Zum 17.April streicht der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) 25 Züge aus dem Fahrplan. Das hat der Verbund am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung mitgeteilt. Die zu streichenden Züge würden im Durchschnitt nur von 22 Reisenden benutzt, sagte Geschäftsführer Volker Sparmann. Es handelt sich dabei ausschließlich um Regionalbahnen, Stadtexpreß- und Regionalexpreß-Züge, die überwiegend am Rande des Rhein-Main-Gebiets verkehren.
Grund für die Streichungen war die Kürzung der Bundesmittel für den öffentlichen Nahverkehr um zwei Prozent. Darauf hatte man sich in Berlin im Vermittlungsausschuß Ende vorigen Jahres auf Grundlage des sogenannten Koch-Steinbrück-Papiers geeinigt. Diese sogenannten Regionalisierungsmittel zahlt der Bund an die Länder, die damit Leistungen im öffentlichen Nahverkehr etwa bei der Deutschen Bahn AG bestellen können. In Hessen gibt das Land die Mittel weiter an drei Verkehrsverbünde: Den Großteil bekommt der Rhein-Main-Verkehrsverbund, deutlich weniger der Nordhessische Verkehrsverbund in Kassel und einen kleinen Rest der Verkehrsverbund Rhein-Neckar im Süden.
Allein für den RMV bedeuten die Kürzungen Mindereinnahmen von 5,5 Millionen Euro. Von der Möglichkeit einer außerordentlichen Preiserhöhung hat man offenbar Abstand genommen. Die Streichung der 25 Züge erbringt weniger als die Hälfte der einzusparenden Summe, den Rest des Sparprogramms will RMV-Chef Sparmann vor allem aus zwei Quellen bestreiten: Zum einen erhalte der Verbund von der Deutschen Bahn AG Strafzahlungen für verspätete oder ausgefallene Züge. Diese Beträge waren durch die überdurchschnittliche Unpünktlichkeit für 2003 besonders hoch ausgefallen. Man wollte dieses Geld eigentlich dafür einsetzen, Verbesserungen für die RMV-Kunden zu erreichen, jetzt soll es offenbar zum Ausgleich der Mittelkürzung genutzt werden.
Zum anderen sind nach Angaben des RMV im Haushalt des Verbunds auch Mittel für Investitionen vorgesehen, beispielsweise für den Umbau von Bahnhöfen und Haltestellen. Diese Projekte werde man zeitlich etwas strecken und so zumindest vorerst weitere Mittel einsparen, hieß es.
Von einer Rücknahme des Halbstundentakts bei der S-Bahn am Wochenende, diezumindest als Befürchtung zwischenzeitlich kolportiert worden war, hat der Verbund offenbar Abstand genommen. Als Kriterium für die Streichliste hat der RMV nach eigenen Angaben ausschließlich die Auslastung der Züge herangezogen. Es müsse schließlich im Interesse aller sein, daß man einen möglichst effizienten Einsatz der Mittel erreiche, hieß es.
Der Streichliste des RMV ist zu entnehmen, daß einer der Züge im Durchschnitt nur von zwei Menschen benutzt wurde. Aus der Logik der Sache habe sich ergeben, daß mehr Verbindungen an der Peripherie des Rhein-Main-Gebiets gestrichen würden als im Zentrum, hieß es. Dies hänge damit zusammen, daß die Zubringerzüge auf dem Land immer schwächer ausgelastet seien als die Hauptlinien etwa von und nach Frankfurt, in denen die Fahrgastströme bereits "gebündelt" seien.
Folgende Züge werden gestrichen:
Zwei Verbindungen von Assmannshausen nach Wiesbaden (Abfahrt 9.07 Uhr und 13.07 Uhr).
Je ein Zug von Gießen nach Limburg und umgekehrt (Abfahrt 17.49 Uhr in Gießen und 20.15 Uhr in Limburg).
Ein Zug von Friedberg (Abfahrt 5.50 Uhr) und zwei von Marburg (5.31 Uhr und 18.45 Uhr) nach Gießen.
Je eine Verbindung von Alsfeld nach Lauterbach (Abfahrt 17.28 Uhr) und von Lauterbach nach Alsfeld (Abfahrt 18.08 Uhr), sowie von Fulda nach Lauterbach (Abfahrt 16.55 Uhr) und von Lauterbach nach Fulda (Abfahrt 17.40 Uhr).
Zwischen Bad Laasphe und Marburg entfällt der Mittagszug am Samstag (Abfahrt 11.21 Uhr).
Von Montag bis Freitag entfällt ein Stadtexpreß vom Frankfurter Südbahnhof nach Bad Soden-Salmünster (Abfahrt 15.09 Uhr) sowie einer von Bad Soden-Salmünster nach Hanau (Abfahrt 7.44 Uhr).
Ein Zug von Fulda nach Gersfeld (Abfahrt 21.19 Uhr) sowie einer in der Gegenrichtung (Abfahrt 22.08 Uhr) werden gestrichen.
Eine Regionalbahn von Hanau fährt künftig nur noch bis zum Frankfurter Südbahnhof (Abfahrt bislang 17.56 Uhr) statt bis zum Hauptbahnhof.
Ein Zug von Darmstadt nach Bensheim (Abfahrt 7.58 Uhr) wird gestrichen, einer von Aschaffenburg nach Darmstadt (Abfahrt 4.46 Uhr) und einer von Darmstadt nach Aschaffenburg (Abfahrt 19 Uhr).
Am Samstag entfällt eine Regionalbahn von Erbach nach Darmstadt (Abfahrt 6.01 Uhr) sowie eine in die Gegenrichtung (Abfahrt 7.38 Uhr).
Zwischen Frankfurt-Hauptbahnhof und Gernsheim entfällt von Montag bis Freitag der Zug um 1.22 Uhr, am Samstag der um 1.48 Uhr sowie in der Gegenrichtung der Samstagszug um 6.07 Uhr.