Der erste Aktionsplan gegen Feinstaub in Darmstadt passte der Stadt nicht, gegen die zweite Fassung gab es dann Proteste aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg und den Gemeinden Roßdorf, Reinheim, Ober-Ramstadt und Mühltal – sie befürchteten eine Verlagerung von Schwerlastverkehr. Landrat Alfred Jakoubek (SPD) monierte, das Land habe weder den Kreis noch die Nachbargemeinden eingebunden. Um dies nachzuholen, sagten Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) und der Darmstädter Magistrat eine schon einberufene Pressekonferenz am Vorabend wieder ab. Seitdem wird nachjustiert.
Lange kann der Aktionsplan jedoch nicht mehr hinausgeschoben werden. Denn mit der 36. Überschreitung der Grenzwerte in diesem Jahr an der Hügelstraße ist für betroffene Bürger jetzt der Weg frei, per Gericht „gegen die Tatenlosigkeit der Verantwortlichen vorzugehen“, schreibt der Verein „Innovative Verkehrssysteme Darmstadt“. Zurzeit stünden Stadt und Land mit leeren Händen da, weil der Aktionsplan verschoben werden musste. Abermals sei es nicht gelungen, vernünftige interne Abstimmungen zwischen Land, Stadt und Kreis zu erzielen. „Bisher ist effektiv nichts geschehen.“
Kritik aus einer ganz anderen Ecke übt die Darmstädter Industrie- und Handelskammer (IHK). Sie verbindet mit der Verschiebung die Hoffnung, dass dem Aktionsplan noch die Zähne gezogen werden. „Wenig durchdacht und wirtschaftsfeindlich“ sei das Vorhaben, den Transit von Lastwagen über 3,5 Tonnen zu unterbinden und den Wirtschaftsverkehr auf der B26 zu beeinträchtigten. Das Umland würde in nicht akzeptabler Weise belastetet, kritisierte die Kammer.
Darmstadts Umweltdezernent Klaus Feuchtinger (Grüne) gibt den Kommunen recht, weil alle ein Interesse haben müssten, die Feinstaubbelastung zu senken. Die Kritik der IHK hält er für unsachlich. Sie gehe weit über das hinaus, was sich eine Interessensgruppe gegenüber den Bürgern erlauben könne. „Wir sind nicht wirtschaftsfeindlich“, betont Feuchtinger, „wir wollen die Umweltbelastung senken.“