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19.04.2004

Quelle:Pressemitteilung der Landes-ASten-Konferenz Hessen

Nach harten Verhandlungen: RMV-AStA-Semesterticket soll bis 2011 verlängert werden

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und die hessischen ASten haben sich - vorbehaltlich der Zustimmung von Studierendenparlamenten und RMV-Aufsichtsrat - auf die Fortführung des Erfolgsmodells Semestertickets bis zum Wintersemester 2010/11 geeinigt! Sieben Monate dauerten die zähen Verhandlungen zwischen den Studierendenschaften und dem Verkehrsverbund. Zeitweise gerieten die Gespräche sogar so weit ins Stocken, dass zur Vermeidung des Scheiterns eine Schlichtung erwogen wurde. Das Problem: Die Studierenden können angesichts von Zwangsgebühren des Landes nicht die vom RMV eingangs geforderten Beträge aufbringen und der ÖPNV muss starke Kürzungen hinnehmen. „Beide Seiten haben trotz katastrophal schlechter Bedingungen letztlich alles daran gesetzt, einen Kompromiss zu erreichen. Beide Seiten sind dabei an die Grenzen des ihnen Möglichen gegangen“, so David Profit, studentischer Koordinator der Verhandlungen und Beauftragter des AStA der Goethe-Universität Frankfurt.

Am 19. April stellten die Studierenden und der RMV nun die Verhandlungsergebnisse vor. Ab kommendem Sommersemester beträgt der Semesterticketpreis für die Frankfurter Studierendenschaften 127,50 Euro und für die Hochschulen der Region 70,50 Euro. In den folgenden Jahren steigt der Preis jährlich um einen festgelegten Faktor. Als Endpreis 2011 zahlen die Studierenden der Region 86 Euro und die der Frankfurter Hochschulen 155 Euro. „Der Grund für die Steigerungen liegt in erster Linie in der Kompensation des Wegfalls von Subventionen für den Ausbildungsverkehr und in der wachsenden Akzeptanz des Tickets durch Studierende. Wenn mehr Studierende fahren, möchte der RMV auch mehr Geld“, erläutert David Profit.

Für Giessener und Idsteiner Studierende gibt es in den ersten drei Jahren einen Rabatt auf die Regionenpreise. Der Vertreter der Uni Gießen Christian Otto war dafür bei den anderen ASten eingetreten: „Mit dem Rabatt verbunden ist die Aufgabe für uns und die Stadtwerke Giessen vom RMV moderierte Gespräche über Verbesserungen zu führen. Unsere Studierenden entscheiden über den Erhalt des Tickets für Gießen. Ohne Rabatt hätte ich schwarz gesehen.“ Der Vertreter der FH Gießen, Matthias Kuttenkeuler verstärkt: „Das Busangebot in Gießen ist im Moment unter aller Kanone. Wenn wir mehr für das Semesterticket hätten bezahlen sollen, wären wir gleich ausgestiegen.“

Neu ist: ausländische Studierende an Studienkollegs können jetzt bereits einen Monat vor Semesterbeginn mit dem Ticket fahren. Ebenfalls neu: Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen ASten und RMV, an der es in der Vergangenheit deutlich mangelte, ist vertraglich festgelegt und durch empfindliche Sanktionen gesichert.

Der gefundene Kompromiss sei interessensgerecht für beide Seiten, so Profits Kollegin Ortrun Brand aus Marburg: „Für die Studierenden bedeutet der Kompromiss Mobilität im Hochschulraum, für den ÖPNV planbare Einnahmen in Höhe von etwa 200 Millionen Euro bis 2011. Deutliche Gewinnerin ist die Wissenschaftsregion Hessen, die sich ohne RMV-AStA-Semesterticket nicht entwickeln kann. Und auf der anderen Seite: Nur mit diesem Ticket als Solidarmodell können die Studierenden die anstehenden Umbrüche mit den erhöhten Mobilitätsanforderungen bewältigen.“ Die Einigung sichere nicht nur die ökologisch verträgliche Mobilität der Studierenden, sondern sei auch angesichts des Ausbaus des Hochschulraums Hessen zukunftssichernd. Denn ob gewollt oder nicht: Die Hochschulen werden stärker kooperieren müssen, und damit das für alle Studierenden praktikabel sei, sei ein solidar finanziertes Semesterticket die Grundlage, so die ASten.

Besonders frustrierend waren für die Verhandelnden die Kürzungen der Bundes- und Landesmittel nach der „Rasenmäher-Methode“. „Alle Bus- und Zugfahrkarten werden in den nächsten Jahren deutlich teurer werden,“ so Florian Gernhardt von der TU Darmstadt, „im Gegensatz zu anderen Verkehrsnutzern haben wir planbare Preise - zumindest für die nächsten sechs Jahre.“

Als besonders tragisch bewerteten alle ASten den Wegfall des IC/EC. Hier habe sich die Deutsche Bahn AG unerbittlich gezeigt. „Unsere Studierenden müssen zwischen zwei Hochschulstandorten pendeln, dafür brauchen sie den IC“, erläutert Claudia Seitz, Verkehrsbeauftragte der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt-Treysa. „Mit diesem Kurs gefährdet die Deutsche Bahn AG die Studienplanung von tausenden Studierenden.“ Die anderen ASten schlossen sich dieser Kritik an: Mit dieser Politik erschwere die Deutsche Bahn AG allen Studierenden im Hochschulraum Hessen die Bewältigung des Studienalltags, der immer höhere Mobilität fordere. „Hier ist ein Umdenken im Mehdorn’schen Elfenbeinturm nötig“, forderte Ortrun Brand.

„Neben dem harten, aber stets konstruktiven Verhandlungskurs verdanken wir die Einigung auch den für beide Seiten akzeptablen Kompromissvorschlägen. Dankend hervorheben möchten wir den hessischen Wissenschaftsminister Udo Corts und den Präsidenten der Universität Frankfurt Rudolf Steinberg“, so Profit. „Wir sind erleichtert, dass es zu einer Einigung gekommen ist,“ so Brand und Profit abschließend. „Denn dass wir es schaffen, das Semesterticket als Solidarmodell zu erhalten, war bis vor kurzem nicht absehbar. Das Semesterticket stand auf der Kippe.“

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