Arheilgen: Trotz geringer Auslastung und anhaltender Anwohnerklagen lässt die Stadt die Linie AH nicht einstellen – Gründe: Ausbau der Frankfurter Straße und Anbindung an Bahnhof
Renate Benz-Heinbücher will sich einfach nicht damit abfinden. Zu sehr stört es sie, dass mehrmals täglich ein nahezu unbesetzter Heag-Bus an ihrem Haus vorbeifährt. Was heißt mehrmals: „Sechzig Mal am Tag kommt der hier im Viertelstundentakt vorbei“, berichtet die Arheilgerin. „Und zu 99 Prozent ist er leer.“
Das stört nicht nur sie. „Die ganze Straße schimpft“, ergänzt ihre 76 Jahre alte Mutter Elisabeth, die mit ihrer Tochter in dem Elternhaus an der Ecke Fuchs- und Schorlemmerstraße lebt. „Das geht rund um die Uhr.“ Für sie passt da etwas nicht zusammen: „Da soll überall gespart werden und dann fährt da ein Bus herum mit vielleicht über den Tag verteilt zehn Leuten drin.“
Der AH-Bus, der in dem nördlichen Stadtteil montags bis samstags vom Kornweg auf der „Hardt“ aus unter anderem die Stadtteilschule und den Thomas-Mann-Platz anfährt und in der Fritz-Meister-Anlage endet, ist den Anwohnern schon länger ein Dorn im Auge. Ursprünglich von einer Reihe Arheilgern auf Bürgerversammlungen gefordert, wird die von Kritikern als „Geisterbus“ bezeichnete Linie in der Praxis mehr als spärlich angenommen (wir berichteten). Darüber enttäuscht äußerte sich vor einem halben Jahr auch Umweltdezernent Klaus Feuchtinger: Er stellte das Einstellen der Linie in Aussicht, deren Konzession im Mai enden sollte.
Doch der Mai ist lange um, und der Bus ist ungebremst unterwegs. „Ich habe deswegen schon unzählige Faxe und Briefe an die Stadt geschrieben und angerufen“, sagt Renate Benz-Heinbücher. Auch an den Bund der Steuerzahler hat sich die 48 Jahre alte Lehrerin gewandt, weil sie einen herumfahrenden Bus ohne Kunden für Geldverschwendung hält. „Doch nichts hat sich getan.“
Umweltdezernent Klaus Feuchtinger kann erklären, warum der AH-Bus trotz geringer Auslastung nicht eingestellt wurde: „Die Heag hat die Auslastung nochmal prüfen lassen und eine hundert- bis hundertfünfzigprozentige Steigerung der Fahrgastzahlen festgestellt.“ Heag-Sprecherin Silke Rautenberg liefert Zahlen dazu: Nutzten im November vorigen Jahres noch etwa vierzig Fahrgäste täglich die Linie, waren es im Januar 70 und im Juni diesen Jahres 80 Personen pro Tag.
„Wir haben seit der Linien-Erweiterung also eine kontinuierliche Steigerung der Fahrgastzahlen“, bilanziert Rautenberg. Hintergrund: Seit September 2004 fährt der AH-Bus vom Osten des Stadtteils erstmals auch über die Frankfurter Straße und steuert somit auch den Westen Arheilgens an. „Es dauert immer ein bisschen, bis eine neue Linie angenommen wird.“
Es gibt noch weitere Gründe für das Festhalten am AH-Bus: „Zum einen benötigen wir die Linie für den Umleitungsverkehr während des Ausbaus der Frankfurter Straße“, sagt Feuchtinger. Außerdem sei im Frühjahr Bewegung in die Verhandlung mit der Bahn gekommen. Das Ziel: Eine Busanbindung an den Arheilger Bahnhof. „Das war ja von Anfang an der Dreh- und Angelpunkt“, sagt Feuchtinger. Sie sähen daher keinen Grund, den Bus sterben zu lassen. „Im Gegenteil: Dann findet er ja zu seiner eigentlichen Entsprechung.“
Doch nach Angaben aus dem Baudezernat ist das noch nicht sicher. „Leider sind die Verhandlungen noch nicht zu einem Abschluss gekommen“, berichtet eine Mitarbeiterin. „Die Stadt will aber erreichen, dass die Anbindung erfolgt.“
Dass ein Ende der Linie nicht in Sicht ist, wird im Hause Benz mit wenig Freude aufgenommen. „Da muss ich mal lachen“, befindet Mutter Elisabeth, die gar ans Ausziehen denkt. „So ist das doch eine Zumutung.“