Informationsabend: Wie die Verkehrsbehörde versucht Ampelsteuerungen und Automassen in Einklang zu bringen
„Ja klar, wir kommen morgens ins Büro und überlegen uns, wo wir heute Staus verursachen könnten“, sagt Peter Lauer augenzwinkernd, Sachgebietsleiter im Bereich Verkehrstechnik beim Straßenverkehrsamt. Immer wieder beschweren sich genervte Bürger über die aus ihrer Sicht katastrophalen Ampelschaltungen und die vermeintliche Untätigkeit der Verkehrsbehörde.
Am Mittwoch hatte daher das Verkehrsamt zum Informationsabend „Straßenverkehr und Ampelsteuerung“ ins Technische Stadthaus an der Bessunger Straße eingeladen, um die Probleme beim Verkehrsmanagements zu verdeutlichen und Fragen der Bürger zu beantworten. Die Koordinierung des Straßenverkehrs kommt der Quadratur des Kreises nahe: Bis zu 165 000 Fahrzeuge drängen sich nach Lauers Angaben täglich auf Darmstadts Straßen. Mit 165 Signalanlagen, die mit einem Zentralrechner verbunden sind, versucht das Verkehrsamt diese Blechlawinen zu kanalisieren.
Trotz modernster Steuerungstechnik sind Schwierigkeiten programmiert: Darmstadt gehöre zu den Städten mit der höchsten Verkehrsdichte in Deutschland, erklärt Lauer den rund zwanzig Zuhörern. Wer zu Stoßzeiten in Gegenrichtung der Pendler unterwegs ist, hat freie Bahn, sieht aber trotzdem des öfteren rot. Schuld daran ist die bevorzugte Behandlung des steigenden Berufsverkehrs, der wohl ansonsten vollständig zum Erliegen käme.
Die Umlaufzeiten der Ampelanlagen variieren je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen zwischen 56, 70 und 90 Sekunden. In dieser Zeitspanne müssen alle Fahrtrichtungen nach ihrer jeweiligen Priorität bedient werden. So kann es passieren, dass Abbiegespuren nur für wenige Sekunden Grün erhalten. Da die Signalanlagen zudem in unregelmäßigen Abständen installiert sind und es an diesen Knotenpunkten auch unterschiedliche Ampelphasen zu koordinieren gilt, kann die Optimierung einer Fahrtrichtung Verzögerungen in der Gegenrichtung verursachen.
Bietet der Umstieg auf den ÖPNV eine Alternative zum überlasteten Individualverkehr? Lauer hat Zweifel: Würden nur fünf bis zehn Prozent umsteigen, könne die Heag diese Menge nicht mehr bewältigen. Bereits jetzt seien die Busse und Bahnen zu den Hauptverkehrszeiten überfüllt. „Unser jetziges Verkehrsnetz kann die Verkehrsmenge nicht aufnehmen“, fasst Lauer das Dilemma zusammen. „Was wir machen, ist letztlich Mängelverwaltung.“
Schon jetzt prognostiziert Lauer einen jahreszeitlich bedingten Anstieg der Blechlawinen auf Hauptverkehrswegen, wie der Rheinstraße. Denn in der kalten Jahreszeit würden erfahrungsgemäß viele Radler und Motorradfahrer aufs Auto wechseln. Trotzdem bemühen sich die Mitarbeiter des Verkehrsamts, gerechte Lösungen zu finden – und bitten um Verständnis. „Wir sind zwar auch nicht über alles glücklich“, sagt Lauer, „aber man kann vieles nicht anders regeln“. moja
Die Veranstaltung „Straßenverkehr und Ampelsteuerung“ wird monatlich angeboten werden. Die nächsten Termine sind am 18. November und am 13. Dezember. Beginn ist jeweils um 19 Uhr im Technischen Stadthaus in der Bessunger Straße 125. Es wird um Anmeldung unter Telefon 06151/13 21 50 gebeten.