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02.09.2004

Quelle:Frankfurter Rundschau

Private buhlen um Frankfurts Buslinien

Ausschreibung für 2,9 Millionen Fahrplan-Kilometer läuft / VGF und Stadt hoffen auf Einsparungen beim Nahverkehr

Die Privatisierung des bislang kommunalen Omnibusnetzes geht voran. Traffiq hat 17 Buslinien im Frankfurter Osten ausge- schrieben. 26 Interessenten aus ganz Deutschland haben ihr Interesse bekundet. Die städtische VGF ist nicht dabei.
VON WOLFGANG SCHUBERT

Frankfurt · 1. September · Die Zukunft des kommunalen Verkehrunternehmens VGF liegt ausschließlich im Schienenverkehr. "Im Busbetrieb sind wir nicht mehr konkurrenzfähig", begründet Michael Budig, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) den seit langem feststehenden Beschluss. Deshalb hat das Unternehmen in den zurückliegenden Jahren das Fahrpersonal in der Bussparte konsequent abgebaut und die Busfahrer so weit wie möglich zu Straßenbahn- und U-Bahnfahrern umgeschult. Heute sind es nur noch gut 120 Busfahrer. 2006 sollen alle von der Gehaltsliste gestrichen sein. Die Buswerkstatt soll allerdings als "Dienstleistungsbetrieb" erhalten bleiben.

Neue Stadtbus-Gesellschaft

"Die Alternative im VGF-Konzern ist die ICB", sagt der Diplomingenieur Budig. Die In-der-City-Bus GmbH ist eine Gemeinschaftsgründung der VGF und des Wiesbadener Busunternehmens Sippel. Die VGF hält 51 Prozent der Anteile, Sippel 49. Die Buslinien im Frankfurter Norden werden schon seit Jahren von der ICB bedient. Die ICB kann ihre Leistungen günstiger anbieten, da der Tarif des Fahrpersonal rund 20 Prozent unter dem der VGF-Fahrer liegt. Die ICB, beteuert Budig, "ist wettbewerbsfähig aufgestellt". Dennoch hat auch die Billig-Lohn-Tochter im Kampf um fünf - allerdings kleine - Buslinien in Sachsenhausen voriges Jahr den Kürzeren gezogen. Den Zuschlag für die Busleistungen mit einem Auftragsvolumen von rund einer Million Euro hat die frühere Bahnbus-Tochter Verkehrsgesellschaft Untermain (VU) erhalten.

Ob die ICB beim nächsten Schritt in den Wettbewerb mithalten kann, ist offen. Eines aber ist schon jetzt sicher. Die Konkurrenz wird groß sein. Für das größte jemals in Deutschland ausgeschriebene Buspaket mit 2,9 Millionen Fahrplan-Kilometern im Jahr und einem Auftragsvolumen von rund zehn Millionen Mark haben nach Angaben von Traffiq-Geschäftsführer Hans-Jörg von Berlepsch 26 Unternehmen die Ausschreibungsunterlagen angefordert. Die Frist lief am 13. August ab. Bis 1. Oktober müssen Interessenten ihre Angebote abgeben. Die meisten kommen aus der Rhein-Main-Region, etliche aus ganz Deutschland. "Da sind so ziemlich alle ernsthaften Anbieter dabei", sagt Christian Schaefer, Fachbereichsleiter für Leistungsbestellung und Qualitätsmanagement bei der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft Traffiq: "Es haben alle die Unterlagen angefordert, von denen wir es erwartet haben". Schaefer schließt nicht aus, dass sich in der Endrunde Bewerber zu Bietergemeinschaften zusammentun, weil sie einzeln zu klein wären. Die hohe Zahl der Interessenten zeige, dass "von der Frankfurter Ausschreibung eine Signalwirkung für das ganze Bundesgebiet ausgehen wird".

paren beim Fahrpersonal

VGF-Geschäftsführer von Berlepsch erhofft sich als Folge des Wettbewerbs, dass sich der Aufwand für den öffentlichen Busverkehr in Frankfurt reduziert. Während bei der Beschaffung der Busse kaum Spielraum bleibt, weil deren Alter, Größe und Ausstattung vom Anti-Blockier-System über Rußfilter bis hin zur Klimaanlage und Haltegarten für Rollstuhlfahrer alles bis ins Detail vorgeschrieben ist, besteht nach Einschätzung Schaefers das größte Sparpotenzial beim Fahrpersonal. Wie deren Dienstpläne gestaltet und die Umläufe organisiert werden, sei Sache der Anbieter: "Da ist deren Innovation gefordert." Während Frankfurter Kommunalpolitiker wie der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Stadtverordnetenfraktion, Helmut Heuser, Einsparungen von 20 bis 30 Prozent voraussagen, ist von Berlepsch zurückhaltender: "Wir sind selbst gespannt, was dabei heraus kommt." Der VGF-Geschäftsführer hat sich als Ziel gesetzt, "dass wir mit den Einnahmen aus öffentlichen Zuschüssen und den Fahrgeldeinnahmen hinkommen und keine zusätzlichen Gelder der Stadt mehr benötigen".

Hintergrund:
Die Lokale Nahverkehrsgesellschaft Traffiq, die von der Stadt mit der Organisation des Nahverkehrs in Frankfurt beauftragt ist, will den Busverkehr nach und nach öffentlich ausschreiben. Dazu ist das Busnetz in fünf so genannte Bündel zerlegt worden, die jeweils rund 20 Prozent des Gesamtnetzes ausmachen.

Als erstes Paket war im Juni das Bündel D europaweit ausgeschrieben worden. Es umfasst 17 Linien, darunter alle neun Nachtbuslinien sowie die aufkommensstarken Buslinien 30 (Sachsenhausen - Bad Vilbel) und 36 (Westbahnhof - Sachsenhausen). Das Auftragsvolumen beträgt etwa zehn Millionen Euro. Benötigt werden für die 17 Linien rund 50 Busse. Im Januar soll der Auftrag vergeben werden.

Betriebsbeginn ist dann im Dezember 2005. Bisher werden die 17 Linien zu etwa 50 Prozent von der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) selbst bedient, der Rest von Subunternehmern im Auftrag der VGF. gang

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