Zurück

12.01.2005

Quelle:Frankfurter Rundschau

Tunnel erhöht Kosten um elf Millionen Euro

Machbarkeitsstudie zum Trassenverlauf der Nordostumgehung zwischen Seitersweg und Dieburger Straëe liegt vor

Trotz Kritik am offenen Verlauf der Nordostumgehung unterhalb der Mathildenhöhe will das Stadtplanungsamt an diesem Konzept festhalten. Das Amt beruft sich auf eine Studie, die geschlossene Varianten verwirft. Planer der offenen Trasse und Gutachter stammen aus demselben Ingenieurbüro.
Darmstadt · 11. Januar · Das Planungsamt empfiehlt nach Informationen der Frankfurter Rundschau, die Straëe in diesem Abschnitt wie bisher vorgesehen "in offener Bauweise mit Lärmschutz auszuführen." Eine geschlossene Trasse könne nicht verwirklicht werden, lautet die Begründung. Das Aschaffenburger Ingenieurbüro, das bereits die Nordostumgehung plante, hatte im Auftrag der Stadt drei Vorschläge untersucht: eine Überdachung der Straëe mit einem Deckel (Variante A), einen Tunnel für die Straëe (Variante B) sowie die Verlegung von Straëe und Bahngleisen unter die Erde (Variante C).
Das Büro habe von drei Bewerbern das günstigste Gebot abgegeben, sagte Baudezernent Dieter Wenzel (SPD) am Dienstag auf Anfrage. Er wies Kritik an der Unabhängigkeit der Gutachter zurück. Das Büro habe sogar den Vorteil, "in der Planung der Umgehung zu stecken".
Laut Machbarkeitsstudie kann die Nordostumgehung zwischen Seitersweg und Dieburger Straëe nicht durchgängig auf dem Höhenniveau der Bahngleise geführt werden, da die Straëe am Ostbahnhof aus einem Tunnel komme und dann wieder in einen Tunnel absinken solle. Ein Deckel in Form einer Galerie sei deshalb nur im mittleren Abschnitt technisch möglich.
Blick auf acht Meter hohe Wand
Der Straëentunnel (Variante B) verhindere laut Studie zusätzlichen Lärm für die Anwohner. Der Grünzug entlang der Trasse könne erhalten und sogar erweitert werden. "Es kann eine innerstädtische Grünfläche mit Erholungs- und Aufenthaltsfunktion entstehen." Laut Studie ist der Straëentunnel 11,2 Millionen Euro teurer als die offene Bauweise. Es sei aber fraglich, ob die Mehrkosten bezogen auf den Nutzen vertretbar seien. Denn der Tunnel habe stadtgestalterisch keinen Vorteil, da, von Osten aus gesehen, der Blick auf eine bis zu acht Meter hohe Betonwand falle.
Ein Tunnel für Straëe und Bahn sei 19,2 Millionen teurer als die bisherige Planung, die rund 56 Millionen Euro Gesamtkosten ausweist. Die Gutachter stellen ebenfalls in Frage, ob diese Mehrkosten gerechtfertigt sind. Der Aufwand für den Bau und das Risiko seien unverhältnismäßig hoch.
Die Erwartung, die Mehrkosten durch den Verkauf der Fläche über dem Tunnel finanzieren zu können, ist nach Auffassung der Gutachter unrealistisch. Ein weiteres Argument gegen diese Variante lautet: Für den Tunnelbau müsse der Bahneinschnitt über das bisherige Niveau hinaus aufgeschüttet werden. Dadurch werde die wichtige Blickachse zwischen Löwentor vor der Rosenhöhe und Mathildenhöhe zerstört.
Baudezernent Wenzel wollte zur Machbarkeitsstudie keine Stellung nehmen, da sie erst am heutigen Mittwoch im Magistrat behandelt werde. Der Vorsitzende der SPD Gervinus, Horst Knechtel, erneuerte dagegen seine Kritik an der Planung: Es entstehe zwischen Mathildenhöhe und Rosenhöhe eine autobahnähnliche Straëe.
Knechtel nicht kompromissbereit
"Die Bürger können sich noch gar nicht vorstellen, wie das dort dann aussieht." Sein Ortsverein halte an der Forderung fest, über die Trasse der Nordostumgehung einen begrünten Deckel zu bauen. "Wir sind hier nicht kompromissbereit."
Notfalls müsse die Stadt den Bau der Umgehung ein bis zwei Jahre zurückstellen, um "neue Finanzquellen für den Deckel zu erschließen." Knechtel sagte, er halte eine derartige Landschaftsbrücke zwischen Mathildenhöhe und dem Naturdenkmal Rosenhöhe technisch für machbar. "Zwischen Calais und Dover wurde unter dem Meer ein mehrspuriger Tunnel gebaut. Dann muss auch so ein Deckelchen möglich sein." Aus Knechtels Sicht scheitert ein Deckel nicht an der Bautechnik, sondern an der Finanzierung. "Es geht darum, wer bezahlt." Der SPD-Politiker betonte, dass er den Bau der Umgehung insgesamt nicht in Frage stelle.
Der Vorsitzende der Bürgerinitiative Rosenhöhe, Jürgen Glörfeld, kritisierte die Auswahl der Gutachter: "Wes" Brot ich ess, des" Lied ich sing." Das Aschaffenburger Büro sei nicht unabhängig. Die Initiative fordert, die Umgehung ab dem Ostbahnhof in einen Tunnel zu legen.

Kurz-URL:

Link teilen: Quelle twittern 

Zurück