Nordostumgehung: Probleme für einen gemeinsamen Tunnel von Straße und Schiene in unterschiedlichen Höhenlagen
Scheitert ein Tunnel für die Nordostumgehung vor der Rosenhöhe an einem Hügel vor dem Löwentor? So stellten es gestern Vertreter der Stadt und des planenden Ingenieurbüros dar. In Höhe der Gleisbrücke Seitersweg werde, wenn man einen Volltunnel über die Gleise und die Nordostumgehung baut, ein drei Meter hoher Wall als Barriere zwischen Mathildenhöhe und Rosenhöhe liegen.
So stellt es jedenfalls Wolfgang Krumbholz vom Aschaffenburger Planungsbüro Obermayer dar. Dessen Machbarkeitsstudie hat der Magistrat, wie berichtet, zum Anlass genommen, einen Verzicht auf den Tunnel zu empfehlen.
Für einen Volltunnel gibt es nach Darstellung von Krumbholz zwei Probleme. Die Nordostumgehung unterquert den Vorplatz des Ostbahnhofs im Tunnel, liegt also bereits tief. Die Gleise der Odenwaldbahn liegen dort aber ebenerdig. Auf ein Niveau kommen beide Trassen erst ein ganzes Stück nördlich des Seiterswegs. Auf der Höhe der Seiterswegbrücke vor dem Löwentor dagegen liegen die Bahngleise deutlich höher als die Straße.
Die Bahn AG aber fordert für einen Tunnel eine Innenhöhe von mindestens 6,90 Meter, um eine spätere Elektrifizierung der Odenwaldstrecke möglich zu machen. Damit ragt der Tunnel am Seitersweg etwa anderthalb Meter über das jetzige Straßenniveau hinaus und müsste noch mindestens anderthalb Meter mit Erdreich aufgeschüttet werden, um dauerhaft begrünt zu werden, sagt Krumpholz.
Diese Aufschüttung ließe sich freilich reduzieren, wenn über dem Tunnel auf eine Begrünung mit Büschen und Bäumen verzichtet wird. Begrünte Hausdächer haben auch nur eine minimale Krume unter dem Gras. Damit wäre der Hügel am Seitersweg nur noch gut anderthalb Meter hoch und für Fußgänger bequem zu überqueren.
Noch weiter absenken könnte man denn Tunnel durch Tieferlegen der Gleise. Doch da tun sich nach der Einschätzung der Ingenieure sehr große Probleme auf. Die Gleise müssten sanft über eine lange Strecke abgesenkt werden. Schon im Bereich des Bahnübergangs an der Erbacher Straße käme man in Konflikt mit dem dortigen Straßenniveau. Die Kosten für eine derartige Gleisabsenkung seien noch gar nicht abzusehen, sagt Stadtbaurat Dieter Wenzel.
Gemeinsam mit Oberbürgermeister Peter Benz vertrat er gestern in einer Pressekonferenz die Magistratsmeinung, wonach auf Grund der Studie der Tunnel nun abzuschreiben sei. Benz bedauert vor allem, dass die Idee einer Überbauung des Tunnels nur auf einem kleinen Teilstück neben der Wolfskehlstraße möglich wäre.
Einen Teiltunnel nur für die Straße stellt die Studie auch in Frage, weil die Mehrkosten von 11,2 Millionen Euro mit dem zu erzielenden Effekt nicht zu rechtfertigen seien. Die bisher geplante Lärmschutzwand verringere den Straßenlärm für die Anwohner auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß. Ein Tunnel sei zwar ein besserer Schutz vor dem Straßenlärm. Es bestehe aber die Gefahr, dass von seiner Betonwand der Lärm der daneben fahrenden Eisenbahnzüge Richtung Wolfskehlstraße reflektiert werde.
Erneut wurde gestern auf zwei positive Ergebnisse der Studie verwiesen. Eine vierspurige Ausfahrtrampe zwischen Wohnblock und Woog in der Landgraf-Georg-Straße samt zweier daneben Richtung Woogswiese aufzuschüttender Busspuren ist nicht erforderlich. Der Abbiegeverkehr von der Nordostumgehung aus Richtung Südosten in die Landgraf-Georg-Straße wird über Parallelspuren neben der Einfahrtrampe in den Ostbahnhoftunnel geführt. Unterirdisch gibt es nur noch zwei Geradeausspuren Richtung Dieburger Straße.
Am Nordende des Tunnels soll es eine Verlängerung um 210 Meter geben. So werden die Wegebeziehungen im Bürgerpark und die Zufahrt zur Eissporthalle erhalten. Vor allem aber muss die neue Straßenbahntrasse samt Brücke über den Martin-Luther-King-Ring nicht verlegt werden.
Die Planung ohne Tunnel an der Wolfskehlstraße wird nun dem Planungsbeirat für die Nordostumgehung vorgelegt. Es ist zu erwarten, dass die beteiligten Bürgerinitiativen die Tunnelvariante noch nicht aufgeben werden.