Parkhausbetreiber Q-Park über eine finanzielle Beteiligung an dem 1,2 Millionen teuren Projekt.

Außerdem denkt Dieter Wenzel über die Einrichtung von Park-and-Ride-Anlagen nach. Diese müssten allerdings weit vor der Stadt angeboten werden. "Wer schon bis zur Stadtgrenze gefahren ist, der steigt für ein paar Stationen nicht auf Bus oder Bahn um." Die Anlagen müssten schon in Griesheim, Ober-Ramstadt oder Messel gebaut werden.

Für die Planung befinde er sich in engem Kontakt zu den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden, sagt Wenzel. "Jede Autofahrt in die Stadt, die wir vermeiden können, wollen wir auch vermeiden", formuliert Wenzel. Andererseits dürfe man die Autofahrer aber auch nicht vergraulen: "Denn letztlich brauchen wir die Menschen in der Stadt."

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