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14.09.2004

Quelle:Darmstädter Echo

Keine Chance mehr für „Drängel-Bengel“

Verkehr: Comicstrip soll helfen, Schüler über gefährliches Verhalten aufzuklären – Aktion am Willy-Brandt-Platz

Die „Drängel-Bengel“ bringen die Mädchen zum Kichern. Verkehrsdezernent Klaus Feuchtinger steht am Willy-Brandt-Platz und teilt an eine Gruppe Schülerinnen bunte Comic-Hefte aus. Der Held darin heißt Timmy und rettet lässig, aber vorbildhaft eine kleine Katze, die von den „Drängel-Bengeln“ unter einen Bus gestoßen wurde.

Montagmittag, kurz vor eins. Der Ort der Comic-Handlung – eine mit Schülern überfüllte Haltestelle – lässt sich mühelos auf den Willy-Brandt-Platz übertragen. Und das soll er auch. Schließlich will der Comicstrip für mehr Verkehrssicherheit werben und für richtige Verhaltensweisen sensibilisieren.

Wie groß das Gefahrenpotenzial ist, hat spätestens das Unglück an einem Februartag dieses Jahres gezeigt, als eine Elfjährige nach der Schule im Gedränge unter einen Bus geriet und schwer an den Beinen verletzt wurde.

Sechs Straßenbahn-, zwei Buslinien und weitere Schnellbusse ins Umland, Ankunft und Abfahrt im Minutentakt, Hunderte von Schülern – die Haltestellen-Insel, um die öffentlicher wie Individualverkehr aus drei Richtungen fließt, ist ein gefährlicher Knotenpunkt.

Die Diskussionen um seine Entschärfung währen bereits lange; das umfassende Konzept zur Umgestaltung der Verkehrsdrehscheibe lässt weiterhin auf sich warten. „Mittelfristig“ hieß auch gestern noch die Prognose Feuchtingers zur Umsetzung der Pläne, „frühestens Ende 2006“. Zwischenzeitlich hat die Stadt mit kleineren Korrekturen auf den Unfall vom Februar reagiert. Die Wartefläche zum Ärztehaus hin – bereits seit vergangenem Jahr verbreitert – wurde nun auf einheitliches Niveau des Gleisbettes angehoben. Ein Stolperstein weniger. Außerdem gibt es zwei neue Wartehäuschen, die die Schüler besser vom fließenden Autoverkehr in ihrem Rücken abschirmen sollen, sowie stärker ins Auge springende Markierungen.

Aber Feuchtinger und seine Kollegin, Schuldezernentin Daniela Wagner, setzten am Montag auch auf Aufklärung. „Einmal Verkehrserziehung reicht nicht.“ So soll nun der von Multimedia-Illustrator Jens Rotzsche aus Otzberg entworfene Comicstrip die Aufmerksamkeit der Schüler wecken. Zunächst ist er in einer Auflage von 2500 Stück erschienen, 2000 Euro hat die Stadt dafür investiert. Verteilt wurden sie gestern am Brandt-Platz, heute an der Haltestelle Landskronstraße. Denn: „Da kann es auch sehr eng zugehen mit den ganzen Schülern des Lichtenberg-Gymnasiums“, weiß Feuchtinger. Nach Angaben der ÖPNV-Koordinatorin Doris Weiland ist die Stadt auch mit dem Landkreis sowie der Heag im Gespräch, um die Comics auch dort auszulegen.

Der städtische Kinder- und Jugendbeauftragte Toni Oblaski ist ebenfalls fleißig am Comic-Verteilen. Er hält es für wichtig, die Kinder an den Planungen für eine Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes zu beteiligen. „Schließlich sind sie die Fachleute.“

In ersten Gesprächen hat er am Montag herausgefunden: Die Jugendlichen empfinden die Wartesituation tatsächlich als zu eng, schlagen vor, an die Straßenbahnen mehr Wagen zu hängen. Oblaski kann sich außerdem vorstellen, dass Senioren ehrenamtlich in der „kritischen Phase“ um die Mittagszeit helfen, das Gedränge zu ordnen. Wer sich für eine solche ehrenamtliche Tätigkeit interessiert, kann sich an Oblaski wenden (Telefon 79252).

Den Comic-Helden Timmy jedenfalls finden viele Schüler am Montag „ganz cool“. Vielleicht bleibt deshalb ja auch ein bisschen mehr von seiner Schlussbotschaft hängen, nachdem die „Drängel-Bengel“ ihr falsches Verhalten eingesehen haben und von Bengeln zu Engeln geworden sind: „Drängeln ist doof. Und ab jetzt total out.“

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