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09.08.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Einzelhandel verärgert über Parkgebühren

Kritik an der Monopolstellung und mangelnden Kreativität der Parkhausbetreiber

Darmstadts hohe Parkgebühren sind nicht nur für die Kunden ein Ärgernis, die sie bezahlen müssen. Auch der Einzelhandel leidet darunter. „Das ist imageschädigend“, sagt Werner Gresens (Luisencenter). Der Kunde macht die Häuser, in denen er parkt, für die Gebühren verantwortlich. Tatsächlich ist in Darmstadt aber die holländische Firma Q-Park Betreiber fast aller Innenstadt-Parkhäuser.

Q-Park jedoch hat in der Vergangenheit nicht mit sich reden lassen, wenn es um Gebührensenkungen ging. Im Gegenteil: Als die Garagen noch der inzwischen insolventen Firma Mengler gehörten, „bezahlte man für die Stunde 1,50 Mark oder 1,60 Mark“, erinnert sich Kaufhof-Chef Reinhard Brühl. Mark, nicht Euro. Dann übernahm Q-Park die Mengler-Garagen. Heute betragen die Gebühren das Doppelte: 1,50 bis 1,60 Euro.

Dem ECHO gegenüber sagte ein Q-Park-Sprecher in der vergangenen Woche, man erwarte Bereitschaft des Darmstädter Einzelhandels, sich an den Parkgebühren zu beteiligen. „Beteiligung“, sagt Kaufhof-Chef Reinhard Brühl, sei ja schön und gut. Aber Q-Park wolle seine hohen Gebühren beibehalten und deren Senkung allein dem Handel aufbürden. Eine solche Verhandlungsposition sei „unseriös“.

Sein Karstadt-Kollege Karl-Heinz Göttert rechnet vor, was die Rückerstattung von nur 50 Cent der Parkgebühren an der Kaufhaus-Kasse allein sein Haus in der Innenstadt kosten würde: „Das sind mindestens 350 000 Euro im Jahr, die uns da zugemutet werden.“

Dem Handel, sagt Brühl, könne niemand mangelnde Kreativität vorwerfen, wenn es darum gehe, Kunden anzulocken. Das zeigten allein die vielen Rabatt-Modelle, die es in fast allen großen Häusern gebe.

Aber Kreativität müsse auch von den Parkhausbetreibern erwartet werden. Etwa interessante Angebote für Kurzzeitparker. Wer in der Innenstadt nur eine kleine Erledigung habe, etwa eine Zeitung kaufen oder Fotoarbeiten in Auftrag geben, für den seien 1,60 Euro einfach zu viel.

Q-Park hat zwar inzwischen im Parkhaus Grafenstraße ein Angebot, statt 1,50 für die ganze nur einen Euro für die erste halbe Stunde zu zahlen. Doch umgerechnet ist damit sogar noch eine Preiserhöhung um 33 Prozent verbunden. Im mittlerweile dem Bauverein übertragenen Parkhaus am Hauptbahnhof dagegen parkt man in der ersten halben Stunde kostenlos.

Auch die Vermarktung besonderer Tage hält der Handel für wichtig, beißt bei Q-Park aber auf Granit. Brühl erinnert an den ersten Einkaufssonntag in Darmstadt. Damals hatte man mit Q-Park zwei Euro als Pauschaltarif für den ganzen Sonntag ausgehandelt. Danach hieß es, ein solches Zuschussgeschäft werde es nicht mehr geben. Beim nächsten Einkaufssonntag lag die Pauschale schon bei drei Euro.

Ein weiteres Beispiel ist der Samstag. Gresens berichtet von einer Verhandlung des Luisencenters mit Q-Park. Es ging um den Vorschlag, am späten Samstagnachmittag, zwischen 16 und 19 Uhr, das Parken kostenfrei zu machen. So wollte man versuchen, die Kunden länger in der Innenstadt zu halten. Doch Q-Park blockte ab, sagt Gresens. Das Argument: Dann kämen die Leute erst abends, und tagsüber gebe es Einnahmeausfälle.

Dabei seien Handel und Parkhausbetreiber in völlig verschiedenen Situationen. Die Gewinnspannen des Handels seien inzwischen minimal, sagt Brühl, bei den Parkhausbetreibern dagegen wegen geringen Personal- und Logistik-Aufwands maximal.

Deshalb sei es für die Innenstädte umso problematischer, wenn ein Parkhausbetreiber, wie in Darmstadt, nahezu eine MonopolsteIlung innehabe. Nun sei Q-park auch als Betreiber der entstehenden Kongress-Garage am Schlossgraben im Gespräch. Von Wettbewerb auf diesem Markt könne in Darmstadt keine Rede sein. Ohne Wettbewerb aber gebe es keinen Anreiz für moderate Preise.

Die seien gerade wegen der Bedrohung aus Weiterstadt für die Darmstädter Innenstadt lebensnotwendig. Göttert verweist auf die bereits vorhandenen Magneten an der Autobahn wie Segmüller und auf das geplante Groß-Einkaufszentrum in der Riedbahn. Mit ihren kostenlosen großen Parkplätzen setzten diese Einkaufszentren die Innenstadt mehr und mehr unter Druck.

Immerhin habe Q-Park einiges geleistet, um die Parkhäuser in der Innenstadt attraktiver zu machen, lobt Brühl. Die Garagen seien besser erkennbar, sie seien nun heller und sauberer und nicht mehr so abstoßend dunkel wie früher. Doch entscheidend sei der Preis.

Wie entscheidend, habe jetzt eine Umfrage im Frankfurter Umland ergeben. Da rangierten bei den Wünschen der Kunden an ihr Einkaufsziel die Parkgebühren mit großem Abstand an der Spitze: 52 Prozent.

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