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17.12.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Behörde: Grüne Welle geht nicht

Ampelsteuerung: Sachgebietsleiter Lauer zählt bei einer Informationsveranstaltung die Widrigkeiten auf

Die Zahlen sprechen für sich: Rund 80 000 Autos sind in Darmstadt zugelassen, hinzu kommen täglich nochmals ebenso viele Pendlerfahrzeuge. „Wir haben mehr Autos als Einwohner, aber keine ordentliche Umgehung“, bringt Peter Lauer, Sachgebietsleiter Verkehrstechnik in der Abteilung „Bau und Betrieb“ des Straßenverkehrsamts, Darmstädter Verkehrsprobleme auf den Punkt.

Bei einer Bürgerinformation zum Thema „Wie werden Ampeln gesteuert?“ bestritt Lauer, dass eine „grüne Welle“ möglich sei. „Den Verkehrsfluss, den wir noch vor zehn Jahren hatten, werden wir nicht mehr erreichen“, erklärte er.

Ein Patentrezept könne es angesichts der begrenzten Verkehrsflächen nicht geben, sagte Lauer. Im Berufsverkehr seien die großen Knotenpunkte zu über hundert Prozent ausgelastet, Alternativrouten gebe es nicht. „Wir können nur daran drehen, dass es einigermaßen läuft“, erklärte er. „Das ist Mängelverwaltung.“

Hauptmaßnahme des Straßenverkehrsamts ist eine verkehrsabhängige Ampelsteuerung. Die Verteilung der Grünzeiten richte sich nach dem Verkehrsaufkommen zu verschiedenen Tageszeiten und reiche von 90 Sekunden in Spitzenzeiten des Berufsverkehrs über 70 Sekunden im Tagesverlauf bis zu 56 Sekunden. Auch auf Großveranstaltungen werde die Ampelschaltung abgestimmt.

Induktionsschleifen an den meisten Signalanlagen messen, wie hoch das Aufkommen an Autos, Fahrradfahren und Fußgängern ist. Trotz aller Bemühungen sei es unmöglich, es allen Verkehrsteilnehmern recht zu machen, sagte Lauer. Verlängere man an einer Ampel beispielsweise die Umlaufzeiten für die Autofahrer, müssten Fußgänger länger warten. Dauere die Warterei zu lange, bestehe die Gefahr, dass sie bei Rot die Straße überquerten. Vor allem auf Schulwegstrecken sei dies nicht akzeptabel.

Dass auch auf Hauptverkehrsadern die grüne Welle fehle, ist ein Vorwurf, den das Straßenverkehrsamt oft zu hören bekommt. „In der Kasinostraße fährt man von roter Ampel zu roter Ampel“, kritisierte ein Darmstädter bei der Informationsveranstaltung. Diese viel befahrene Straße sei ein „Paradebeispiel“, sagte Lauer und führte den Teilnehmern mit Hilfe von Diagrammen die Situation auf der Kasinostraße vor Augen: „Ich kann schieben und machen was ich will, für zwei Richtungen funktioniert nichts.“

Erschwert werde eine grüne Welle durch „Mehrphasenregelungen“ an den Knoten – ein Ergebnis der Sicherheitsaktion „Minus zehn Prozent“. Um die hohen Unfallzahlen an manchen Kreuzungen zu senken, wurden vielerorts eigene Grünzeiten für Linksabbieger eingeführt. Dadurch habe sich die Verkehrssicherheit verbessert, die Koordinierung der Ampelphasen aber erschwert, sagte Lauer.

Als weiteres „heißes Eisen“ griff der Verkehrsfachmann die beschleunigten Linien von Bussen und Bahnen auf. Nähert sich beispielsweise die „Schnelle 6“ von Eberstadt in Richtung Merck, heißt es für Autofahrer an den Ampeln eine Runde aussetzen. Nachts die Signalanlagen auszuschalten, um den Verkehrsfluss zu verbessern und Energiekosten zu sparen, hält Lauer für problematisch. Einem geringen Spareffekt stehe ein hohes Sicherheitsrisiko gegenüber. „Verkehrssicherheit geht vor“, sagte er.

Ein gewisser „Pförtnereffekt“ an den Ampeln der Einfallstraßen sei gewollt, gibt Lauer zu. „Ich lasse den Stau lieber vor der Stadt stehen als vor dem Elisabethenstift.“

Eine Zunahme des Verkehrs verzeichnet das Straßenverkehrsamt in jedem Winter. Rund drei Prozent der Verkehrsteilnehmer, die im Sommer zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Motorrad unterwegs sind, steigen in der kalten Jahreszeit aufs Auto um. Auch diese geringe zusätzlich Belastung ist auf den Straßen spürbar. „Es ist halt ein sensibles System“, erklärt Peter Lauer.

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