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05.01.2005

Quelle:Darmstädter Echo

„Darmstadt kann ja Zollschranken bauen“

Streit der Städte: Weiterstadt und Griesheim lehnen eine Sperrung des Dornheimer Wegs ab

Die guten Vorsätze haben nicht lange gehalten. Kaum hat das neue Jahr angefangen, gibt es in den Beziehungen zwischen Darmstadt und seinen Nachbarstädten Weiterstadt und Griesheim erneut Ärger. Hatten sich die drei Städte noch vor wenigen Wochen auf einen Dialog und Zusammenarbeit in Verkehrsfragen geeinigt, sorgte gestern ein Antrag der Darmstädter Koalition aus SPD und Grünen in Weiterstadt und Griesheim für Aufsehen.

Die Darmstädter Mehrheitsfraktionen haben in der Stadtverordnetenversammlung eine Überprüfung beschlossen, ob der Dornheimer Weg zwischen Eifelring und der Darmstädter Stadtgrenze für den öffentlichen Verkehr geschlossen werden kann (ECHO vom Dienstag). Begründet wird der Antrag mit der Verkehrsbelastung in der Waldkolonie, seitdem das Möbelhaus Segmüller und der Metromarkt im Weiterstädter Gewerbegebiet eröffnet haben. Die Strecke diene Kunden als Schleichweg zur Autobahn jenseits der überlasteten B 42. Eine weitere Zunahme des Verkehrs drohe, wenn der Gehaborner Weg wie geplant ausgebaut werde. „Die Stadt Weiterstadt hat südlich des Gehaborner Hofes schon ein Hinweisschild mit der Aufschrift Darmstadt, A 5/A 67 angebracht“, heißt es in dem Antrag.

Mit einer Schließung entfiele eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Darmstadt und Weiterstadt/Griesheim, die vor allem von Pendlern im Berufsverkehr genutzt wird. Entsprechend sind die Reaktionen in den kleineren Nachbarstädten: „Darmstadt kann ja auch wieder Zollschranken zu seinem Umland aufbauen“, höhnt Weiterstadts Bürgermeister Peter Rohrbach und brandmarkt das Vorhaben als „blinden Aktionismus“ und „lächerlich“. Der Verkehr zu Segmüller normalisiere sich seit der Eröffnung, außerdem schade Darmstadt mit einer solchen Maßnahme seiner eigenen Wirtschaft. 3500 Fahrzeuge habe kürzlich eine Verkehrszählung auf dem Gehaborner Weg ergeben – „das ist nicht die Welt“. Rohrbach selbst habe von diesem Antrag erst aus dem ECHO erfahren: „Das alles ist schlechter Stil.“

Zurückhaltender gibt sich Griesheims Erste Stadträtin Bärbel Eickhoff: „Die Stadt Griesheim will hierzu zunächst keine Stellung nehmen. Wir lehnen ein solches Schnellschussverfahren aber ab.“ Auch ihr war der Antrag bisher nicht bekannt. „Eine Sperrung wäre für uns aber keine gute Sache, und ich kann mir das auch nicht vorstellen.“

Anders sieht das der Darmstädter Stadtrat Klaus Feuchtinger (Grüne) in Vertretung des zuständigen Stadtrats Dieter Wenzel: „Der Dornheimer Weg ist ein landwirtschaftlicher Weg und als solcher für den Durchgangsverkehr nicht geeignet“. Das Darmstädter Straßenverkehrsamt werde nun Möglichkeiten der Schließung prüfen, „und dann wird eine Entscheidung getroffen“.

Horst Janda, SPD-Stadtverordneter aus der Waldkolonie und Initiator des Antrags, wirbt um Verständnis. „Seit die Brücke am Bahnhof wieder geöffnet wurde, ist hier morgens der Teufel los.“ Dass Weiterstadt Gewerbe ansiedle, sei „in Ordnung, aber dann dürfen die nicht den Verkehr zu uns schicken. Da wird ja noch mehr kommen, falls das Einkaufszentrum in der Riedbahn gebaut wird.“ Der Antrag sei jedenfalls mit dem Darmstädter Verkehrsdezernenten Dieter Wenzel abgesprochen und diene zunächst ja nur einer Prüfung. Janda: „Das wir das wohl nicht schaffen, ist mir auch klar. Aber es muss etwas geschehen, wir wollen nicht noch mehr Verkehr, wir haben genug.“

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