Bei der Nordostumgehung scheiden drei Alternativen aus
Der Magistrat hat einem Tunnel für die Nordostumgehung unterhalb der Mathildenhöhe erneut eine Absage erteilt. Das von der Bürgerinitiative und der SPD Gervinus geforderte Projekt führe wegen dazu erforderlicher Aufschüttungen nicht zu der gewünschten Landschaftsbrücke zur Rosenhöhe.
"Leider lässt sich eine Tunnellösung nicht machen", bedauerte Oberbürgermeister Peter Benz (SPD) am Montag bei der Präsentation der von der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie vor Pressevertretern. Der Magistrat hatte den Vorschlägen des Gutachterbüros, das zugleich Planungsbüro ist, bereits in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt. "Wir haben mehrfach mit der Bürgerinitiative Rosenhöhe gesprochen, wir sind sehr wohl gewillt." Aber ein Tunnel sei nur dann von Interesse, wenn daraus eine "plane Fläche" entstünde.
Das beauftragte Aschaffenburger Büro Obermeyer komme jedoch zu einem anderen Ergebnis. Zwar ermögliche eine Überdeckung der Straëen- und Bahntrasse zwischen Ostbahnhof und Dieburger Straëe einen Grünzug mit Erholungs- und Aufenthaltsflächen. Aber: "Bei Realisierung eines Eisenbahntunnels fordert die Bahn eine Höhe von mindestens 6,90 Metern, um zukünftig elektrifizieren zu können", erläuterte Baudezernent Dieter Wenzel (SPD). Berücksichtige man die - seit spektakulären Unfällen wie im Mont-Blanc-Tunnel - verschärften Sicherheitsvorschriften, die einen größeren Rauchabzugskanal forderten, sei mit einer drei Meter hohen Aufschüttung über dem Tunnel zu rechnen.
Lediglich auf einer Länge von 250 Metern, so Wenzel, sei die Überdeckung der Straëen- und Bahnanlage möglich. Es verbliebe aber in jedem Fall ein offen verlaufender Bereich zwischen Seiterswegbrücke und dem Tunnelportal von 110 Metern. "Der gewünschte stadtgestalterische Effekt wird dadurch nicht erreicht, der Verfahrensaufwand ist unverhältnismäßig hoch und auch die ursprünglich geäußerte Idee, die Gesamtüberdeckelung durch Verwertung der so gewonnen Flächen durch Bebauung zu finanzieren, ist bodenrechtlich und städtebaulich äußerst zweifelhaft."
19,2 Millionen Euro Mehrkosten
Eine Refinanzierung der anfallenden Mehrkosten von 19,2 Millionen Euro durch eine Vermarktung erscheine somit als fraglich. Die Machbarkeitsstudie kommt darüber hinaus zu dem Schluss, dass bei einer Überdeckung der Straëe und der Bahnanlage mit einer um zirka drei Jahre verlängerten Bauzeit zu rechnen sei, da langwierige Verhandlungen mit der Bahn zu führen seien.
Rund zwei Jahre längere Bauzeit und Mehrkosten von 11,2 Millionen Euro bringe dagegen die zweite von insgesamt drei geprüften Alternativen mit sich. Diese sieht vor, lediglich die parallel der Bahntrasse verlaufende Straße einzutunneln. Diese Variante sei zwar "prinzipiell baubar". Aber sie sei "städtebaulich und optisch negativ", so Burkhardt Rose vom Stadtplanungsamt. "Man würde auf eine acht Meter hohe Betonwand schauen." Die dritte Alternative, die so genannte Galerielösung mit seitlichen Öffnungen , habe die Stadt früh verworfen. "Die Öffnungen müssten wegen der Schallausbreitung geschlossen sein, die Glasscheiben reflektierten aber den Bahnlärm auf die gegenüberliegenden Wohnhäuser", sagte Wenzel.
Mehrkosten von 3,8 Millionen Euro nimmt die Stadt allerdings an andere Stelle in Kauf. Dem Vorschlag des Planungsbüros, den Nordausgang des Tunnels auf Höhe der Eissporthalle um 210 Meter zu verlängern, stimmte der Magistrat zu. Vorteile laut Machbarkeitsstudie: es kommt zu keiner Zerschneidung des Bürgerparks, die Sichtbeziehungen bleiben bestehen.
SPD Gervinus erneuert Kritik
Unterdessen hält der SPD-Ortsverein Gervinus an seiner Kritik an der Machbarkeitsstudie fest. "Nur ein begrünter und eventuell dann auch bebauter Flanierdeckel kann den äußerst sensiblen und sehr bedeutenden, kulturhistorisch wertvollen Bereich zwischen Mathilden- und Rosenhöhe bewahren", teilt Vorsitzender Horst Knechtel in einer Pressemeldung mit. Die Sozialdemokraten aus dem Woogsviertel wollten auf keinen Fall, wie es die Christdemokraten forderten, dass an anderer Stelle des Tunnels - zum Beispiel im Martinsviertel - gespart werde, sondern sie verlangten zusätzlich diesen "städtebaulich notwendigen" Schritt.