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20.01.2006

Quelle:Darmstädter Echo

Wirtschaft im Odenwald hadert mit Lkw-Sperrung

Feinstaub-Aktionsplan: Landrat Schnur fordert Ausnahmegenehmigung nach Vorbild des Kreises Darmstadt-Dieburg

Je näher die praktische Umsetzung des Darmstädter Feinstaub-Aktionsplans rückt, desto mehr Unruhe entsteht unter Odenwälder Firmen. Denn die sehen in der Sperrung der Darmstädter Innenstadt für den überörtlichen Schwerlastverkehr eine Benachteiligung des Wirtschaftsstandorts Odenwald.

Der beschlossenen Maßnahme, Lastwagen ab 3,5 Tonnen in Ost-West-Richtung und umgekehrt die Durchfahrt durch die Innenstadt zu verwehren, stellt sich der Odenwaldkreis vehement entgegen. Der Vorstand der Industrievereinigung Odenwaldkreis hat auf einer außerordentlichen Sitzung verlangt, die für den Landkreis Darmstadt-Dieburg geltende Ausnahmeregelung zum Be- und Entladen zwischen 6 und 20 Uhr auf den Odenwaldkreis auszuweiten. Andernfalls entstehe hoher wirtschaftlicher Schaden für Unternehmen aus dem Odenwaldkreis, da die Autobahnen A 5 und A 67 nicht mehr so leicht erreichbar seien.

Die Verärgerung ist in mehrerer Hinsicht groß: Die Stadt Darmstadt und das Land Hessen, so die Klage, hätten den Odenwaldkreis und dessen Interessen schlicht außen vor gelassen, als sie den Aktionsplan erstellten.

Landrat Horst Schnur und Vertreter der Wirtschaft hatten bislang vergeblich versucht, Einfluss zu nehmen oder wenigstens Gehör zu finden. Aus Odenwälder Sicht stehen die Maßnahmen in keinem vertretbaren Verhältnis. IVO-Vorstandsmitglied Hermann Braun (Erbach): „Nach dem Aktionsplan verspricht man sich vom Durchfahrtsverbot lediglich zwei Prozent Minderungspotenzial an Feinstaubbelastung, was der geringste Wert aller Maßnahmen vom Nachtfahrverbot bis zum Feuchtkehren ist. Und dafür wird eine Maschinerie mit nicht absehbaren Folgen für die Odenwälder Wirtschaft in Gang gesetzt.“

Die IVO will daher umgehend in Wiesbaden im Umweltministerium vorstellig werden, um „die gleichen Rechte wie die der Unternehmen im Landkreis Darmstadt-Dieburg zu erwirken“.

Die Hoffnungen der Odenwälder Firmen auf Gleichbehandlung sind aber erst einmal zerstoben. In einem Abstimmungsgespräch mit Landrat Alfred Jakoubek und Vertretern der Städte und Gemeinden aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg stellte die Referentin im Umweltministerium unmissverständlich klar, dass der Odenwaldkreis bewusst nicht in die Ausnahmeregelung aufgenommen worden sei. Andernfalls sei die Aktion wirkungslos.

Einen kleinen Schritt weiter ist man dennoch: Der Odenwälder Kreisbeigeordnete Dietrich Kübler sowie Volker Weyrauch, Leiter der dortigen Straßenverkehrsbehörde, durften an dem Gespräch teilnehmen. Weyrauch auf Nachfrage: „Wir hatten ausführlich die Gelegenheit, unsere Sicht und Bedenken darzustellen. Landrat Jakoubek zeigte Verständnis für unsere Lage.“

Ändern wird dies aber nichts daran, dass im Darmstädter Umland wahrscheinlich weitere Straßen für durchfahrende Lkw gesperrt werden: Die Bürgermeister von Nieder-Ramstadt und Roßdorf wollen die Verdrängung des Verkehrs zu ihren Lasten nicht hinnehmen.

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