Verkehr: Konzept für Direktverbindung von der Rhein- zur Landgraf-Georg-Straße – „Kein Zuckerschlecken, aber machbar“
Darmstadt leidet unter dem Durchgangsverkehr, also legt man den Verkehr unter die Erde – dieser Vision eines Tunnelbaus auf der West-Ost-Achse ist der Geotechnik-Professor Rolf Katzenbach in seinem TU-Institut nachgegangen und hat bereits mögliche Tunnelverläufe, Baumethoden und Kostenberechnungen vorgelegt. Der ausführliche ECHO-Bericht über diese Studien hat Fachleute daran erinnert, dass es zuvor bereits ähnliche Überlegungen gab: erarbeitet vom Ingenieurbüro Krebs und Kiefer für einen Workshop zum City-Ring im Jahr 2003.
„Darmstadt braucht eine Hauptschlagader“: Das sei der Grundgedanke, erzählt Peter Dörr, der damals das Konzept entwickelt hatte. Herrngarten, Schlossareal und Fußgängerzone wirkten jedoch wie ein Sperrriegel im West-Ost- und Ost-West-Verkehr. Für einen Ingenieur wie Dörr liegt die Lösung auf der Hand: „Ist es nicht besser, einen Tunnel von der Rheinstraße in die Landgraf-Georg-Straße zu bohren? Keine Ampel, keine Kreuzungen – da fließt der Verkehr.“
Dem Konzept des Weiterstädters Dörr zufolge sollten für den Tunnel – der ungleich kürzer ausfällt als die Entwürfe aus Katzenbachs Institut – die schon heute bestehenden Ein- und Ausfahrtrampen des City-Rings an der Rheinstraße genutzt werden, die am Rand des Luisenplatzes Richtung Westen gähnen. Im Osten hingegen sollten unmittelbar hinter dem Schloss neue Rampen zur Landgraf-Georg-Straße betoniert werden.
Der Tunnel sollte nach Dörrs Vorstellung in halb offener Bauweise errichtet werden – dass bedeutet, dass für „mindestens drei Jahre“ der Innenstadtbereich um Luisenplatz, Ernst-Ludwig-Platz und Markplatz aufgerissen werden müsste, ähnlich wie vor drei Jahrzehnten beim Bau des Wilhelminentunnels, der auch von Krebs und Kiefer geplant worden war.
„Ein Zuckerschlecken ist das Ding nicht“, räumt Ingenieur Dörr ein, „aber technisch machbar.“
Derzeit ist er für Krebs und Kiefer andernorts tätig, wo hohe Kosten oder die Frage nach dem städtebaulichen Wert von Einfahrtrampen offenbar nicht als entscheidendes Hemmnis angesehen wird: Er plant einen Doppelstock-Tunnel in Teheran.