Frankfurter Rundschau testet den Darmstädter Hauptbahnhof
TESTNOTEN
Erreichbarkeit: Punktabzug gibt's bei der Parksituation. Zwar bietet das Park & Ride- Parkhaus über 400 Plätze und die erste halbe Stunde kostenlos an. Doch Kurzzeitparkern ist der Weg von dort zum Bahnhof oft zu weit, Frauen am Abend zu dunkel. Genial und günstig ist das selbstständig geführte Fahrradparkhaus. Stadtbusse, Regionalbusse und Straßenbahnen halten nah, doch man weiß nie genau, wo die nächste Verbindung abfährt. Wegen der Baustelle vor dem Bahnhof stehen Umsteiger oft im Regen.
Vier von fünf Punkten
Wege: Vom Osteingang kommend werden Reisende nach schnurgeradem Weg vor den Bahnsteigen ausgebremst: In Spitzenzeiten sind die Treppen ein Nadelöhr und ein Lift pro Steig zu wenig. Wer kann, schultert das Fahrrad. Der Rest übt Geduld. Für mehr Komfort beim Umsteigen wäre eine zusätzliche Querung nötig. Beschilderung der Gleise, Wegweiser nach draußen, Stadtplan in der Eingangshalle lassen keine Wünsche offen. Ortsunkundige vermissen Schilder zu Bussen und Trams Richtung Innenstadt.
Vier von fünf Punkten
Wartezeiten: Manko sind die Wartemöglichkeiten im Gebäude. In der Eingangshalle fehlen Warteplätze völlig. Auf dem Querbahnsteig, der vor allem im Winter sehr zugig ist, gibt es nur vereinzelte Plätze. Einzelhändler und Gastronomen freuen sich, denn viele Fahrgäste flüchten in die Geschäfte. Auf den Bahnsteigen sieht es besser aus, wegen der hohen Dächer wäre ein Windschutz aber auch dort optimal. Auf einem kleinen Monitor läuft nur Werbung.
Drei von fünf Punkten
Service: Fast alles gut, nur beim kleinen und großen Geschäft lohnt es, das Angebot zu studieren: Die Notdurft im WC-Center kostet 30 Cent, das Behinderten-WC kostet einen Euro. Dort ist auch der Wickeltisch. Den Schlüssel für letzteren muß Mama oder Papa sich gegen Pfand beim Pförtner holen. Beides gibt's umsonst und hygienischer bei der Bahnhofsmission. In der Imbisszone und in der Galerie am Westausgang können durchschnittlich saubere Toiletten umsonst genutzt werden. Bonus: Im Reisezentrum der Bahn steht neben den Schaltern sogar eine Spieleecke für Kinder zur Verfügung.
Drei von fünf Punkten
Das Gebäude: Der renovierte Jugendstilbau ist sehenswert. Ausreichend Abfalleimer tragen auch im Innern des Nichtraucher-Bahnhofs zum Ambiente bei. Die eine oder andere Pflanze könnte nicht schaden, auch mehr Frischware ist wünschenswert. Für sein Erscheinungsbild bekommt der Bahnhof vier Punkte.
Vier von fünf Punkten
Barrieren: Parkplätze für Behinderte oder Familien im Park & Ride-Parkhaus sind schnell belegt, zumal die Behindertenplätze im Erdgeschoss auch als Frauenparkplätze genutzt werden. Der Weg von dort ist weit, die Rampen teils provisorisch. Und: Der Eingang an der Westseite ist nicht ebenerdig, wie die Süd- und Ostzugänge, sondern per Rolltreppe oder Fahrstuhl zu begehen. Wer auf die Hilfe der Mitarbeiter vom DB Service-Point angewiesen ist, etwa den Hublift zum Ein- oder Ausstieg braucht, sollte sich drei Tage vorher telefonisch bei der Bahn anmelden. Die Bahnhofsmission hilft nach Möglichkeit spontan, darf den Hublift aber nicht bedienen. So viel Nachholbedarf bringt letztlich zwei Punkte.
Zwei von fünf Punkten
Sonstiges: Das videoüberwachte Fahrradparkhaus verdient einen Extrapunkt. Die Betreiber setzen viel Energie in Kundenservice und Benutzerfreundlichkeit. Sogar hier stehen 40 Frauenparkplätze zur Verfügung. Die Preise sind absolut moderat. Ein Werkstattservice ist in Planung.
Vier von fünf Punkten
Fazit: Am Darmstädter Bahnhof stimmt für Reisende das Allermeiste. Nachholbedarf bei Kurzzeitparkplätzen, Sitzplätzen in der Halle und der Barrierefreiheit bringen letztlich
Vier von fünf Punkten