Seit Januar gelten strengere EU-Richtlinien / Ergebnisse der Darmstädter Messstationen per Telefon und Internet abrufbar
Seit 1. Januar gelten strengere EU-Grenzwerte für die Atemluft. Städte müssen einen Luftreinhalteplan aufstellen. Für die Hügelstraëe in Darmstadt wurden 2004 die höchsten Schadstoffwerte, insbesondere bei Feinstäuben und Rußpartikeln, in Hessen bekannt gegeben. Was hat sich seither getan?
Dicke Luft in der Hügelstraße: Tag für Tag und auch nachts donnern schwere Lastwagen und Autos über die ansteigende Straße und den Citytunnel. Mehr als 14 000 Fahrzeuge täglich. Die Straße ist eine der Hauptachsen durch die City. Eine Luftmessstation steht am Ausgang des City-Tunnels.
Die Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Betreiberin der Anlage, misst für das Jahresmittel 2003 an dieser Stelle die höchsten Schadstoffkonzentrationen Hessens. Die Ergebnisse, die 2004 bekannt gemacht werden, übertreffen Werte an großen Ausfallstraßen in Frankfurt. 43 Mikrogramm Feinstaub sind an dem neuralgischen Darmstädter Punkt pro Kubikmeter in der Luft. Auch der Wert von 74 Mikrogramm Stickstoffdioxid übertrifft das erlaubte Maß; Stickoxide sind mit 136 Mikrogramm ebenfalls überdurchschnittlich hoch.
Die Grenzwertüberschreitungen sind seit Januar nicht mehr zulässig. So dürfen etwa Feinstaub und Rußpartikel, die vor allem durch Dieselfahrzeuge entstehen, das erlaubte Jahresmittel von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nicht übersteigen. Ab diesem Jahr gilt der 24-Stunden-Mittelwert der EU-Kommission von 50 Mikrogramm, allerdings darf der Wert nicht mehr als 35 Mal im Jahr überschritten werden. Werden die Grenzwerte nicht eingehalten, können Anwohner wegen der schlechten Luft klagen.
In Darmstadt wird an zwei Stellen die Atemluft kontrolliert: an der Hügelstraße und der Rudolf-Müller-Anlage. Künftig prüft die Landesanstalt die Luftqualität dort rund um die Uhr. Die Werte werden teilweise stündlich abgerufen.
Spitzenreiter
"In der Hügelstraße sind die Probleme erheblich. Es gibt sicherlich keine Stelle in Darmstadt, an der die Werte höher sind", sagt Ökodezernent Klaus Feuchtinger (Grüne). Die Stadt will die Ergebnisse der nächsten Monaten auswerten und Ursachenforschung betreiben. Teilweise, berichtet Feuchtinger, unterscheiden sich die Konzentrationen innerhalb von wenigen Tagen an der Hügelstraße ganz erheblich.
Feuchtinger ist wenig optimistisch, dass sich an der dortigen Situation auch mit dem Luftreinhalteplan gravierend etwas ändern wird. Die Mittel, die der Stadt rechtlich zur Verfügung stünden, reichten nicht aus. Wenn Grenzwerte überschritten seien, bleibe eigentlich nur die Minderung über ein Fahrverbot, aber das sei im Luftreinhalteplan des Landes nicht vorgesehen. Über solche drastischen Maßnahmen müsse aber nachgedacht werden, findet Feuchtinger und verweist auf die City-Maut in London oder ähnliche Bestrebungen der Schweizer Städte Bern und Zürich.
Der Ökodezernent kritisiert die deutsche Automobilindustrie, die die Entwicklung von Rußfiltern, wie sie etwa in Frankreich schon Standard sind, verschlafen habe. "Man kann eigentlich Autofahrern nur raten, kein Dieselfahrzeug ohne Rußfilter zu kaufen." Feuchtinger selbst fährt übrigens ein Drei-Liter-Auto mit Biodiesel aus Raps. Der rußt nicht, sondern riecht beim Anfahren nur nach Pommes Frites.
Siehe Interview und Kommentar
Die täglichen Ergebnisse der Darmstädter Luftmesstationen können im Internet unter www.hlug.de eingesehen werden oder beim städtischen Umweltamt unter der 06151 / 133283 abgefragt werden.