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13.09.2004

Quelle:Darmstädter Echo

Straßenbahn im Schneckentempo

Parlament: Nach der zweiten Prüfungsstufe sollen die Weiterstädter über mögliche Trassen informiert und befragt werden

Die Straßenbahn von Weiterstadt nach Darmstadt kommt vorerst weiter nur im Schneckentempo voran. In der Sitzung am Donnerstagabend haben die Stadtverordneten eine weitere Variante beerdigt: Eine Streckenführung nördlich der B 42 wird es nicht geben.

Die Darmstadt-Dieburger-Nahverkehrsorganisation (Dadina) hatte diese Strecke in den vergangenen Monaten auf ausdrücklichen Wunsch des Parlaments untersucht. Ergebnis war, dass die Strecke zwar das gleiche Fahrgastaufkommen haben würde wie die Alternative südlich der B 42, dass aber vor allem der dort erforderliche Lärmschutz die Stadt viel teurer käme. Der Beschluss, auf die Weiterverfolgung dieser Strecke zu verzichten, folgte daher auch einstimmig. Übrig bleiben jetzt noch die Alternativen Darmstädter Straße oder südlich der B 42. Beide Varianten werden nun durch die Dadina in einer weiterführenden Prüfung auf Herz und Nieren bezüglich Machbarkeit, Umsetzung und Kosten untersucht.

Für eine längere Debatte sorgte ein Antrag der SPD. Er sieht vor, dass nach Abschluss der Dadina-Untersuchung die Bürger nicht nur eingehend über das Projekt informiert, sondern auch zu der bevorzugten Trasse befragt werden sollen. Als „Verzögerungstaktik der SPD“ bezeichnete ALW-Fraktionsvorsitzende Dorothea Spätling-Slomka diesen Vorschlag. Zum einen hätten die Stadtverordneten die Verantwortung in Weiterstadt, zum anderen gingen Bürgerbefragungen aus Erfahrung meist Unentschieden aus. Tatsächlich denke sich die SPD stets weitere Anträge aus, die das Projekt verzögern und schließlich kippen sollen, so Spätling-Slomka: „Zeigt endlich Farbe und eiert nicht so rum“, rief sie schließlich den Weiterstädter Sozialdemokraten zu.

„Ihre Angst vor Transparenz stimmt uns bedenklich“, parierte Gerhard Müller für die SPD diese Angriffe und erinnerte süffisant an die Wurzeln der ALW in Zeiten der Startbahn-West. Die Mehrheit in der Bevölkerung für eine Straßenbahn sei längst nicht sicher und die Streckenführung mit der Haltestelle Forststraße in Braunshardt schlicht „Schwachsinn“. Sinnvoller sei eine weiter nach Norden in Richtung Schneppenhausen und Gräfenhausen führende Trasse. Dass seine Partei über die Straßenbahn uneins sei, räumte Müller ein, „aber die Fraktion wird eine Entscheidung treffen, wenn es an der Zeit ist. Jetzt ist diese Zeit nicht gekommen.“

Mit Hilfe der Freien Wähler, der GUD und einer Stimme der ALW bekam der SPD-Antrag die Mehrheit. Hierin wird der Magistrat zusätzlich aufgefordert, konkrete Gespräche mit dem Land, dem Kreis und vor allem der Stadt Darmstadt über das Projekt aufzunehmen. Deren Verkehrsdezernent Dieter Wenzel hatte am Mittwoch eine Tram zwischen beiden Städte befürwortet, eine Umsetzung innerhalb der nächsten fünf Jahre aber ausgeschlossen.

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