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02.01.2006

Quelle:Darmstädter Echo

Führt die Entlastung zu einer Belastung?

Straßenbau: Unterschiedliche Auffassungen zum Nutzen und zu den Kosten einer Zwingenberger Umgehung

Eine Stadtentlastungsstraße, das sagt schon der Name, rechtfertigt sich vor allem durch eine Entlastung der Stadt. Genau dieses Resultat bezweifelt die Zwingenberger Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie (GUD), die sich in einer Presseinformation Ende vergangenen Jahres noch einmal deutlich gegen eine Umgehungsstraße für Zwingenberg aussprach.

Zwar wird die Straße nach derzeitigem Planungsstand frühestens 2009 verwirklicht, schon jetzt ist zwischen den politischen Fraktionen jedoch eine Diskussion ausgebrochen, ob die Entlastung am Ende zur Belastung für die Stadt wird.

Geplant ist, die neue Straße über einen Verkehrskreisel nördlich von Zwingenberg zugänglich zu machen, sie mittels einer Brücke über die Bahnverbindung im Nordwesten der Kommune zu führen, bis sie nach etwa 1,4 Kilometer westlich von Zwingenberg an die Platanenallee angeschlossen wird. Hans-Heinrich Spieß (GUD) wendet sich gegen eine Aussage der CDU und FDP, die Anfang Dezember im Rahmen eines Informationsstandes auf dem Löwenplatz der GUD vorgeworfen hatten, sie wolle das Projekt durch Streuen von falschen Aussagen verhindern.

Dabei geht es um die Zahl der Autos, die durch eine Umgehungsstraße nicht mehr durch Zwingenberg rollen würden. Während die FDP auf der Bundesstraße 3 im Abschnitt Heidelberger Straße täglich eine Entlastung von 3900 und in der Walter-Möller-Straße von 6900 Fahrzeugen für realistisch hält, bezweifelt die GUD diese Werte.

Beide Fraktionen stützen sich auf ein Verkehrsgutachten, aus dem Jahr 2003. Zwar liegt dem Gutachten ausschließlich das Verkehrsaufkommen von 2002 zugrunde, eine Zunahme des Verkehrs bis 2015 wurde jedoch eingerechnet. In zehn Jahren würde eine Entlastungsstraße nach Berechnung des Gutachtens in der Walter-Möller-Straße eine Entlastung von 70 Prozent bringen, in der Heidelberger Straße, Höhe Wiesenstraße, von 13 Prozent.

Wie stark die Entlastung in absoluten Zahlen ausfällt, ist dabei in begrenztem Maß Auslegungssache des Verkehrsgutachtens. Legt man als Maßstab ausschließlich eine Entlastung auf der Heidelberger Straße an, ist die Entlastung geringer als von der FDP veranschlagt, zieht man die Nebenstraßen am südlichen Ortsende entlang der Heidelberger Straße in die Berechnung ein, erreicht man in etwa das Entlastungsniveau, das die FDP-Fraktion sieht.

In der Diskussion ist derzeit kein Konsens zu erwarten. Nach Meinung der GUD-Fraktion werden die zu erwartenden Entlastungen übertrieben und die voraussichtlichen Kosten nicht realistisch dargestellt. Die FDP-Fraktion fürchtete dagegen eine Abnahme der Lebensqualität, sollte das Projekt nicht realisiert werden. Um das zu verhindern, „braucht Zwingenberg unbedingt eine Stadtentlastungsstraße“, erklärte FDP-Ortsvorsitzender Holger Habich. Durch die relative Nähe zu den Autobahnen 5 und 67 befürchtet die FDP bei allgemein zunehmendem Verkehr das Nutzen Zwingenbergs als Ausweichstrecke. „Wenn die Autobahn dicht ist, quälen sich tausende Fahrzeuge zusätzlich durch unsere dann ohnehin stark befahrene Ortsmitte“, so Habich. Die Lösung des Problems sieht die Zwingenberger FDP in der innerörtlichen Entlastungsstraße.

Die Kosten, die mit rund fünf Millionen Euro kalkuliert werden, hält die FDP für finanzierbar. „Wir erwarten einen Zuschuss aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes in der Größenordnung von 70 Prozent“, erklärt Becker. Damit müsste Zwingenberg etwa 1,5 Millionen Euro selbst aufbringen.

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