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06.01.2005

Quelle:Darmstädter Echo

„Sperrung wäre eine Dummheit“

Umfrage: Segmüller-Kunden benutzen Dornheimer Weg als Schleichweg – SPD will Lastwagen aus dem Viertel haben

Unterschiedliche Antworten bekommt man in der Waldkolonie auf die Frage, ob der Schleichweg zu und vom Möbelhaus Segmüller im Dornheimer Weg zu merklich mehr Verkehr führt. Einige sagen ja, andere sehen keine Zunahme an Autos, „höchstes an den Samstagen“, und stören sich nicht daran. Einig zeigten sich die Befragten allerdings, dass die Reaktion auf die durch die Waldkolonie fahrenden Möbelkunden nicht lauten darf, den Dornheimer Weg für den Durchgangsverkehr zu sperren. Geschehen könnte dies auf dem Abschnitt zwischen Eifelring und Stadtgrenze an der Autobahnüberführung.

Die rot-grüne Koalition im Stadtparlament hatte den Antrag gestellt, Magistrat und Straßenverkehrsamt sollen prüfen, ob eine solche Sperrung das Wohngebiet am Dornheimer Weg entlasten könne oder ob es andere Alternativen gibt, das Problem zu beheben. Dem Antrag war mehrheitlich zugestimmt worden.

„Ich hab’ wirklich nichts gegen die Grünen“, sagt dazu Wolfgang Dietrich aus dem Dornheimer Weg, „aber wenn mal irgendwo zwei Autos mehr fahren, fordern die gleich Radikalkuren. Das ist einfach überzogen“. Seiner Meinung nach hat sich der Verkehr auf dem Dornheimer Weg kaum verstärkt. „Er ist nach der Wiedereröffnung der Brücke noch nicht so rege, wie er es vorher war. „Und früher“, sagt er, „so vor zwanzig Jahren, sind hier viel mehr Autos die Straße rauf und runter gefahren“. Als „völligen Unsinn“ bezeichnet er Überlegungen, einen Teil des Dornheimer Weges für den Durchgangsverkehr zu sperren. „Damit werden doch nur die Bewohner aus der Waldkolonie bestraft, die durch den Wald nach Griesheim zum Nordring fahren, um dort einzukaufen oder beim Lipp und auf dem Gehaborner Hof ihren Spargel holen.“ Er gibt auch zu bedenken, das viele Pendler aus dem Ried über den Dornheimer Weg Darmstadt ansteuern. Die müssten dann die Rheinstraße benutzen, würden dort die Staus verstärken.

Auch Friedel Gnad und Peter Dillmann vom Trägerverein Bürgerhaus Waldkolonie halten die in die Diskussion gebrachte mögliche Sperrung des Dornheimer Wegs aus den gleichen Gründen für eine „Dummheit“. Beide haben keinen übermäßigen Anstieg der Verkehrsteilnehmer auf dem Dornheimer Weg ausgemacht, „jedenfalls keinen, der einer solchen Reaktion bedarf“, so Dillmann. Beide halten auch von einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer nicht viel. „Keiner würde sich auf der geraden Strecke daran halten und Ordnungshüter können auch nicht immer aufpassen“, so Friedel Gnad.

Rita Harth und Gertrude Anders kommen aus Weiterstadt und Schneppenhausen zum Arbeiten in ein Friseurgeschäft in die Waldkolonie. Sie befahren jeden Tag morgens und abends die seit einigen Wochen als Schleichweg zum Möbelhaus erkannte Strecke. „Ein Teil des Weges ist doch extra ausgebaut worden; ihn jetzt für den Durchgangsverkehr sperren zu wollen, ist doch völlig unsinnig“, sagt Gertrude Anders. Sie begegnen, berichten beide, bei ihren Fahrten in der Tat seit einigen Wochen mehr Autos. „Das hat sicher mit dem Möbelhaus zu tun“, sagt Rita Harth. Verstehen kann sie die Zusammenhänge allerdings nicht so recht, denn Autofahrer, die sich an die Verkehrsvorschriften halten, hätten auf der Route über Dornheimer und Gehaborner Weg kaum Zeit- und Bequemlichkeitsvorteile. Auch sie müssen, das Möbelhaus im Blick, ganz gleich ob Hin- oder Rückfahrt, auf die B 42 einbiegen und nehmen in Kauf, dort im Stau zu stehen. Auch wenn dort das Warten vielleicht nicht so lange dauert, wie aus Richtung Gräfenhäuser Straße kommend.

Nur wer als Abkürzung einen etwa hundert Meter langen und auf seinem unbefestigten Teil mit Schlaglöchern versehenen Feldweg (zugelassen nur für Forst- und Landwirtschaft) benutzt, kann das Einbiegen auf die Bundesstraße umgehen. Eine zweite Möglichkeit ist den Kunden bereits genommen. Eine weitere vom Gehaborner Weg abgehende Zufahrt ist kurz vor dem Möbelhaus mit Pfosten versperrt worden.

Der Ortsvereins Waldkolonie-Weststadt hat dem Straßenverkehrsamt schon vor Monaten ein Konzept vorgelegt, wie der Durchgangsverkehr in der Waldkolonie gebremst werden kann. Dem Vorsitzenden Luis Esteban geht es dabei vor allem darum, die vielen Lastwagen aus dem Dornheimer Weg und der Michaelisstraße herauszubekommen. Eine Teilsperrung des Dornheimer Wegs sieht er dabei als letzte Möglichkeit an, wenn andere Maßnahmen nicht fruchten. Eine davon wäre, dem aus dem Ried über die Dornheimer Weg in Richtung Stadt fließenden Verkehr vorzuschreiben, nur noch nach rechts in den Eifelring abzubiegen. Esteban: „Eine solche Verkehrslenkung als Teil eines Gesamtkonzepts würde unser Viertel enorm entlasten“. Zu dem Konzept gehört auch ein generelles LkW-Fahrverbot durch die Waldkolonie. „Die Lastwagen fahren bei uns nur durch, nur ganz wenige haben hier ihr Ziel“, sagt der SPD-Vorsitzende. Und das Industriegebiet Nord-West sei ideal über die Mainzer Straße angebunden.

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