IVDA Presseerklärung: Spaziergängerin im Wald von Radler verletztSicherheit: Frau zehn Tage im Krankenhaus – Stimmen gegen Schwellen am Wilhelminenbuckel nehmen zu – Kritik an der Stadt und an WenzelVor zehn Tagen ist eine 61 Jahre alte Frau im Bessunger Wald von einem Mountainbiker umgefahren und schwer verletzt worden. Sie erlitt eine Gehirnerschütterung und fünf Rippenbrüche. Erst nach zehn Tagen ist sie gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der Vorfall vom 26. Oktober ist seinerzeit von der Polizei nicht an die Öffentlichkeit weiter gegeben worden.
Den Einsatz des Notarztes im Wald bestätigte die Rettungsleitstelle bei der Berufsfeuerwehr auf Anfrage des ECHO. Auch das Zweite Polizeirevier im Polizeipräsidium bestätigte den Vorfall. Demnach war es morgens gegen 9 Uhr auf dem Ludwigshöhpfad zu dem Zusammenstoß gekommen. Im Polizeibericht heißt es, der Radfahrer sei von hinten gekommen und habe geklingelt. Die Frau – in Begleitung zweier Bekannter – habe sich umgedreht und ausweichen wollen. Dann sei der Radler in sie hineingefahren. Die Polizei ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den Mountainbiker.
Im Gespräch mit dem ECHO sagte die Frau zur anhaltenden Diskussion um den Wilhelminenbuckel: „Auch anderswo wird rücksichtslos gefahren. Und ich habe noch nie gehört, dass Fußgänger einen Radfahrer umgelaufen und verletzt haben.“
Nach dem Fußgänger-Unfall an den Fahrbahnschwellen auf dem Wilhelminenbuckel (wir berichteten) wird sowohl die Kritik an den Barrieren, die Radfahrer zum Langsamfahren zwingen sollen, sowie an einigen rücksichtslosen Radfahrern in der Fußgängerzone lauter: Immer mehr Bürger beobachten offenbar verunsicherte und stolpernde Passanten sowie slalomfahrende Radler, die sich seitlich an den Schwellen ohne Rücksicht auf Fußgänger vorbeidrängeln. Das berichten viele Anrufer in der ECHO-Redaktion.
Ein Beispiel für die Situation auf dem Wilhelminenbuckel schildert Armin Wüst aus Eberstadt: „Alle Befürchtungen haben sich bestätigt: verunsicherte stolpernde Fußgänger; slalomfahrende Radfahrer, die sich an den Schwellen vorbeimogeln ohne Rücksicht auf Fußgänger; ein Fahrradrowdy, der mit seinem Mountainbike in einem Affenzahn den Wilhelminenbuckel hinunter raste.“ Allerdings sieht Wüst auch „anständige Menschen, die langsam bergab über die Schwellen fuhren oder ihr Fahrrad schoben“.
Wüst schreibt in einem offenen Brief an Verkehrsdezernent Dieter Wenzel (SPD), dass es für Fußgänger schwierig sei, die Doppelreihen zu übersteigen. „Man läuft vor allem bei nassem Wetter Gefahr auszurutschen. Also muss man dazwischen treten. Dafür wiederum ist der Abstand zu gering.“ Der Eberstädter regt an, den Abstand zwischen den Doppelreihen so zu vergrößern, dass einerseits das Übersteigen erleichtert wird und andererseits es für „sportliche Radfahrer“ unmöglich wird, mit einem Satz das Hindernis zu überspringen.
Auch Hannelore Gräf sieht Gefahren durch die Schwellen, die zudem im Winter bei Schnee nicht leicht zu sehen seien. Sie kritisiert aber auch die Rücksichtslosigkeit einiger Radler. Es sei zudem „eine Frechheit“ von Dezernent Dieter Wenzel, denjenigen Aktionismus vorzuwerfen, die jetzt den Abbau der Schwellen verlangen. „Warum kann man die Fußgängerzone an dieser Stelle nicht einfach sperren für Radfahrer?“, fragt sie. „Denn alle Appelle an deren Vernunft haben nichts gebracht.“
Deutliche Worte findet auch Horst Dörlam aus Alsbach: „Das mit den Schwellen ist gefährlich. Was die Stadt da macht, ist ein Skandal.“ Er ist der Meinung, nur ein Fahrverbot für Radfahrer sei geeignet, um Sicherheit für Passanten zu gewährleisten.
Den schweren Sturz an den Fahrbahnschwellen nimmt der Verein für „Innovative Verkehrssysteme Darmstadt“ (IVDA) zum Anlass, den sofortigen Rückbau der Schwellen zu fordern: „Die angebrachten Schwellen haben bereits nach drei Tagen ihre Untauglichkeit bewiesen. Was wir jetzt brauchen, ist eine Rückkehr zur Normalität“, sagt Vorsitzender Felix Weidner. Er setzt auf ein „kooperatives Miteinander“.
Der Vorsitzende sagt, nur das „rücksichtslose Verhalten eines einzelnen Verkehrsteilnehmers“ bei dem schweren Unfall im September habe jetzt zu einer „derart massiven Schädigung eines weiteren Verkehrsteilnehmers“ geführt. Dies könne jedoch niemals ausgeschlossen werden, glaubt Weidner: „Wir müssen den Verkehrsteilnehmern ein Mindestmaß an Vernunft zutrauen. Das wird Unfälle zwar nicht gänzlich verhindern, aber Fahrbahnschwellen oder Verbote können das, wie am aktuellen Beispiel deutlich wird, ebenfalls nicht.“ |