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03.02.2006

Quelle:Darmstädter Echo

Angst vor der „Autobahn“ bei Ober-Ramstadt

Ostumgehung: Verkehrsplan schlägt Wellen – Ärger in SPD, FDP unruhig, Grüne empört, CDU will Daten – Landrat kommt

Die mögliche Bedeutung der geplanten Ostumgehung Ober-Ramstadt als entscheidendes Puzzlestück einer neuen Ost-West-Achse für den Fernverkehr zwischen A3 und A5 hat vor Ort ein politisches Erdbeben ausgelöst. Nachdem die sozialliberale Koalition des Kreises Darmstadt-Dieburg in der vergangenen Woche mit der „wichtigen Problemlösung für die ganze Region“ an die Öffentlichkeit gegangen war, schlugen die Wogen in Ober-Ramstadt hoch. Und auch in den nächsten Tagen gibt es keine Ruhe: Am heutigen Freitag tagt das Ober-Ramstädter Parlament, am Montag trifft sich der Kreistag, und am Dienstag will Landrat Alfred Jakoubek auf Einladung der SPD die Bürger ab 19.30 Uhr in der Hammermühle informieren.

Vor allem in der SPD, die in Ober-Ramstadt eine absolute Mehrheit hat, „brannte die Hütte“, sagte die Parteivorsitzende Maria Früchtenicht dem ECHO am Rande des CDU-Neujahrsempfangs am Mittwochabend. SPD-Parlamentschef Reinhold Reinmöller schimpfte derweil: „Wir wollen hier keine Autobahn zur Entlastung der Darmstädter Innenstadt.“ Er selbst habe vor 25 Jahren schon gegen die damals überdimensionierte Westumgehung mobil gemacht. Jetzt sei er auch als „Wortführer“ gegen die befürchtete Transitroute aktiv. Wenn die Kreiskoalition die Transit-Variante weiterverfolgt, „stellen wir uns zur Not auch gegen unsere Kreis-SPD“, betonte Früchtenicht.

Wie berichtet, hat das Ober-Ramstädter Parlament den Bau der Ostumgehung selbst mit breiter Mehrheit gefordert – allerdings sollte es sich um eine lokale Entlastungstangente zur innerstädtischen Entwicklung des bisher brach liegenden MIP-Militärareals handeln. Der Kreis Darmstadt-Dieburg sollte die zwei Kilometer lange Route als Kreisstraße finanzieren. Doch nun sieht die SPD/FDP/FWG-Koalition im Kreistag die Ostumgehung plötzlich als Lückenschluss im Bundesfernstraßennetz und will auch die sich anschließende Kreisstraße 129 ausbauen. Das gesamte Stück zwischen der B 426 am Ober-Ramstädter Verkehrsknoten „Rondell“ bis zur B 38 in Höhe Zeilhard soll einen anderen Status bekommen: „Unverzüglich sind Verhandlungen mit der Landesregierung aufzunehmen“, um eine Aufstufung zur Landes- oder Bundesstraße zu erreichen, beantragt die Kreis-Koalition.

Als einzige Partei im Kreis haben sich die Grünen klar gegen das Projekt ausgesprochen, „weil es Ober-Ramstadt schadet“. Der Ober-Ramstädter Grünen-Ortsverband hatte die „Gefahr“ schon vor Jahren gesehen und hat nun sein Topp-Thema im Wahlkampf. Vor allem der grüne Jochen Baumann ist scharfer Kritiker der Straße.

Die CDU hat sich auf Kreisebene noch nicht klar positioniert, vor Ort ist sie hin- und hergerissen. Hier strebt Unions-Fraktionschef Wolfgang Rausch zur Entlastung des Stadtteils Hahn „die ganz große Lösung“ an, während Parteifreund Uwe Schuchmann das strikt ablehnt.

Einig ist sich die lokale CDU aber in ihrer scharfen Kritik, dass keine Prognosedaten über Verkehrsströme vorliegen. Genau wie die Grünen hatte die Union von Anfang an die „überregionale Sichtweise“ vermisst. Weil nach den Schritten der Kreiskoalition nun die „Geschäftsgrundlage für die alte Ober-Ramstädter Entscheidung“ entzogen ist, stellt die CDU für die heutige Stadtverordnetensitzung einen Eilantrag, der Verkehrsuntersuchungen fordert.

Größter Verfechter der überregionalen Transitroute ist der frühere hessische FDP-Wirtschaftsminister und heute FDP-Fraktionschef im Kreistag, Klaus-Jürgen Hoffie. Er sieht eine „charmante Linienführung“, die zwischen der B 26 bei Roßdorf und der A 5 bei Pfungstadt durch unbebautes Gebiet führt. Hoffies Parteifreunde in Ober-Ramstadt sind sichtlich weniger begeistert. Der liberale Heinz Huthmann, der auch im Kreistag mitmischt, folgt Hoffie noch am ehesten. Parteifreund Horst Schultze hat dagegen schon „große Angst“, dass die Nordostumgehung Darmstadt durch das Projekt bei Ober-Ramstadt gebremst wird. „Das darf auf keinen Fall passieren.“ FDP-Stadtrat Klaus Ramsauer schließlich sagte dieser Tage: „Die Zustimmung zu einer Landes- oder Bundesstraße wird es von uns auf keinen Fall geben.“

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