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18.04.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Güterverkehr auf dem Abstellgleis

Verkehrsverband Dadina ringt um Erhalt der Infrastruktur: Potenzial ist da

Schwere Lastwagen fahren durch die Marktstraße in Groß-Bieberau. Voll beladen mit Schotter der Odenwälder Hartsteinindustrie (OHI). Anwohner klagen über Lärm und Staub. Seit zwei Jahren wickelt das Unternehmen seinen gesamten Frachtverkehr über die Straße ab. Die Transporte über die Schiene sind eingestellt, sie sind unwirtschaftlich geworden. Damit ist der gesamte Güterverkehr auf der Odenwaldbahn zunächst einmal zum Erliegen gekommen. Gleichwohl gibt es aber bei der OHI und den Caparol-Werken in Ober-Ramstadt Interesse, die Bahntransporte wiederzubeleben. Und die Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina) ringt darum, zumindest die notwendige Infrastruktur zu erhalten. "Die Option muss es geben" , fordert Dadina-Geschäftsführer Matthias Altenhein. Derzeit aber steht der Güterverkehr auf dem Abstellgleis.

Damit künftig Güterzüge fahren können, müssen aber die technischen Voraussetzungen bestehen bleiben. Konkret bedeutet das den Erhalt zweier Weichen. Eine schafft in Ober-Ramstadt die Bahnverbindung zu Caparol, die andere bei Reinheim schließt die OHI in Groß-Bieberau ans Netz an. Aber beide stehen jetzt zur Disposition. Denn das Bahntochterunternehmen DB Netz will die Weichen im Zuge der Modernisierung der Odenwaldbahn entfernen, wenn niemand für sie aufkommt. Wenn es soweit käme, bedeutete dies das endgültige Aus, ist Klaus Ramsauer, Logistik-Chef bei Caparol, sicher: „Wenn die Weichen weg sind, ist Schluss.“

Auf rund 10 500 Euro schätzt die Dadina die jährlichen Kosten. Der Verkehrsverband wäre nach Angaben seines Geschäftsführers bereit, einen Teil der Kosten zu übernehmen, denn „das Potenzial ist durchaus da“. Bislang hat Altenhein vor allem mit Caparol und der Stadt Ober-Ramstadt verhandelt, um die dortige Weiche zu sichern. Mit Erfolg. Denn Caparol hat sich bereiterklärt, sich an den Kosten zu beteiligen. Der Vertragsabschluss mit Stadt, Bahn und Dadina stehe bevor, sagt Ramsauer.

Soweit sind die Verhandlungen um die Weiche bei Reinheim noch nicht gediehen. Für sie kam bislang die Groß-Bieberau – Reinheimer Eisenbahngesellschaft auf, die früher für die OHI Schotter transportierte. Doch inzwischen hat die Gesellschaft den so genannten Infrastrukturanschlussvertrag mit der Deutschen Bahn gekündigt. „Das hat sich wirtschaftlich nicht mehr gelohnt“, sagt Betriebsleiter Ekkehard Axtheim. Jetzt muss auch ein Finanzier für diese Weiche gesucht werden. „Die Gespräche beginnen erst“, kündigt Altenhein an.

Viel Zeit bleibt nicht. Denn die Modernisierung der Odenwaldbahn soll 2007 abgeschlossen sein. Die Bahn dränge auf eine Entscheidung, heißt es in der Dadina-Zentrale. „Prinzipiell sind wir weiter am Güterverkehr auf der Schiene interessiert“, sagt OHI-Sprecherin Beate Weinhold. Sie sieht dann eine Chance, wenn sich die Kosten im Vergleich zum Lastwagentransport wieder lohnen. Dann sieht auch Klaus Ramsauer eine Chance, künftig wieder Güterzüge für die Transporte zum Werk in Fürstenfelde zu nutzen. Beide Unternehmen schließen nicht aus, dass sich die Bahn künftig wieder lohnen könnte. Auszuschließen sei das nicht.

Auch in den Rathäusern in Reinheim und Groß-Bieberau steht man dem Erhalt der Weiche nicht grundsätzlich negativ gegenüber. Aber auch dort geht es um die Frage der Wirtschaftlichkeit. „Es ist dann sinnvoll, für die Weiche Geld auszugeben, wenn sie jemandem nutzt", sagt Reinheims Bürgermeister Karl Hartmann. Das müsse in den anstehenden Gesprächen erörtert werden. Sein Groß-Bieberauer Amtskollege Werner Seubert will die Entscheidung seiner Stadt vom Verhalten der Hartsteinindustrie abhängig machen: „Wenn OHI Ja sagt, sind wir die Letzten, die sich dann dagegen aussprechen.“ Seubert verspricht sich davon vor allem weniger Schwerlastverkehr in der Stadt.

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