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01.04.2009

Quelle:Darmstädter Echo

Schüler sollen in Bussen für Ordnung sorgen

Pilotprojekt: Am Seeheimer Schuldorf Bergstraße bilden Dadina und Polizei 39 Jugendliche zu Fahrzeugbegleitern aus

SEEHEIM-JUGENHEIM. Von Marcella MärtelSchubsen, Drängeln, Rangeln, all das ist an der Tagesordnung, wenn die Schüler des Seeheimer Schuldorf Bergstraße nach dem Klingeln zu den Bussen strömen. An der Haltestelle treffen Schüler aller Altersgruppen aufeinander: von Schulanfängern der ersten Klasse bis hin zu Abiturienten. Da kann es schon Mal vorkommen, dass bei der Sitzplatzsuche die Kleineren beiseite gedrängt oder eingequetscht werden. Dazu kommt noch, dass Schulranzen und Taschen viel Platz wegnehmen und das Gedränge verschlimmern.

Das Projekt „Schulisches Mobilitätsmanagement“ der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina) soll nun Abhilfe schaffen. In Zusammenarbeit mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) wurde ein Konzept zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Schulen und öffentlichen Nahverkehrsorganisationen erstellt. Das schließt nicht nur Beratung und Information der beteiligten Schulen ein, sondern auch ganz gezielte Verbesserungen wie zum Beispiel die Anpassung von Fahrplänen an die Unterrichtszeiten.

Eine wichtige Maßnahme des schulischen Mobilitätsmanagements ist die Ausbildung von Jugendlichen Bus- und Bahnbegleitern. Seit Februar dieses Jahres ist das Pilotprojekt am Schuldorf in vollen Gange. 39 Schüler der achten und neunten Klasse durchlaufen derzeit die Ausbildung zu Bus- und Bahnbegleitern für die Linien, die das Schuldorf mit den Heimatgemeinden der Schüler verbinden. Rund 20 Stunden, verteilt über acht bis zwölf Wochen, umfasst das Training.

Die Idee für das Projekt hatte Wolfgang Berneit, Leiter des Haupt- und Realschulzweiges am Schuldorf, als er auf einer Klassenfahrt in Mittelhessen zufällig jugendliche „Fahrzeugbegleiter“ in Aktion beobachtete, die das Ein- und Aussteigen an der Bushaltestelle regelten.

„Als die Unterrichtszeiten im Schuldorf harmonisiert wurden, gab es Befürchtungen, dass es Probleme in den Bussen geben könnte, weil ältere und jüngere Schüler zusammentreffen“, sagt der Leiter des Schuldorfs, Ronald Seffrin. Doch von der Idee der Fahrzeugbegleiter zur praktischen Umsetzung ist es ein langer Weg.

Eine Broschüre zum Thema der Dadina gab den Ausschlag. Der Kontakt wurde hergestellt und das Projekt in Zusammenarbeit mit Polizei, dem RMV sowie Heag Mobibus, die die Busse für das Training stellt, in die Wege geleitet.

„Ich hätte nicht erwartet, dass es so einfach sein würde, Schüler für das Projekt zu begeistern“, sagt Berneit, „aber innerhalb kürzester Zeit hatten wir 39 Freiwillige beisammen und bisher ist noch keiner abgesprungen.“

Zurzeit übernimmt Robert Römer vom RMV die Ausbildung der Schüler, aber eine Mitarbeiterin der Dadina soll in Zukunft speziell für solche Projekte an anderen Schulen ausgebildet werden. In den eineinhalbstündigen Unterrichtseinheiten werden alltägliche Konfliktsituationen nachgestellt und Lösungsstrategien entwickelt. Es geht nicht nur darum, sich nicht provozieren zu lassen, sondern auch um Teamwork, denn die Begleiter sind nie alleine im Einsatz. Auch der Busfahrer ist immer möglicher Ansprechpartner. Für den Ernstfall vermitteln Polizisten der Jugendverkehrsschule Pfungstadt den Jugendlichen Rechtsgrundlagen zu Notwehr und Nothilfe, aber „dazu soll es gar nicht erst kommen“, sagt Rainer Diehl vom Polizeipräsidium Südhessen.

Ein Übungsszenario handelt von einem typischen Problem im Bus: Das Reservieren von Sitzplätzen. Ein Mädchen hat ihren Schulranzen auf dem Sitz neben sich platziert und weigert sich, den Platz für einen anderen Schüler zu räumen. „Das erste, was wir immer machen, ist uns vorstellen als Bus- und Bahnbegleiter“, erklärt Neuntklässlerin Angelina (15). „Dann reden wir mit beiden Parteien und versuchen, eine Lösung zu finden, mit der beide zufrieden sind.“ Überzeugende Argumente und Höflichkeit seien der Schlüssel zum Erfolg. „Wir hoffen, dass die Schüler ihresgleichen respektieren werden“, sagt Dadina-Geschäftsführer Matthias Altenhein. Außer Streitereien solle auch Vandalismus verhindert werden.

Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 5000 Euro, die zu vier Fünfteln von der Dadina und zu einem Fünftel vom Förderverein des Schuldorfs getragen werden. Nach Abschluss der Ausbildung bekommen alle Teilnehmer einen Ausweis und ein Zertifikat. Ab Anfang Mai sind die 39 Bus- und Bahnbegleiter dann aktiv im Einsatz in den Bussen und an den Haltestellen. Für Angelina ist die Arbeit Ehrensache: „Ich finde es toll, dass ich für die anderen Schüler etwas verbessern kann.“

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