In Darmstadt-Dieburg werden schon Bio-Kraftstoffe getestet, im Odenwald braucht es noch den "politischen Willen"
Der Ruf nach Rußfiltern für Busse wird immer lauter. Vorausschauende Nahverkehrsgesellschaften haben ihre Flotte auch vor der aktuellen Feinstaub-Debatte schon umgerüstet, doch im Odenwald hält kein einziger Bus die EU-Norm "Euro 4" ein.
Das Bild ist bekannt seit über einem Vierteljahrhundert: Stau, anfahrender Bus, grauschwarze Rußwolke aus dem Auspuff - Sinnbild für Umweltverschmutzung. Seit die Luftreinhalte-Norm "Euro 4" der Europäischen Union in Kraft ist, stehen Verkehrsbetriebe und Busunternehmen zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit. Sie sollen - so wird allenthalben gefordert - ihre Fahrzeugparks nachrüsten mit Rußfiltern, um den schädlichen Feinstaub von der Atmosphäre fern zu halten.
Bei der Odenwald-Regionalgesellschaft Oreg sind 68 Busse im Liniendienst, alle angemietet von Busunternehmen der Region. Aber zwischen Groß-Umstadt, Amorbach, Eberbach und Reichelsheim fährt kein einziger Diesel getriebener Bus entsprechend Euro-4-Auflagen. "Die Unternehmen werden alle was machen, wenn es nur bezahlt wird", sagt Oreg-Sprecher Peter Krämer. Und bezahlt werde eine Umrüstung, sobald die Politik sich für die Umwelt-Investition entschieden habe.
Die Kreistagsfraktion der Grünen hat vergangene Woche den Einbau von Rußpartikelfiltern in Busse und kommunale Dienstfahrzeuge gefordert. Ihnen sei bei einer Anfrage bereits 2003 mitgeteilt worden, so Fraktionschef Horst Kowarsch, dass die Umrüstung zu kostenintensiv oder schlicht technisch nicht machbar sei.
Das stellt sich im Kreis Darmstadt-Dieburg und in Darmstadt selbst anders dar. Die Darmstädter Heag mobiBus begann bereits im Herbst 2004 mit dem Filtereinbau in ihre 29 Busse. Heute sind fast alle mit dem 6000 Euro teuren Zusatzgerät bestückt worden. So senkt die Heag den Rußausstoß auf zwei Mikrogramm pro Kilowattstunde, was dann der Norm für 2005 neu zugelassene Fahrzeuge entspricht. Insgesamt kostet das eine Viertelmillion plus jährlich zusätzliche Betriebskosten von je 1000 Euro. Geschäftsführer Horst Blechschmidt zahlt das gern, denn es geht für ihn "bei der Vergabe von Linienleistungen um jeden Cent", man stellt sich also besser auf im Wettbewerb um die öffentliche Hand. Und die Investition sei es ihm auch wert, wenn Bürgern wie Politikern klar werde, dass die Heag "in Darmstadt für gute Luft sorgt".
In Darmstadt-Dieburg geht man die Aktion "gute Luft" systematisch an. Matthias Altenhein, Chef der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation Dadina, verwaltet den Einsatz von gut 130 Bussen. "Bei den Ausschreibungen der Linienbündel unseres Netzes bis 2009, 2010 müssen die Unternehmen dann die Grenzwerte einhalten", erklärt Altenhein das Vorgehen. Eine bestimmte Technik schreibe man aber bei der Konzessionsvergabe nicht vor, denn Rußfilter seien nicht der Weisheit letzter Schluss.
So hat Ralph Nadler, Geschäftsführer des Dadina-Konzessionärs HAV, der Darmstadt und Dieburger Kreis bedient, die Devise ausgegeben: "Wenn ich oben Dreck rein gebe, kommt unten Dreck wieder raus." Und das sei "eigentlich blöd". Also hat die HAV nur einen Bus auf Rußfilter umgerüstet und testet nun an anderen biogenes Motorenöl und Bio-Kraftstoffe. "Das sieht vielversprechend aus", sagt Nadler. Bis Ende des Jahres wolle man die eigene Flotte umrüsten auf sauberen Kraftstoff, bei dessen Verbrennung keine Feinstäube enstehen.
Bio-Kraftstoff könne den Rußausstoß um bis zu 90 Prozent reduzieren - auch ohne Filter, sagt Nadler. In einigen Monaten will er auf dem Betriebsgelände in der Bismarckstraße 112 in Darmstadt sogar eine Biodiesel-Tankstelle installieren. Die Suche nach der "optimalsten Alternative" unternimmt die HAV auch im Bewusstsein, dass Rußfilter zurzeit wegen der quasi Monopolstellung zweier Unternehmen in Deutschland überteuert seien. Nadler: "Die könnten auch nur 1000 Euro kosten."