Zurück

28.05.2005

Quelle:Frankfurter Rundschau

In der Verkehrspolitik stehen die Zeichen auf Partnerschaft

Das Forum Verkehrsentwicklung legt nach vier Jahren eine Planung vor, die Darmstadts Bausünden früherer Jahrzehnte tilgen soll

Tempo 30 auf der Hügelstraße, keine Lastwagen-Schneisen mehr quer durch die Innenstadt, Partnerschaft von Auto, Bus, Tram, Rad und Fußgänger: Das Verkehrsforum entwickelt eine neue Verkehrspolitik.

Die Visionen des Forums sind vielfältig. Holz- und Kirchstraße werden Fußgängerzone. Die Heidelberger Straße bekommt durchlaufende Radverkehrsanlagen. Der Rhönring wird wieder eine ruhige Wohnstraße. Innenstadthändler bilden verkehrsmindernden Liefergemeinschaften. Das und mehr könnte in den nächsten zehn Jahren Realität werden. Doch in dem Planwerk steckt auch Zündstoff, an dem sich Planer und Politiker teilweise seit Jahrzehnten bereits abarbeiten.

"Verkehrsentwicklung ist nie konfliktfrei", gab OB Peter Benz (SPD) dem Verkehrsforum mit auf den Weg für dessen achte Sitzung. Das sollte versöhnen, schließlich sitzen im Forum so konträre Gruppen wie die Radfahrer- und Autofahrerlobby ADFC und ADAC, insgesamt gut 50 Teilnehmerriegen. Über 30 Sitzungsstunden haben sie seit 2001 geschafft - plus interne Diskussionen. Immer wieder sei das Forum auch "kurz vorm Platzen" gewesen, erinnerte Benz. Die Zweck-Koalition von ADAC bis ADFC, von Politik bis Wirtschaft, von Hochschule bis Verkehrsgesellschaft, hat aber gehalten. Und ein von Allen getragener Konsens über Änderungen und Neuerungen im Asphaltnetz konnte auch erarbeitet werden.

Neuralgische Punkte des unbefriedigenden Status-Quo sind bekannt: City-Ring mit Hügelstraße, Heidelberger Straße, das löcherige Radverkehrsnetz, innerstädtischer Lastwagenverkehr wegen fehlender Umgehungsstraßen. Das alles soll sich zum Positiven wenden, wenn die Politik dem Verkehrsentwicklungsplan (VEP) folgt. Die Chancen stehen dafür nicht schlecht, sind Magistrat und Verkehrsausschuss doch selbst im Forum. Dann würden erstmals alle Verkehrsteilnehmer als gleichberechtigt wahrgenommen: Auto, ÖPNV, Fahrrad und Passanten. Letztere könnten sich freuen, so der City-Ring nach Osten hin bis zur Teichhausstraße erweitert würde: Die Kurzraserstrecke Holzstraße könnte dann gar Fußgängerzone werden.

Tempo 30 im Blick

Ans ÖPNV-Netz sollen Park & Ride- und Bike & Ride-Systeme angeschlossen werden. In der Innenstadt sollten neu ausgewiesene Einbahnstraßen den Verkehr lenken zugunsten von Anwohnern und Besuchern. Tempolimits von 50 auf 30 Stundenkilometern gehen damit einher. Auf der Heidelberger Straße müsste der Autoverkehr wahrscheinlich auf eine Fahrspur verzichten, Ersatz für die Pendlerströme gäbe es in Form der parallelen Hindenburgstraße.

Ein Bekenntnis zur Nordostumgehung und zu einer Verlängerung der B 3 von der Anschlussstelle Grafenhäuser bis zur Eschollbrücker Straße hat das Forum auch abgegeben. Im Großen und Ganzen wird also ein Paket aus Kompromissen geschnürt, wo jede Interessenslage ebenso abgibt wie bekommt. Gisela Stete, federführende Verkehrsplanerin im Forum ist zufrieden: "Dann stehen wir 2015 viel besser da."

In seiner Schlussphase treibt das Forum auch die Aufregung um die neue EU-Luftreinhalte-Norm an. Dieser Norm, merkte Stete an, werden noch einige nachfolgen. 2010 kommen Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden und Blei, dann für Benzol, Kohlenmonoxid, Ozon, Arsen und einige Stoffe mehr. Soll die Stadt dann normgerecht lebenswert bleiben, muss der VEP weiter entwickelt werden.

Kurz-URL:

Link teilen: Quelle twittern 

Zurück