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25.01.2006

Quelle:Darmstädter Echo

Ein „Flickenteppich“ ist kein Mangel

B 26: Straßenbauamt nimmt sanierte Strecke trotz Unebenheiten ab – Keine Nachbesserung

Als Friedrich Schimpf aus Reinheim Anfang Dezember den Leserbrief von Frank Landzettel aus Roßdorf zur Sanierung der B 26 zwischen Darmstadt und Reinheim im ECHO las, konnte er nur zustimmen. „Warum ist der neue Belag nicht wesentlich ruhiger zu befahren, wieso sieht er aus wie ein Flickenteppich?“ fragte Pendler Landzettel vor gut fünf Wochen. Das wollte auch Friedrich Schimpf wissen und wandte sich deshalb an die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der hessischen SPD, Andrea Ypsilanti.

Von deren Büro bekam er nun eine Auskunft, die Fred Nerschbach, Leiter des Straßenbauamts, auf ECHO-Anfrage bestätigt. „Es sind keine gravierenden Mängel vorhanden“, sagt Nerschbach, jedenfalls aus vertraglicher Sicht nicht. Der Kontrakt mit der deutschen Firma, die den neuen Asphalt-Belag auf der B 26 gelegt hat, unterliege Richtlinien, den so genannten „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Fahrbahndecken aus Asphalt“, kurz „ZTV Asphalt-StB01“. Diese Richtlinien enthalten Angaben über die maximal zulässigen Unebenheiten. „Die liegen bei vier Millimeter auf vier Meter Länge“, erklärt Nerschbach. Diese Toleranz habe die Baufirma im Großen und Ganzen eingehalten: Das ASV konnte deshalb keinen Mangel geltend machen und eine Nachbesserung verlangen. Zwar gebe es einige Stellen, die über diesen Wert hinausgehen, „aber einzelne Stellen ausbessern macht die Sache nur schlimmer“, weiß Nerschbach.

Obwohl der Behördenleiter die Straße selbst als „wellig“ empfindet, seien ihm die Hände gebunden. „Wir können nur eine Korrektur verlangen, wenn ein Mangel vorhanden ist.“ Das aber ist nach den Richtlinien nicht der Fall. Inzwischen sei auch ihm zu Ohren gekommen, dass die Autofahrer Unebenheiten in der Fahrbahn feststellen, „und ich finde das Ergebnis auch nicht so toll, aber es ist eben kein Mangel“.

Aufgrund der einzelnen Stellen, die nicht den Richtlinien entsprechen, zieht das Straßenbauamt der Firma einen laut Nerschbach „geringen Betrag“ von der Rechnung ab. Die Kosten für die Sanierung zwischen Darmstadt und Reinheim beziffert er auf etwa 2,7 Millionen Euro. Die Fahrbahn bleibt aber wohl in den nächsten zehn bis 15 Jahren so, wie sie ist. Friedrich Schimpf empfindet das als „skandalös“.

Denn der Fall könnte sich wiederholen: In diesem Jahr steht laut Nerschbach die Sanierung der gegenüberliegenden Fahrbahn aus Richtung Dieburg an. Dann könnte auch die Firma, die bei Frank Landzettel und Friedrich Schimpf für Unzufriedenheit gesorgt hat, den Auftrag wieder bekommen. Die öffentliche Hand ist verpflichtet, den jeweils billigsten Anbieter zu nehmen. Es sei denn, er hat zuvor schon mangelhaft gearbeitet. Das aber eben ist laut Richtlinien nicht der Fall gewesen.

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