Verkehrsdezernent Dieter Wenzel: „Der Verkehrsentwicklungsplan ist ein zentrales Instrument der künftigen Verkehrsplanung“ / Bürgerbeteiligung steht obenan
Die Stadt Darmstadt hat jetzt offiziell ihre Verkehrsstrategie der Zukunft vorgelegt. Bau- und Verkehrsdezernent Dieter Wenzel zeigte sich über den nunmehr fertigen Verkehrsentwicklungsplan erfreut. „Dies ist ein zentrales Instrument der künftigen Verkehrsplanung“, so Wenzel. Und: „Wir stellen hier die Weichen für einen zukunftsorientierten Umgang mit den Verkehrsströmen in Darmstadt.“ Der Rahmen- und Stufenplan der Stadt läuft bis 2015 und „legt erstmals die Kosten und Prioritäten offen.“ Kernprojekt des städtischen Verkehrsentwicklungsplans: Die Nord-Ost-Umgehung. Die Gesamtkosten der aktuell wichtigsten Projekte betragen 81,2 Millionen Euro, davon trägt die Stadt 36,2 Millionen Euro.
Verkehrsdezernent Dieter Wenzel verwies auf die – wie in vielen Städte – starke Verkehrszunahme in Darmstadt der letzten Jahre: „Ein bloßes ‚Weiter so‘ macht keinen Sinn“, sagte er bei der Präsentation des städtischen Verkehrsentwicklungsplans. Habe es Anfang der 1970er Jahre in Darmstadt noch 44.000 Autos gegeben, sei die Zahl im Jahre 2006 inzwischen verdoppelt – auf etwa 83.000 Pkws. Wenzel wörtlich: „Noch mehr Autoverkehr in der Innenstadt ist einfach nicht mehr stadtverträglich.“
Es komme daher darauf an, alle verschiedenen Verkehrsbeteiligten – Fußgänger, Radfahrer, den ÖPNV (Bus und Straßenbahnen) und die Autofahrer aufeinander abzustimmen und zu steuern. Wenzel wörtlich: „Es ist uns seit Beginn der Diskussion 2001 gelungen, eine breite Beteiligung aller betroffenen Gruppen zu organisieren.“ Die Stadt habe von Anfang großen Wert auf breite Mitbestimmung aller Beteiligten gelegt. Verkehrsplanung und –steuerung sei nur möglich, wenn alle Akteure einen Konsens finden.
Der Verkehrsentwicklungsplan will denn auch laut Aussage des städtischen Planers und zuständigen Projektleiters Norbert Stoll (Straßenverkehrsamt) „prozesshafte Verkehrsplanung“ ermöglichen. Der Plan treffe Aussagen darüber, „wie das Verkehrsgeschehen in Darmstadt in den nächstenzehn bis fünfzehn Jahren gestaltet werden soll.“ Vor allem geht es darum, mögliche Handlungsspielräume zu nutzen. Kernpunkt des Verkehrsentwicklungsplans: er legt die grundlegenden Netze und Indrastruktur-Einrichtungen in vier Bereichen fest – Fuß- und Radverkehr, im öffentlichen Personennahverkehr und im motorisierten Individualverkehr. Hinzu kommen Angebote im ruhenden Autoverkehr, etwa in Sachen Anwohnerparken.
Stadtrat Wenzel zeigte sich zuversichtlich, dass der Verkehrsentwicklungsplan am 14. Februar in der Stadtverordnetenversammlung „auf breite Zustimmung stößt.“ Zuvor hatte bereits der Bauausschuss mit Mehrheit den Rahmenplan bis 2015 verabschiedet. Auch im Verkehrsforum mit allen Beteiligten Gruppen, Verbänden und Parteien bekam der Plan ein positives Feedback. Hauptziel des Plans ist es, „dass sich nur soviel Verkehr in der Stadt bewegt, wie dies stadtverträglich ist.“ Die künftige Verkehrspolitik hängt demzufolge davon ab, „wie viel die Verkehrswege aufnehmen können und wie viel die Bevölkerung zumutbar ist.“
Herzstück der aktuellen Verkehrsplanung ist laut Wenzel die geplante Nord-Ost-Umgehung mit den Einzelabschnitten Ostbahnhof, Ostbahnhof bis Martin-Luther-King-Ring, Martin-Luther-King-Ring bis Otto Röhmstraße und Carl-Schenck-Ring. Auch der zweigleisige Ausbau der Straßenbahn nach Arheilgen gehört aus Sicht der städtischen Verkehrsplaner dazu, „wenn das Land Hessen endlich die Gelder bewilligt“, sagte Wenzel. Sobald dies geschehen sei, „können wir dieses Projekt noch in diesem Jahr in die Tat umsetzen.“
Die Gesamtkosten dieser aktuell wichtigen Projekte beläuft sich auf insgesamt 81,2 Millionen Euro.Die Stadt trägt davon 36,2 Millionen Euro. Projekte mit hoher Dringlichkeit sind laut Wenzel die Erschließungsstraße am Westrand (B 3 – Grafenhäuser Straße bis Rheinstraße), der sogenannte City-Ring (Neckarstraße bis Heidelberger Straße und Hindenburgstraße bis Donnersbergring) sowie eine Verkehrsmanagement-Zentrale.
Darüber hinaus gehören ein Parkleitsystem „light“, die Haltestelle Willy-Brandt-Platz/Mathildenplatz und die Busbeschleunigung zu den Projekten mit hoher Priorität. Des weiteren nennt der Verkehrsentwicklungsplan auch die Weiterentwicklung der Innenstadtandienung und die Optimierung im Korridor Hauptbahnhof bis Luisenplatz als Ziele. Gesamtkosten dieser Projekte mit hoher Dringlichkeit: 33,8 Millionen Euro (die Stadt trägt davon 16 Millionen Euro). Fernziele des Plans sind u.a. die Straßenbahnprojekte Hauptbahnhof-Ostbahnhof sowie nach Weiterstadt, die Erschließungsstraße am Westrand (B 3) zwischen Hilpertstraße und Eschollbrücker Straße“ und die Schaffung eines dynamischen Parkleitsystems.
Hier schätzt die Stadt Gesamtkosten von 29,4 Millionen Euro, der städtische Anteil liegt bei voraussichtlich 14,2 Millionen Euro. „Wir drehen hier ein ganz großes Rad“, sagte Dezernent Wenzel im Blick auf den aktuellen Verkehrsentwicklungsplan. „Nicht umsonst ist der Verkehrsentwicklungsplan das zweitgrößte Projekt der Stadt nach dem Flächennutzungsplan.“
Die Federführung bei der Ausarbeitung des Plans lag beim Büro für Stadt und Verkehrsplanung „Stete Planung“ sowie beim Ingenieurbüro Habermehl + Fohlmann. Der neue Verkehrsentwicklungsplan war notwendig geworden, weil das letzte umfassende Verkehrsgutachten für Darmstadt, der Generalverkehrsplan 1979, längst überholt ist.