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07.04.2006

Quelle:Darmstädter Echo

Linie 8: Entscheidung dieses Jahr

Anwohner befürchten Wertminderung ihrer Häuser

Die Straßenbahnverlängerung wird in Alsbach-Hähnlein nach wie vor kontrovers diskutiert. Dass es für manchen ein Reizthema ist, zeigte zuletzt die Kommunalwahl. Bei dieser sackte die für den Ausbau der Trasse bis zur Melibokusschule eintretende SPD ab. Die (aus Kostengründen) gegen das Vorhaben argumentierende CDU legte zu. Augenfällig wurde dies im Wahlbezirk Melibokusschule, wo die betroffenen Anwohner die Stimmen abgaben.

Durch das Ergebnis schöpfen die Ausbau-Kritiker noch einmal Hoffnung. Sie möchten eine neue Phase einläuten, in der erneut und grundsätzlich über das Projekt nachgedacht wird. „Nicht nur aus Kostengründen“, wie Ernst Koch und Joachim Will aus Alsbach im Gespräch mit dem Darmstädter Echo erläutern.

500 Flugblätter hatte eine rund dreißigköpfige Interessengemeinschaft nach eigener Darstellung vor der Wahl in der Gemeinde verteilt. „Ganz gezielt in Bereichen, die nicht direkt betroffen sind“, berichten die beiden Alsbacher. Sie geben sich sicher, dass das Vorhaben auf breitere Ablehnung stoße. Ob dies zutrifft, darüber lässt sich nur spekulieren. Während sich die Gegner formieren und öffentlich äußern, bleibt die Gruppe der Befürworter, jedenfalls außerhalb von politischen Parteien, wenig greifbar und stumm.

Das bedauert auch Bürgermeister Reinhard Wennrich (parteilos). Grund zum Zweifeln sei dies jedoch nicht. „Das ist meistens so“, sagt er und ist „absolut von dem Vorhaben überzeugt“. In unserer Demokratie würden die Gemeindevertreter die Bevölkerung repräsentieren. „Und im Parlament gab es eine breite Mehrheit für das Projekt.“ Zudem habe er Schreiben erhalten. Tenor: „Lasst euch nicht verunsichern.“

Inzwischen ist die Äußerungsfrist für Privatleute innerhalb des Planfeststellungsverfahren abgelaufen. „Bei uns sind rund 90 Einwendungen eingegangen“, sagt Gerhard Müller vom Regierungspräsidium in Darmstadt (RP) auf Anfrage. Die Zahl nennt Wennrich „eigentlich wenig“. Außergewöhnlich sei, dass sich zahlreiche Personen geäußert haben, die nicht direkt von der Maßnahme betroffen sind.

Unmittelbar zu spüren bekämen Ernst Koch und Joachim Will den Ausbau. Etwas mehr als 20 Meter vor ihren Häusern verliefen die Gleise. Wie insgesamt 20 Anwohner wollen sie dagegen streiten und lassen sich von einem Rechtsanwalt vertreten. „Spaß macht das keinen“, sagen die beiden. Sie sehen aber keine andere Möglichkeit und hoffen auf das Regierungspräsidium „als neutrale Instanz, die die Schwachstellen der Planung aufdecken soll“.

Die Fehler fänden sich im Detail. Seien aber auch grundsätzlicher Natur, wodurch letztlich die Planrechtfertigung fehle. Es handele sich schlicht nicht um die „verkehrlich sinnvolle Maßnahme“, als welche sie durch „die standardisierte „Nutzen-Kosten-Untersuchung“ ausgewiesen werde. Vielmehr komme es durch die Verlängerung der Linie 8 und den verbundenen Änderungen im Verkehrskonzept (Kappung der Buslinie 669) sogar zu einer „eklatanten Verschlechterung der ÖPNV-Verbindungen für Schüler“. Dass der Bus wegfällt, sei zwar in den Unterlagen vorgesehen, aus Sicht des Bürgermeisters „aber noch nicht definitiv entschieden“.

Auch die Gutachten über Lärm und Erschütterungen werden von den Anliegern angezweifelt. „Da liegt einiges im Argen.“ Kritik wird auch daran geübt, dass keine Alternativtrassen geprüft worden seien. Zudem seien Belange des Umweltschutzes nicht hinreichend berücksichtigt. Nicht zuletzt führe die Planung zu erheblichen Eigentumsbeeinträchtigungen. Diese würden von Sichtbehinderungen, Gesundheitsgefährdungen bis hin zum „Zooeffekt“ (Fahrgäste blicken in Haus und Garten) und Wertminderung der Immobilien reichen.

In dieser Woche hat die Gemeinde Alsbach-Hähnlein als Vorhabenträger die Einwendungen erhalten. Sie ist aufgefordert, eine Erwiderung abzugeben. Wenn neue Sachverhalte auftreten, sind diese erneut zu prüfen. Das RP rechnet „noch vor der Sommerpause“ mit einem Erörterungstermin. Eine Entscheidung werde noch in diesem Jahr angestrebt.

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