Frau stolpert über Schwellen und bricht sich beide Arme
Stadtrat Wenzel bedauert den Vorfall, sieht aber keinen Grund, die Testphase vorzeitig zu beenden
Die Testphase der Stadt, mit Fahrbahnschwellen schnelle Radler in der Fußgängerzone zu bremsen, hat zu einem Unfall mit schweren Folgen für eine 71 Jahre alte Darmstädterin geführt:
Adeltraud Staffa stolperte am Mittwochnachmittag an den Schwellen in der Wilhelminenstraße, stürzte und brach sich beide Oberarme. Die Seniorin liegt seitdem im Krankenhaus. Ihre Tochter: „Sie heult nur noch wie ein kleines Kind. Das alles war schlimm.“
Die Stadt Darmstadt will trotz des Unfalls bei der Versuchsphase mit den Schwellen bleiben, die für mehr Sicherheit gerade für Fußgänger sorgen sollen. Verkehrsdezernent Dieter Wenzel (SPD) bedauert ausdrücklich den Vorfall, sagt aber: „Wir ziehen das durch.“ Die Testphase soll ein halbes Jahr dauern.
Die Seniorin war am Mittwochnachmittag allein zu Fuß und bergab in Richtung Elisabethenstraße unterwegs. An einer der doppelreihigen Schwellen, die Radler bremsen sollen, kam sie ins Straucheln.
Die Tochter berichtet: „Meine Mutter hat wohl noch versucht, sich auf beiden Händen abzustützen. Aber dabei muss sie sich die Oberarme gebrochen haben.“ Passanten halfen der gestürzten Frau zunächst auf die Beine und setzten sie auf eine Ruhebank.
Trotz ihrer Schmerzen habe sie zunächst keinen Arzt gewollt, berichtet die Tochter. Eine ebenfalls ältere Frau habe ihre Mutter dann zu deren Wohnung in der Mathildenstraße begleitet. Da die Schmerzen nicht weniger wurden, entschlossen sich Vater und Tochter, den Notarzt zu rufen. Der zögerte nicht lange und ließ die Verletzte sofort in ein Krankenhaus einliefern.
In einer ersten Diagnose habe der Krankenhausarzt die Brüche festgestellt, einer davon soll besonders kompliziert sein. Die Tochter bedauert zudem, dass ihre Mutter die erste Nacht auf einem Flur im Krankenhaus verbringen musste. „Es war wohl so voll“, vermutet sie.
Stadtrat Wenzel bedauert den Vorfall, sieht aber nach diesem „Einzelfall“ keinen Grund, die auf ein halbes Jahr angelegte Testphase mit den Schwellen vorzeitig zu beenden. „Wir halten das durch“, sagte er am Donnerstag im Gespräch mit dem ECHO.
Schließlich habe sich die Stadt nach dem schweren Unfall im September zwischen einem Fußgänger und einem Radler viele Gedanken gemacht, wie die Gefahrenquelle auf dem abschüssigen Wilhelminenbuckel zu beheben sei.
Zunächst hatte die Stadt ein Fahrverbot für Radler ausgesprochen. Das wurde am vergangenen Montag mit der Verlegung der vier Schwellenbahnen wieder aufgehoben. Das Ziel mit den Barrieren: Zu schnelle Radler sollen gebremst oder zum Absteigen gezwungen werden, um mehr Sicherheit für Fußgänger zu bekommen.
Schon in den ersten beiden Tagen zeigte sich, dass etliche Radler die freien Bereiche links und rechts der Schwellen nutzen und an dieser Engstelle durchradeln – egal ob dort gerade Fußgänger gehen oder nicht (wir berichteten).
Daraufhin hatte die Stadt bereits am Mittwoch darauf hingewiesen, dass verstärkt Ordnungskräfte zur Überwachung eingesetzt werden und bei weiteren Verstößen mit Konsequenzen für Radler zu rechnen sei.
Wenzel am Donnerstag: „Die hundertprozentige Lösung für diese Stelle gibt es nicht. Wir versuchen, die Situation dort zu entspannen. Und ich bin gerne bereit, mir weitere Ideen anzuhören.“
Die Wegnahme der Schwellen als Folge des Unfalls vom Mittwoch wäre für Wenzel jedoch „Aktionismus“. Er erinnert: „Jeder hat sich da grundsätzlich vorsichtig zu verhalten.“