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04.01.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Rotgrün will Schleichweg abriegeln

Verkehr: Möbelhaus-Kunden in Weiterstadt weichen vor dem Stau bis nach Darmstadt aus

Vier Monate hat sich die Stadt Darmstadt die hausgemachten Verkehrsprobleme in Weiterstadt mit erheblichen Auswirkungen bis in die Wohnquartiere im Darmstädter Osten angeschaut. Damit soll Schluss sein, fordert jetzt die rot-grüne Koalition in Darmstadt und fährt schwere Geschütze auf: Der Dornheimer Weg zwischen Eifelring und Stadtgrenze ist von der Schließung bedroht. Dem Schleichweg zwischen den kommunalpolitisch zerstrittenen Nachbarstädten droht der Schlagbaum.

In Weiterstadt wurden im August das Möbelhaus Segmüller eröffnet und somit Staus rund um das Nadelöhr B 42/Autobahnanschluss Weiterstadt produziert. Pfiffige Autofahrer umkurven seitdem die prekäre Verkehrslage mit einem Ausweichmanöver über den Gehaborner Weg durch Spargelfelder, vorbei am Gehaborner Hof auf den Dornheimer Weg, durch den Darmstädter Ostwald und landen schließlich am Eifelring mitten in einem der beschaulichsten Wohnquartiere in Darmstadt – der Waldkolonie. Das stinkt den Anwohnern im wahrsten Sinne des Wortes, denn mehr Verkehr produziert mehr Lärm und mehr Gestank.

„Wir wollen in erster Linie den Lastwagenverkehr aus der Waldkolonie raushaben“, sagt Brigitte Lindscheid von den Grünen etwas vorsichtig. Mit diesen Worten nimmt sie dem im Stadtparlament mehrheitlich beschlossenen Antrag der Koalition die Schärfe. Denn darin steht klipp und klar: Magistrat und Straßenverkehrsamt sollen prüfen, „ob es möglich ist, den Dornheimer Weg ab Eifelring Richtung Stadtgrenze/Autobahn für den Durchgangsverkehr zu schließen“. Und in diesem Zusammenhang Alternativen für den Individualverkehr nach Weiterstadt und Griesheim zu erarbeiten. Das könnte das Aus für den kleinen, schnellen Grenzverkehr auf dem Dornheimer Weg zwischen Weiterstadt, Griesheim und Darmstadt bedeuten.

Das Verhältnis zwischen den Nachbarn Darmstadt und Weiterstadt ist ohnehin heftig strapaziert, seit es beidseitige Querelen wegen umstrittener Supermarkt-Planungen und der Telekom-Rückholaktion nach Darmstadt gibt. Weiterstädter sehen es fast schon mit Schadensfreude, wenn sie auf dem Dornheimer (Schleich-) Weg mit neu aufgestellten Autobahnhinweisschildern nach Darmstadt gelotst werden.

Darmstädter in der Waldkolonie dagegen durften sich im November zwar freuen, als nach jahrelanger Sanierung der Bahnbrücke ihre bis dato gesperrte Hausstrecke in Richtung Zentrum wiedereröffnet wurde. Doch plötzlich rauschte Verkehr durch, den sie noch nie gesehen hatten: pfiffige Weiterstädter und Griesheimer, die die wieder eröffnete Verbindung in die Stadt nutzen, und Möbel-Kunden aus Richtung Weiterstadt, die händeringend die nächste Autobahn suchen und sich mitunter im Einbahnstraßen-Wirrwarr der Waldkolonie verfahren.

Was aber kann die Stadt tatsächlich gegen den unerwünschten Verkehr in der Waldkolonie unternehmen? Sperren ist eine Sache, Tempo 30 eine andere: Nervtötende Verzögerung mit einem Tempolimit und regelmäßige Kontrollaktionen speziell an Samstagen könnten Autofahrer davon abbringen, bestimmte Straßen als Ausweichstrecke zu nutzen. „Es geht nicht darum, den Dornheimer Weg ab Stadtgrenze und somit ab Autobahnüberführung zuzumachen“, sagt Lindscheid. „Wir wollen den Spitzenverkehr an bestimmen Tagen von bestimmten Autofahrern aus der Waldkolonie raushaben.“

Aber wie? Darüber darf jetzt das Darmstädter Straßenverkehrsamt intensiv nachdenken und in einer der nächsten Stadtverordnetensitzungen ein Konzept präsentieren. Lindscheid: „Wir wollen die Frage beantwortet haben, wie wir der Entwicklung einen Riegel vorschieben können.“

Die Vorschläge der Verwaltung dürften mit Spannung erwartet werden – auch beim Nachbarn in Weiterstadt.

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