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08.04.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Mit oder ohne Schranke

Nahverkehr: Pfungstadt sucht Standort für Bahnstation – Übergang kostet 2,1 Millionen Euro – Mehrheit für West-Variante deutet sich im Ausschuss an

„Für Pfungstadt ist das eine Jahrhundertchance.“ Wenn es um die Reaktivierung der Bahnstrecke geht, gerät Matthias Altenhein, Geschäftsführer der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina), fast schon ins Schwärmen. Ende 2007 sollen zwischen Pfungstadt und dem Darmstädter Hauptbahnhof wieder Züge pendeln.

Gegner dieses Projekts gibt es in Pfungstadt kaum, dafür aber offene Fragen. Nicht geklärt ist beispielsweise der Standort der Endhaltestelle. Erst wenn der feststeht, können die Planungen fortgesetzt werden.

Zwei Standorte werden diskutiert: eine West- und eine Ost-Variante. Die größten Chancen hat offenbar der Plan einer Endstation im Westen des ehemaligen Bahnhofgeländes mit Busbahnhof und Park-and-Ride-Platz. Während der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanz- sowie des Stadtplanungsausschusses deutete sich dafür eine Mehrheit an.

Vorteil ist die Nähe des Bahnhofs zur Stadtmitte. Dadurch könne nach Ansicht des mit den Planungen beauftragten Ingenieurbüros das Fahrgast-Potenzial am ehesten ausgeschöpft werden. Auch die Nutzen-Kosten-Analyse der Dadina ging von diesem Standort aus. Auch deshalb kamen die Gutachter zu dem Schluss, für das 4,2 Millionen Euro teure Projekt könnten Zuschüsse beantragt werden. Ohne diese Finanzspritze ist das Vorhaben ohnehin nicht zu finanzieren. Das wissen sowohl Dadina als auch die Stadt.

Dennoch birgt die West-Lösung auch Nachteile. Sie könnte den Bau eines beschrankten Bahnübergangs an der Eberstädter Straße erforderlich machen. Der kostet nach Angaben des Planungsbüros 2,1 Millionen Euro. Ein Drittel dieser Kosten müsste die Stadt übernehmen, den Rest teilen sich Bund und Deutsche Bahn AG.

Möglich wäre es jedoch auch, den Bahnhof im Westen zu bauen und die Eberstädter Straße auf Höhe des Bahnübergangs zu sperren. Der Verkehr sollte dann künftig über die Berliner Straße fließen. Wie berichtet, hatten die Freien Wähler (FWG) dies vorgeschlagen. Inzwischen rücken aber auch sie davon ab. Denn die Nachteile scheinen zu überwiegen. „Wir können aus der Berliner Straße keine Durchgangsstraße machen“, sagt Wolfgang Janß (SPD). Zu diesem Urteil kommt auch Jochen Kockegei (CDU). Und der Freie Wähler Manfred Gröninger räumt selbst ein, man müsse auch die Interessen der Tankstellen und eines Supermarktes beachten, die dann an einer Sackgasse lägen und um Kunden bangen müssten.

Der FWG-Vorschlag hat nur einen Vorteil gegenüber der Schrankenlösung: Er ist billiger. Das gilt auch für die so genannte Ost-Variante. Dieser Vorschlag der Bahn AG sieht vor, den Bahnhof im äußersten Osten des Bahngeländes zu bauen. Statt der Kosten für den Bahnübergang stünden rund 800 000 Euro für eine neue Straßenführung zu Buche. Bei dieser Variante wäre zwar das restliche Bahngelände besser zu vermarkten und der Gewinn für den Eigentümer größer. Doch die Bahnverbindung verliere an Attraktivität, wenn sie am Ortsausgang liege, argumentieren die Kritiker. Im Ausschuss sprach sich so auch niemand für diese Planung aus.

Auch wenn vieles auf eine Entscheidung zugunsten der ursprünglichen Lösung mit einem Bahnsteig im Westen samt Schranke hindeutet, sehen vor allem SPD und CDU noch Klärungsbedarf. Bis zur nächsten Sitzung am Dienstag (19.) fordern sie genaue Zahlen über die für die Stadt entstehenden Kosten für die unterschiedlichen Pläne. Die Entscheidung über den Bahnanschluss soll das Stadtparlament am 2. Mai treffen.

Der SPD-Mitgliederversammlung am heutigen Freitag (8.) ab 19 Uhr im Mühlbergheim, bei der die Kandidatenliste zur Kommunalwahl beschlossen werden soll, liegt auch ein Antrag für die West-Variante mit Schranke vor.

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