Nahverkehr: Verkehrsverbund vergibt Betrieb offenbar an Konkurrenz – DB Regio bangt um 100 Arbeitsplätze
Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt und die Rurtalbahn sollen Ende dieses Jahres den Betrieb der modernisierten Odenwaldbahn übernehmen. Diese Information hat die Regionalleitung der Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio Hessen in einem Schreiben an ihre Mitarbeiter verbreitet. Demnach hat der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) den zum Fahrplanwechsel Ende dieses Jahres geplanten Betrieb an die Bietergemeinschaft beider Unternehmen vergeben. Während zuverlässige Kreise die Entscheidung der Nahverkehrsorganisation bestätigt haben, wollte RMV-Sprecher Peter Vollmer dazu keine Stellungnahme abgeben. Er verwies stattdessen auf die laufende Einspruchsfrist im Ausschreibungsverfahren. Nächste Woche wolle der RMV den Zuschlag bekannt geben. Unterdessen fürchtet DB Regio Hessen, die derzeit die alte Odenwaldbahn betreibt, den Verlust von Arbeitsplätzen.
Im Dezember dieses Jahres soll die dann erst teilmodernisierte Odenwaldbahn ihren Betrieb aufnehmen. Die zweite Bauphase des auf ein Investitionsvolumen von 72 Millionen Euro geschätzten Projektes soll Ende 2007 abgeschlossen sein. Das neue Odenwaldbahn-Konzept umfasst fünf Linien. Neben einer umsteigefreien Verbindung von Erbach über Darmstadt-Nord nach Frankfurt fahren die Züge im Taktverkehr den Hauptbahnhof Darmstadt und den Bahnhof Hanau an.
Mit fünf Bewerbern hatte der RMV in dem Auswahlverfahren Gespräche geführt. Die Namen der Beteiligten hielt der Verkehrsverbund unter Verschluss.
Die Bietergemeinschaft soll das mit Abstand günstigste Angebot vorgelegt haben. Die beiden beteiligten Unternehmen wollten keine Angaben machen. Die Rurtalbahn mit Sitz im nordrhein-westfälischen Düren verwies auf eine Stellungnahme in der kommenden Woche. Das 2003 aus der Dürener Kreisbahn, einer Tochterfirma des dortigen Landkreises, hervorgegangene Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 100 Mitarbeiter. Es betreibt Schienenverbindungen bei Düren und verfügt über eigene Güterverkehrs-, Infrastruktur- und Planungsabteilungen sowie über eine Werkstatt. Der Partner, die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), ist ungleich größer. Nach eigener Mitteilung ist sie mit 2400 Mitarbeitern der größte Verkehrsbetrieb Hessens. Sie betreibt sieben U-Bahn-, acht Straßenbahn- und 42 Buslinien.
Bei der DB Regio Hessen könnten von der RMV-Entscheidung etwa 100 Beschäftigte betroffen sein. Nach dem Schreiben an die Mitarbeiter müssen Kundenbetreuer, Triebfahrzeugführer, Werkstatt- und Verwaltungsmitarbeiter um ihre Arbeitsplätze bangen. Bahnsprecherin Cornelia Rauchenberger wollte gestern negative Auswirkungen auf das Personal nicht ausschließen, sollte DB Regio den Odenwaldbahn-Betrieb verlieren. Sie bestätigte zudem, dass sich das Unternehmen an der Ausschreibung beteiligt habe.
Unter den Beschäftigten herrscht Unklarheit über die Situation. Sie sollen nächste Woche in Versammlungen im Groß-Umstädter Stadtteil Wiebelsbach und in Darmstadt über den Stand der Dinge informiert werden.