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06.01.2006

Quelle:Frankfurter Rundschau

RMV will Odenwaldbahn aufpeppen

Fahrgastzählungen sollen Aufschluss darüber geben, ob weitere Züge geordert werden müssen / Kritik reißt nicht ab

Nach dem misslungenen Start der Odenwaldbahn im Dezember will der Rhein-Main-Verbund die ersten Wochen des Jahres nutzen, um bestehende Probleme zu beheben. Pro Bahn prognostiziert indes, es dauere Monate, bis Verspätungen und überfüllte Züge der Vergangenheit angehören.

Horst Schnur (SPD), Landrat des Odenwaldkreises, findet die massiven Fahrgastbeschwerden an der privatisierten Odenwaldbahn einseitig. Zwar habe der Ärger über Verspätungen, Zugausfälle und überfüllte Waggons auch positive Seiten – sie böten wertvolle Hinweise zur Verbesserung; doch werde in der Öffentlichkeit „ vollkommen verkannt“, dass mit der am 11. Dezember gestarteten Odenwaldbahn ein Betriebskonzept realisiert worden sei, das 30 Prozent mehr Züge auf einer alten Infrastruktur vorsieht. Abgesehen von der komplexen Anbindung der Züge an den Frankfurter Hauptbahnhof sei diese Umsetzung „für alle Beteiligten eine Revolution“. Dass der Landrat eine Lanze für die Odenwaldbahn bricht, hat auch damit zu tun, dass der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) eine rasche Verbesserung der Situation in Aussicht gestellt hat.

Erste Ergebnisse im Januar

So hat es jüngst Gespräche zur Lösung betrieblicher und organisatorischer Mängel gegeben. Beteiligt waren daran der RMV, die DB Netz und die Betreiberfirma Vias. Das Thema Kapazitäten stehe „ganz oben auf der Tagesordnung“, sagt RMV-Geschäftsführer Volker Sparmann. Um Schwachstellen aufzudecken, will der RMV nach dem Ende der Weihnachtsferien Fahrgastzählungen vornehmen. Normalerweise sei dies noch zu früh, da sich erfahrungsgemäß erst nach mehreren Wochen und Monaten Fahrgastströme einpendelten. Allerdings, so Sparmann, nehme man die Kundenbeschwerden ernst und wolle rasch reagieren. Mit ersten Ergebnissen rechnet er im Januar.

Auch die Betreibergesellschaft Vias arbeitet an Verbesserungen. „Wir bitten unsere Fahrgäste um Verständnis dafür, dass es an den Fahrzeugen noch Mängel gibt“, sagt Christian Lambrecht, einer der VIAS-Geschäftsführer. Seinen Angaben zufolge handelt es sich bei den 22 neuen Waggons um Fahrzeuge, die noch keinen längeren Tests standhalten mussten. Daher arbeiteten Mechaniker des Herstellers Bombardier permanent daran, die zumeist kleinen Störungen zu beseitigen. Großen Einfluss auf Verspätungen habe auch die Umstellung auf elektronische Stellwerkstechnik im Frankfurter Hauptbahnhof gehabt.

Auch dort sei zu erwarten, dass in nächster Zeit eine Stabilisierung eintritt. Im Dezember hatte Lambrecht gegenüber der FR gesagt, möglicherweise würden auf bestimmten Abschnitten der Odenwaldbahn zusätzliche Züge eingesetzt. Trotz der Ankündigungen reißt die Kritik nicht ab. Gottlob Gienger von Pro Bahn räumt zwar ein, dass sich in der Ferienzeit die Lage gebessert habe, „aber wenn die Ferien vorbei sind, erwarten wir wieder chaotische Zustände.“

„Viel zu kurzfristig gehandelt“

Er befürchtet, dass es Monate dauert, bis weitere Züge gemietet und eingesetzt werden können. „RMV und die Vias haben viel geleistet. Auf der anderen Seite hat der RMV frühere Warnungen von Pro Bahn empört zurückgewiesen und stattdessen viel zu kurzfristig gehandelt“, sagt Gienger. Als Beispiel nennt er die Ausbildung von Arbeitslosen zu Servicekräften, „was sehr lobenswert ist, aber erst wenige Wochen vor dem Start angefangen hatte“. Die neuen Mitarbeiter seien deshalb von den Anfangsschwierigkeiten überfordert gewesen.

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