Zurück

05.01.2006

Quelle:Frankfurter Rundschau

RMV führt Chip-Karte ein

Aufladbares Plastik-Ticket soll Papier-Fahrkarten ablösen / Erste Stufe des Projekts kostet 20 Millionen Euro / Hanau testet System seit vier Jahren

7000 Besitzer persönlicher RMV-Jahres-karten werden bis Ende Januar als Ersatz für ihr Papier-Ticket eine Chip-Karte erhalten. Der Plastik-Fahrschein ist als „Erlebniskarte“ auch Rabatt-Märkchen für Restaurants oder Geschäfte. In Hanau wird dieses System seit vier Jahren erprobt.

„Unser Ziel ist es, mittelfristig zwei Drittel der Fahrkartenautomaten einzusparen“, sagt RMV-Geschäftsführer Volker Sparmann. Der Verkauf der Tickets am Automaten kommt den Verkehrsunternehmen im Rhein-Main-Verkehrsverbund nämlich teuer zu stehen. Allein für Einsammeln, Vorsortieren und Abliefern der jährlich tonnenschweren Menge an Münzen gibt der RMV laut Sparmann rund zwei Prozent der Einnahmen von 600 Millionen Euro aus. Inklusive Anschaffungs- und Unterhaltskosten der Automaten, dem Aufwand für die Neuprogrammierung bei Preiserhöhungen sowie der Aufwendungen in den örtlichen Verkaufsstellen der Verbund-Partner summieren sich die Vertriebskosten auf etwa 60 Millionen Euro im Jahr. „Das ist entschieden zu viel“, sagt Sparmann.

Mit der elektronischen Fahrkarte will der RMV die Kosten drastisch senken. In der jüngsten Sitzung des RMV-Aufsichtsrats hat das Kontrollgremium dem Verbund jetzt grünes Licht für die etappenweise Einführung des E-Ticketing gegeben.

Ziel ist die flächendeckende Einführung des Plastik-Fahrscheins. Nutzer von Bussen und Bahnen erhalten von ihren Verkehrsunternehmen vor Ort künftig einen Fahrschein im Scheckkarten-Format, der mit einem Chip versehen ist. Er wird nach den Wünschen der Kundschaft aufgeladen und dient dann als Jahres,- Monats- oder Wochenkarte. Wer nur gelegentlich öffentliche Verkehrsmittel nutzt, kann eine aufgeladene RMV-Karte kaufen, von der jede einzelne Fahrt abgebucht wird – wie bei einer Prepaid-Telefonkarte. Dazu müssen die Fahrgäste ihr Plastik-Ticket beim Ein- und Aussteigen einfach an einem Lesegerät vorbeiziehen. Im Test sind darüber hinaus auch Mobiltelefone mit Chipkarten-Funktion.

Das neue System erfasst die zurückgelegte Strecke, berechnet den Preis und bucht das Geld entweder von der aufgeladenen Karte ab oder verschickt am Monatsende die Rechnung. Der Vorteil für die Kundschaft: Niemand muss sich mehr durch den Tarifdschungel des RMV orientieren. Den Fahrpreis ermittelt der Rechner – und er wählt sogar den günstigsten Tarif aus. Wenn eine Gelegenheitsfahrerin in einem Monat viel unterwegs ist und die Summe der Einzelfahrten den Preis für ein Monatsticket überträfe, muss die Kundin dennoch nur den Preis der Monatsfahrkarte zahlen. Diese so genannte Best-Price-Abrechnung ist noch Zukunftsmusik und wird voraussichtlich erst vom Jahr 2009 an zur Verfügung stehen

Höhere Pünktlichkeit der Busse

Das Verkehrsunternehmen Hanauer Straßenbahn (HSB) erprobt das elektronische Ticket seit vier Jahren. Laut Projektleiter Hans Schwab gehen bei der HSB, die jährlich zehn Millionen Fahrgäste befördert, bis zu neue 15 Anträge pro Woche ein. „Das System lebt“, sagt Schwab. Und es würde noch lebendiger, wenn es nicht auf Hanau und Bruchköbel begrenzt wäre. Wer nach Frankfurt pendelt, muss auf das herkömmliche RMV-Ticket zurückgreifen. Das, sagt Schwab, würden viele Fahrgäste bedauern. Dadurch gibt es einen Parallelbetrieb von zwei verschiedenen Systemen.

Eine weitere Schwäche sieht Schwab darin, dass die Bonität jedes Kunden überprüft werden müsse, weil die HSB ihm bis zur Abrechnung monatlich einen Kredit einräumt. Von Vorteil sei, dass die Busfahrer seltener Tickets verkaufen müssen. Das fördere die Pünktlichkeit und es bliebe mehr Zeit, Auskünfte zu geben. Mit dem Get-In-Ticket, wie es in Hanau heißt, kann auch das Schwimmbad, der Eintritt ins Museum oder das Anrufsammeltaxi bezahlt werden. Vor einem Jahr startete ein weiteres Projekt, bei dem statt der Chipkarte ein Handy zum Einsatz kommt.

Kurz-URL:

Link teilen: Quelle twittern 

Zurück